M-DAB2: Materialintensität der Innenentwicklung - Ressourcenbewertung und Lokalisierung städtischer Entwicklungspotenziale

Bei der Bewertung von Innenentwicklungspotenzialen soll erstmals auch die Materialintensität der Innenentwicklung (anfallende Stoffmengen) für unterschiedliche Entwicklungsvarianten berücksichtigt werden. Dabei wird ein Methodenset zur holistischen Bewertung von Potenzialflächen und verschiedene Entwicklungsvarianten und -szenarien zur ressourcenschonenden Innenentwicklung geschaffen.

Kurzbeschreibung

Ausgangssituation/Motivation

Der jährliche Bodenverbrauch in Österreich liegt bei über 47 km² (mehr als die Fläche von Eisenstadt) und damit deutlich über dem Zielwert von 9 km² pro Jahr, welcher im aktuellen Regierungsprogramm für das Jahr 2030 angestrebt wird (Umweltbundesamt 2021 und Bundeskanzleramt 2020).

Bei der fortschreitenden Zersiedelung entsteht zusätzlich zur Fläche der Bauwerke ein erheblicher Mehrverbrauch an Flächen und Primärressourcen, da zudem neue Infrastruktur für Verkehr sowie Ver- und Entsorgung errichtet werden muss. Die gezielte Entwicklung des bestehenden Siedlungsraumes („Innenentwicklung", Grams 2015) führt zur Reduktion des jährlichen Bodenverbrauches und birgt großes Potenzial, den Primärressourceneinsatz zu reduzieren.

Um die geeigneten Potenzialflächen (siehe Abb. 1) zu identifizieren und zu bewerten, müssen eine Vielzahl von Faktoren (z.B. Lage, bestehende und angestrebte Bebauungsdichten oder die Kapazitäten und Qualitäten vorhandener Infrastrukturen) miteinfließen. Dabei werden jedoch anfallende Mengen an Bau- und Abbruchmaterialien in der städtebaulichen Bewertung von Innenentwicklungspotenzialen bislang nicht berücksichtigt.

Inhalte und Zielsetzungen

Ziele und Innovation: Das Projekt verfolgt das Ziel der Verortung, Qualifizierung und Quantifizierung von Innenentwicklungspotenzialen und soll dabei erstmals auch die Materialintensität der Innenentwicklung (Materialumsatz) für unterschiedliche Entwicklungsvarianten, sowohl aus Entwicklersicht als auch aus gesamtstädtischer Sicht bewertbar machen.

Methodische Vorgehensweise

Die Entwicklung der Kriterien und Überprüfung mit GIS-gestützter, automatisierter Umfeldanalyse erlaubt den Vergleich unterschiedlicher Varianten (z.B. Abriss und Neubau, Zubau, Umbau) in Abhängigkeit zur jeweiligen Umgebung und bildet die Grundlage für eine systematische Optimierung der Standortplanung (siehe Abb. 2).

Basierend auf der erweiterten Datengrundlage des Vorgängerprojekts M-DAB werden Potenzialprofile für unterschiedliche Gebäudetypen und Liegenschaften (Bauperiode, Nutzung, Bauklasse) erstellt.

Für diese werden Entwicklungsvarianten erarbeitet, wobei diese hinsichtlich des minimalen Ressourcenverbrauches (Boden und Materialressourcen) optimiert werden. Anschließend werden unter Anwendung von digitalen Methoden (z.B. Machine Learning) Muster identifiziert, um ähnliche Potenzialflächen im Stadtgebiet aufzuspüren.

Erwartete Ergebnisse

M-DAB2 entwickelt ein digital gestütztes, belastbares Modell der Materialintensität zur Beurteilung von Innenentwicklungspotenzialen und eine interaktive Ergebnisvisualisierung, welche diese Potenziale sowohl aus Entwicklersicht, aber auch aus gesamt-städtischer Sicht bewertbar machen.

In Kombination mit der im Vorgängerprojekt M-DAB geschaffenen Datenbank lassen sich so einerseits erzielbare Einsparungspotenziale beim Einsatz von Primärressourcen und Deponievolumen im Variantenvergleich und im Vergleich zur Entwicklung auf der "grünen Wiese" darstellen.

Andererseits können gesamtstädtische Potenziale und Auswirkungen einer identifizierten Best-Practice Methode hinsichtlich des Ressourcenverbrauches für ausgewählte Use-Cases bewertet werden (siehe Abb. 3).

Projektbeteiligte

Projektleitung

TU Wien - Institut für Raumplanung, Forschungsbereich Örtliche Raumplanung / Raumsimulationslabor (Simlab)

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

  • TU Wien - Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement, Forschungsbereich Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement
  • TU Wien - Institut für Architekturwissenschaften, Forschungsbereich Digitale Architektur und Raumplanung
  • Rhomberg Bau GmbH
  • Ernst Dengg / DS energie consulting & management GmbH

Kontaktadresse

TU Wien - Institut für Raumplanung
Forschungsbereich Örtliche Raumplanung / Raumsimulationslabor (Simlab)
Karlsgasse 11
A-1040 Wien
Tel.: +43 (1) 58801 280430
E-Mail: stefan.bindreiter@tuwien.ac.at
Web: https://simlab.tuwien.ac.at