Die Energiewende proben - (wie) geht das?
Energiewende Proben - Worum geht es?
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Bis 2030 soll Strom in Österreich vollständig und Wärme weitgehend auf erneuerbare Energien umgestellt sein. Dazu müssen neue Wärme- und Kältelösungen etabliert werden, die Windkapazität etwa verdreifacht und die Fotovoltaik Kapazität etwa verzehnfacht werden. Die kombinierten Strom-Wärme-Lösungen (sog. Sektorkopplung) und die physische und digitale Einbindung erneuerbarer Energien in Strom- und Wärmenetze müssen weitgehend umgesetzt sein. Die Entwicklung von integrierten regionalen Energiesystemen spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Der Umbau der Energieinfrastruktur und der Steuerungsprozesse wird zu einem großen Teil dezentral in den Regionen erfolgen. Dabei muss sichergestellt werden, dass Menschen und Regionen an der Energiewende und an der Wertschöpfung im zukünftigen Energiesystem teilhaben können und diese Transition aktiv mitgestalten. Nur so kann eine hohe Akzeptanz bei den Bürger:innen erreicht werden. Die Forcierung der gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen (Bürgerenergie) sowie des „gemeinschaftlichen Eigenverbrauchs" in der Region kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Energiewende proben - das Reallabor als Idee
Eine Idee wird aktuell vielerorts diskutiert und auch versucht in die Tat umzusetzen: Man könnte (und müsste) doch die Energiewende eigentlich proben und den Umgang mit neuen Lösungen trainieren und testen, bevor man in die breite Umsetzung geht. Die Überlegungen dahinter sind etwa folgende:
Wenn etwas in großem Stil eingesetzt werden soll, muss man es vorher auch in ähnlichem Umfang proben. Das bedeutet, dass neue Technologien und Lösungen schrittweise in größeren Formaten getestet werden müssen. Ziel dabei ist, dass diese schließlich praktisch angewandt und in vielen verschiedenen Lebensbereichen eingesetzt werden.
Dieses Hochskalieren ist insbesondere dann eine Herausforderung, wenn es um ein komplexes System geht, in dem auf vielen verschiedenen Ebenen unterschiedliche Akteure zusammenarbeiten. Also ein System, in dem neue Technologien im Zusammenspiel funktionieren müssen, in dem verschiedene Organisationseinheiten und Infrastrukturen zusammenwirken und in dem auch „der Faktor Mensch" eine zentrale Rolle spielt. So ein komplexes System ist das künftige Energieversorgungssystem.
Ein „Reallabor" ist im Verlauf des Hochskalierens sozusagen der letzte Schritt vor der Umsetzung. Der ultimative Praxistest für das, was rein technisch schon machbar ist:
Hier werden innovative Technologien in einem realen Umfeld zusammengebracht, in realem Maßstab erprobt und auch Systemwechselwirkungen beobachtet.
Ein Reallabor deckt ganze Wertschöpfungsketten ab – von der Erzeugung über die Speicherung bis hin zu Transport und Nutzung von Energie. Es geht also nicht um Einzelprojekte, sondern darum, wie das Zusammenspiel der Elemente des regionalen Energiesystems funktioniert (unterschiedliche Erzeugungsanlagen und Energieformen, Quartiere und Energiegemeinschaften, Netze-Verbraucher-Speicher, etc.).
Unterschiedliche Regionen in Österreich haben dabei unterschiedliche Voraussetzungen für den Einsatz der verschiedenen erneuerbaren Energietechnologien. Aber auch die Struktur der Verbraucher und der Infrastrukturen- von Energienetzen bis zu Gebäuden- ist beispielsweise in landwirtschaftlich dominierten Regionen, Industrieregionen oder Alpenregionen unterschiedlich.
Geht denn das in der Praxis wirklich? Und wenn ja - wie?
In der praktischen Umsetzung solcher Reallabore stellen sich naturgemäß einige Fragen und es treten Probleme auf, für welche konkrete Lösungen gefunden werden müssen.
So liegt es zum Beispiel keineswegs auf der Hand, wie man im heutigen Energiesystem eine Testsituation im realen Umfeld schaffen kann, die Gegebenheiten im zukünftigen Energiesystem vorwegnimmt und modellhaft abbildet.
Wo findet man z.B. eine räumliche Dichte von Fotovoltaik Anlagen, die es ermöglicht mit der zukünftigen Herausforderung der Netzintegration aktiv zu arbeiten? Oder kann man versuchen eine solche Situation in einem abgegrenzten Gebiet gezielt herzustellen? Wie kann man Elemente der Sektorkopplung oder Speicher im realen Umfeld testen, wenn es für deren Einsatz noch weder einen Markt, noch klare Spielregeln gibt?
