WohnMOBIL - Innovative Wohn- und Mobilitätsformen in Gebieten mit hohem Siedlungsdruck

Ziel des Projektes WohnMOBIL ist die Förderung einer flächen-, kosten- und verkehrssparenden Siedlungs- und Quartiersentwicklung sowie einer Umkehrung von Verkehrsprioritäten (Vorrang Umweltverbund). Dies soll durch die Übertragung innovativer, bislang vorwiegend urbaner Wohnkonzepte wie "transitorisches Wohnen" in suburban-ländliche Gemeinden und die Verschränkung mit bedarfsgerechten multimodalen Mobilitätskonzepten erzielt werden.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurfassung

Durch die steigenden Bevölkerungszahlen und zunehmend knappem Bauland in den Ballungsräumen, auch im suburban-ländlichen Raum, kommt es immer mehr zu einem Mangel an leistbaren Wohnmöglichkeiten und somit zu einem Verdrängungsprozess in das kostengünstigere Umland. Diese Zersiedelung ist verbunden mit längeren Pendlerwegen und damit mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Ein möglicher Lösungsansatz, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es, innovative Wohnformen wie transitorisches Wohnen, eine bisher eher in urbanen Räumen genutzte Wohnform, in suburban-ländliche Räume zu integrieren. Diese Wohnform zeichnet sich durch bedarfsgerechte und zeitlich befristete Wohnlösungen aus, die Wohnungssuchenden für einen bestimmten Lebensabschnitt eine Unterkunft bietet.

Das Projekt "WohnMOBIL - Innovative Wohn- und Mobilitätsformen in Gebieten mit hohem Siedlungsdruck" verfolgt das Ziel, einen systematisieren Lösungsansatz zu entwickeln und die Ansätze des transitorischen Wohnens zusammen mit wohnformangepassten Mobilitätsangeboten integriert in einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung zu verankern. Hierfür bedarf es der Planung von multimodalen Mobilitätsangeboten und -infrastrukturen für unterschiedliche Quartiers- und Siedlungstypen. Um dies zu erreichen, wurde ein übertragbarer Bausatz entwickelt, der in Kombination mit Handlungsempfehlungen Bauträger und Gemeinden dabei unterstützen soll, die passenden Maßnahmen einer integrierten innovativen Wohn- und Mobilitätsentwicklung zu setzen. Zur Gewährleistung der Praxistauglichkeit der Ergebnisse wurde der Bausatz in den Pilotgemeinden Göfis und St. Johann in Tirol getestet und weiterentwickelt.

Unterschiedliche Methoden wurden eingesetzt, um die einzelnen Komponenten des WohnMOBIL-Bausatzes, "Innovative Wohnformen" sowie "Innovative Mobilitätsformen" zu erarbeiten. Dabei wurde sowohl auf qualitative Methoden wie Befragungen, sowie auf Analysen und Modellierungen, wie die Auswertung von Pendlerzahlen oder die Identifikation von Nachverdichtungspotenzialen, zurückgegriffen. Die qualitativen Methoden hatten den Zweck, zu Beginn des Projektes die Wünsche, Anforderungen und Bedürfnisse der Wohnungssuchenden zu ermitteln. Hierfür wurden Workshops zur Befragung von potentiellen Bewohner:innen, sowie eine Befragung von Arbeitgeber:innen durchgeführt. Um die dabei gesammelten Ergebnisse zielführend weiterzuentwickeln, wurde für drei Zielgruppen (Singles, junge Familien, Senior:innen) eine prototypische Wohnanlage im Rahmen eines Design-Workshops entworfen.

Zur Erarbeitung des Moduls „Innovative Wohnformen" wurden bauliche Potenziale im gewidmeten Bauland auf bebauten und unbebauten Parzellen identifiziert, um die Innenentwicklung von Gemeinden zu fördern und die weitere Zersiedelung zu minimieren. Mit Hilfe von GIS-Methoden wurde in den Pilotgemeinden für jede Parzelle die maximal mögliche Bebauung und abgeleitet davon das bestehende Nachverdichtungspotenzial ermittelt. Ein weiterer Aspekt war die Entwicklung innovativer transitorischer Wohnformen, durch welche flächen- und kostensparend leistbare Wohnmöglichkeiten für die ausgewählten Zielgruppen geschaffen werden können. Gemäß den Vorgaben, platzsparende und somit kostengünstige Wohnungen anzubieten, wurden Grundrissskizzen entworfen, die sich zusammen mit Gemeinschaftsflächen (z.B. Gemeinschaftsküche) kombinieren lassen. Um eine Zuweisung der Zielgruppen und die Ableitung von Handlungsempfehlungen zu ermöglichen, wurden basierend auf Indikatoren (z.B. Erreichbarkeiten, bauliche Dichte) Siedlungstypen entwickelt.

