Städtebauliche Exkursion "Kopenhagen - Malmö - Stockholm": Programm am 28. August 2014

Tag 4 der Exkursion

Vortrag im Amt für Städtebau in Stockholm

Sustainable Urbanism in Stockholm (Michael Erman, City of Stockholm, Planning Department)

Michael Erman ist seit 2011 strategischer Planer von Stockholm. In Schweden gibt es 25 Regionen mit Provinzregierungen, die sich um zwei Aufgaben kümmern: den öffentlichen Transport und die Gesundheit.

In der Region Stockholm wurde 2010 zusätzlich ein Regionalplan mit Vorschägen für den Wohnungsbau für die 26 Gemeinden in der Region Stockholm erstellt. In der Stadt Stockholm allein sollen bis 2030 demnach 140.000 zusätzliche Wohnungen errichtet werden, was einer Erhöhung des Bestandes um mehr als 20 % entspricht. Seit 1910 ist die Stadt Stockholm von 340.000 EinwohnerInnen auf heute 905.000 angewachsen.

Ressourceneffizienz und gute Erreichbarkeit sind Grundlagen für die Stadtstruktur, acht neue Stadtteile sollen entstehen, die zum Teil erst entwickelt werden. Hinsichtlich öffentlichen Verkehrs, Bebauungsplänen und kommunalen Investitionen wird mit InvestorInnen zusammen gearbeitet. 2007 beschloss der Stadtrat die Vision 2030 für Stockholm, die die Weichen für alle Haushaltsbeschlüsse der Stadt stellt. So viele BürgerInnen wie möglich sollen bei Planung und Nachverdichtung einbezogen werden. Die vier generellen Ziele der Vision 2030 sind:

  • das Zentrum weiter entwickeln
  • Schwerpunkte innerhalb der Stadt entwickeln (polyzentrisch)
  • die Stadt zusammen fügen (auch physisch)
  • ein lebendiges Stockholm ("vibrant urban environment")

Am Wohnungsmarkt werden vorrangig Eigentumswohnungen errichtet, deren Preise in die Höhe geschossen sind und derzeit rund 10.000 Euro pro m2 betragen. Beim Verkauf von Grundstücken wird die Höhe der zukünftigen Baukörper bereits festgelegt. Über Architekturwettbewerbe soll die Qualität der Projekte gewährleistet werden.

Michael Erman stellte konkret einige Projekte vor, z.B: Hammarby Sjöstad und Norra Djurgardsstaden, international bekannt als Stockholm Royal Seaport. Im Gebiet Farsta wurde die Stellplatzdichte für PKWs mit 0,5 PKW pro Wohneinheit und 2,5 Fahrradabstellplätze pro Wohneinheit festgelegt.

In der Verkehrsplanung haben Gehen und Fahrradfahren oberste Priorität, gefolgt vom Öffentlichen Verkehr und Gütertransport. Es gilt das Motto: "Streets for people and not for parking cars". Der Straßenverkehr soll mit Gebühren gelenkt werden, beispielsweise mit einer Staugebühr. Diese führte zu einer Verminderung des Verkehrs um 20 % und zu einer Senkung der Emissionen um 10 %.

In Stockholms Fernwärme werden zu 80 % Biobrennstoffe verbrannt. Die Innenstadt wird fast zu 100 % mit Fernwärme versorgt. Biobrennstoffe aus der ganzen Welt werden im Hafen angeliefert. Auch Plastik, das verbrannt wird, wird als Recyclingstoff gezählt. Vor allem in der Innenstadt wird die Fernwärme auch als Fernkühlung betrieben. In Hammarby Sjöstad wurde die größte Wärmepumpe der Welt errichtet.

Generell führen die hohen Bevölkerungszuwächse zu starkem Druck auf Stockholm. Eine nachhaltige Stadtplanung ist so wichtig wie nie zuvor. In den nächsten zwei Jahrzehnten stehen große Investitionen für die Errichtung von Wohnungen und Infrastruktur an.

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