Weiter Fragen stellen sich im Hinblick darauf wer Interesse hat mitzumachen und auf die Möglichkeiten der Einbindung von Nutzern. Kann man einem Bürger oder einer Bürgerin zumuten in einer „Testregion" zu leben? Was passiert, wenn etwas nicht funktioniert- immerhin wollen wir ja neue Systeme testen? Sind Betreiber von Gebäuden und anderen Infrastrukturen oder Gewerbebetriebe bereit mitzumachen? Was macht man mit den entstehenden Mehrkosten? Wer ist bereit in das gemeinsame Lernen zu investieren und unter welchen Bedingungen? Auch Fragen der Technologiewahl und Ausstattung sind zu beantworten. Wer stellt die Geräte, Software und Hardware dafür bereit? Gibt es die überhaupt schon, so wie wir sie brauchen, oder muss etwas Neues entwickelt werden? Was brauchen wir überhaupt, bzw. welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Am Ende wollen wir etwas Bestimmtes dabei herauskriegen. Zum Beispiel Modelllösungen für bestimmte typische Regionen, oder die beste Lösung für unsere eigene Region, und so weiter. Wer stellt sicher, dass die richtigen Fragen zur richtigen Zeit gestellt werden und dann auch zielstrebig beantwortet werden? Wer arbeitet heraus, was der erste, zweite und nächste Schritt ist der gemeinsam gemacht werden soll? Wie können wir von anderen lernen, die etwas Ähnliches versuchen? Vielleicht in einer anderen Region in Österreich, vielleicht aber auch zum Beispiel irgendwo in Deutschland oder in Schweden? Wie organisieren und finanzieren wir diese Dienstleistungen?
Weitere Infos zu laufenden Initiativen
Fachdialog
Das Klimaschutzministerium führt dazu seit 2021 einen Fachdialog, bei dem Initiator:innen und Teilnehmer:innen in Reallaboren, Living Labs, Sandboxes und ähnlichen Unternehmungen über ihre Erfahrungen berichten und mit weiteren Experten und Expertinnen offene Fragen diskutieren. Dazu finden regelmäßig Workshops, Seminare und andere Dialogformate statt. Ziel ist es, einen gemeinsamen Überblick zum Stand des Wissens über die Planung und Umsetzung von Reallaboren zu gewinnen und Schlussfolgerungen für die weitere Umsetzung in Österreich zu ziehen.
Geförderte Reallabore
Folgende drei Reallabore werden gefördert:
- Zwei Reallabore, die aus den Sondierungen „Innergy" und „WeizPlus" hervorgegangen sind
- Ein Reallabor, das auf dem Innovationslabor „act4energy" hervorgeht.
Rückblicke auf vergangene Termine
Informationsveranstaltung zu aktuellen Energiewende-Ausschreibungen
4. Dezember 2023, 13:00 - 15:00 Uhr
Online
Die FFG stellt zwei vom BMK und vom Klima- und Energiefonds finanzierte Förderinitiativen vor, durch die Projekte, die einen Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele leisten, unterstützt werden sollen: „100%-Erneuerbare-Energie-Reallbore" und „Energieforschung".
FFG-Informationsveranstaltung: Ausschreibungen zur Energiewende 2022
13. Jänner 2023, 10:00 - 13:00 Uhr
Diese Veranstaltung informiert über die wichtigsten Eckpunkte (Inhalte, Instrumente & Kostenabrechnung) dieser Förderinitiativen. Im Rahmen von vier Ausschreibungen werden aktuell über 40 Mio. EUR für Forschungs-, Entwicklungs- und Umsetzungsprojekte im Kontext der Energiewende bereitgestellt.
Workshop "Produktionstechnologien und Photonik für die Energiewende"
11. Mai 2022, 13:00 – 17:00 Uhr
Beim vierten Fachdialog 2022 stehen Experten und Expertinnen aus den Bereichen Produktionstechnologien, Photonik und Energie mit Interesse an Synergien aus der interdisziplinären FTI-Zusammenarbeit im Fokus.
Workshop "Digitale Technologien und Datensysteme für die Energiewende"
28. April 2022, 9:00 - 14:30 Uhr
Beim dritten Fachdialog 2022 stehen Expert:innen aus den Bereichen Datenökosysteme und Energie mit Interesse an Synergien aus der interdisziplinären FTI-Zusammenarbeit im Fokus.