Im Modul „Innovative Mobilitätslösungen" wurde mit unterschiedlichen Analysen und Modellierungen der Bedarf und die Veränderungspotenziale hinsichtlich der Mobilität in den Pilotgemeinden erarbeitet. Hierzu zählt die Auswertung der Quell-Ziel-Matrix der Pendlerstatistik in den Pilotgebieten St. Johann in Tirol und Göfis, die einen Überblick über die Pendeldistanzen und -zahlen vermittelt und somit auch die Notwendigkeit transitorischer Wohnformen und multimodaler Mobilitätsangeboten zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens verdeutlicht. Zur Schaffung zielgruppenspezifischer und wohnformangepasster Mobilitätsangebote wurden die Verhaltensszenarien der Zielgruppen analysiert und abhängig vom Siedlungstyp passende Angebote entwickelt.

Als Ergebnis der Arbeiten im Projekt entstand zudem der übertragbare WohnMOBIL-Bausatz, welcher eine integrative Zusammenführung der einzelnen Ergebnisse und Bausteine darstellt. Durch die Sammlung von zielgruppen- und bedarfsgerechten Lösungen kann den Anwender:innen (z.B. Bauträger, Gemeinden) ein Tool an die Hand gegeben werden, welches sie durch Handlungsempfehlungen auf verschiedenen Interventionsstufen bei der Planung von innovativen Wohnbauprojekten unterstützt. Der Bausatz ist in Form von Spielkarten mit den verschiedenen Maßnahmen aus dem Bereich Wohnen (Wohnungstyp und Zusatzangebote) sowie Mobilität (Infrastruktur und Angebote) gestaltet. Detaillierte Beschreibungen und Anwendungsbeispiele, sowie zusätzliche Informationen erhalten die Anwender:innen durch das Handbuch, welches dem Bausatz zugehörig ist. Ein weiteres Ergebnis sind die im Projekt entstandenen Dateninnovation (Nachverdichtungspotenziale, Siedlungstypen), die ebenso wie der WohnMOBIL-Bausatz Anwendung in Gemeinden finden.

Die Forschungsergebnisse von WohnMOBIL können in den beteiligten Pilotgemeinden die notwendigen politischen Prozesse bei neuen Bauprojekten und Vorhaben der Quartiersentwicklung o.ä. anstoßen und sie schaffen wichtige Grundlagen und Umsetzungspfade für die Entwicklung von Demoprojekten. Durch die Disseminationsaktivitäten konnten die Projektergebnisse bereits einem breiten Publikum präsentiert werden. So konnte eine Sichtbarkeit des WohnMOBIL-Bausatzes erreicht und dessen Verwendung in der Praxis verankert werden. Ein weiterer Schritt ist der kontinuierliche interdisziplinäre Dialog mit Akteuren wie Bauträgern und Gemeinden, der zur Inwertsetzung der Projektergebnisse in der Siedlungsentwicklung und Schaffung abgestimmter Mobilitätsangeboten dient. Die Projektergebnisse bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine Weiterentwicklung in Forschungs- und Umsetzungsprojekten.

Publikationen

Innovative Wohn- und Mobilitätsformen in Gebieten mit hohem Siedlungsdruck (WohnMOBIL)

Ziel des Projektes WohnMOBIL ist die Förderung einer flächen-, kosten- und verkehrssparenden Siedlungs- und Quartiersentwicklung sowie einer Umkehrung von Verkehrsprioritäten (Vorrang Umweltverbund). Dies soll durch die Übertragung innovativer, bislang vorwiegend urbaner Wohnkonzepte wie "transitorisches Wohnen" in suburban-ländliche Gemeinden und die Verschränkung mit bedarfsgerechten multimodalen Mobilitätskonzepten erzielt werden. Schriftenreihe 6/2022
T. Prinz, F. Schöpflin, G. Gruber, S. Erber, D. Madlener, P. Schweizer, C. Bleckmann, M. Embacher, I. Steinacher, M. Moors
Herausgeber: BMK
Deutsch, 93 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleitung

Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbH - Research Studio iSPACE

Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen

  • HERRY Consult
  • Energieinstitut Vorarlberg
  • Paul Schweizer Architekt
  • Gemeinde St. Johann in Tirol

Kontaktadresse

Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbH,
Research Studio iSPACE
Dr. Thomas Prinz
Schillerstraße 25
A-5020 Salzburg
Tel.: +43 (662) 908 585-213
E-Mail: thomas.prinz@researchstudio.at
Web: https://www.researchstudio.at/studio/smart-settlement-systems/