Workshop "Weltraumdaten & -services für die Energiewende"
30. März 2022, 9:00 - 14:30 Uhr
Beim zweiten Fachdialog 2022 stehen Expert:innen aus den Bereichen Weltraumforschung und Energie mit Interesse an Synergien aus der interdisziplinären FTI-Zusammenarbeit im Fokus.
Workshop „Innovation in der Schnittmenge von Energie und Mobilität"
3. März 2022, 9:00–14:30 Uhr
Im Rahmen dieses Workshops möchten wir Sie mit den Fortschritten und Herausforderungen der Mobilitätsforschung im Kontext der Energiewende bekannt machen und gemeinsam Fragestellungen in den Querschnittsthemen zwischen Energie- und Mobilitätsforschung nachgehen.
Reallabore für die Energiewende – Austausch mit Forschungsinstitutionen
20. Dezember 2021, 13:30 - 17:30 Uhr
Diesmal stehen Forschungsinstitutionen mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen zur Umsetzung der Energiewende im Mittelpunkt des Fachdialogs. Im Workshop wird die BMK FTI Initiative „100%-Erneuerbare-Energie Reallabore" kurz vorgestellt, anschließend werden spezifische Fragen mit den Forschungsinstitutionen diskutiert.
Zum Rückblick und Aufzeichnung anschauen
MIAConference – Zielsichere Wende mit Forschung und Innovation
28. April 2021, 09:00 - 12:30 Uhr
Veränderung ist gelebte Erneuerung. In den nächsten zehn Jahren wird ein kompletter Umbau unserer Energiesysteme erfolgen. Weitreichende Schritte hin zu einer vollständigen Kreislaufwirtschaft gilt es vorzubereiten.
Wie können Forschung, Entwicklung und Innovation als Motor zum zielsicheren Wandel von Gesellschaft und Wirtschaft beitragen? Welche Rolle spielen Forschung & Entwicklung auch in Hinblick der ambitionierten Klimaziele bis 2030 und 2040?
Es erwarten Sie hochkarätige Keynote-Vorträge, spannende Diskussionen und die Verleihung der MIAOnline Awards 2021 durch BM Leonore Gewessler.
Außerdem blicken wir nach Tirol zu unseren Veranstaltungspartnern, dort finden sich bereits spannende regionale Antworten. Das energiepolitische Programm TIROL 2050 energieautonom baut auf die zahlreichen Schritte und vielfältigen Ideen der Menschen in Tirol – von Politik und Bevölkerung, Jung und Alt, vom Trendlabor bis zum Wirtschaftsnetzwerk.
Die Energiewende proben – (wie) geht das? 2. Workshop
25. März 2021, 13:00 - 16:00 Uhr
Online-Event
In dieser zweiten Veranstaltung wollen wir den Begriff des Reallabors schärfen und auf konkrete Fragen aus der Community eingehen. Ziel des Workshops ist es, die österreichischen Akteure untereinander zu vernetzen und erste Ideen in einem Co-opetition Modus weiterzuentwickeln.
Die Energiewende proben – (wie) geht das? 1. Workshop
27. Jänner 2021, 09.00 - 12.00 Uhr
Online-Event
In dieser ersten Veranstaltung werden Initiator:innen und Mitgestalter:innen ausgewählter Reallabore, Living Labs und Sandboxes über ihre Erfahrungen berichten. Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, ihre Fragen und bisherigen Erfahrungen offen mit den Expert:innen zu diskutieren. Ziel dieses ersten MIA Online Events 2021 ist es, anhand von konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie ein Proben der Energiewende in großem Maßstab realisiert werden kann.
Kontext-Links
Fachdialog und Ausschreibungen
- Video: Energiewende Proben - Worum geht es?
- Auftaktveranstaltung zum Fachdialog (27.Jänner 2021)
- Förderung von Konzepten für Reallabore (SdZ 8. Ausschreibung/Subthema 2.4 Vorbereitung von Reallaboren (B) 100 % Erneuerbare Energie – Reallabore für Österreich)
Interessante Initiativen
Weiterführende Informationen und Ressourcen
- Financial instruments for scaling up bankable solutions (Celsius Initiative)
- Ganz Österreich als Energiemosaik
- Klimafonds Dossier Finanzierung für die Energiewende
- Klimafonds Dossier Blackout
- Social Innovations for Energy Transition
- Integrierte regionale Energiesysteme - siehe dazu "Mission Entwicklung integrierter regionaler Energiesysteme und Netze" (Seite 20 sowie die zugehörigen Innovationsziele, Seite 21 ff)
Energiewende im Praxistest
Reallabore für die klimaneutrale Energieversorgung
energy innovation austria
3/2023
Herausgeber: BMK gemeinsam mit dem Klima- und Energiefonds
Deutsch, 16 Seiten