DieWärmePioniere - Partizipativer Klima-Transformationsfahrplan als Basis für ein Demo-Quartier im gas-versorgten Kahlenbergerdorf

Entwicklung eines Transformationsfahrplans zur Dekarbonisierung eines Quartiers und dessen Umsetzung in einem Teilgebiet sowie Akzeptanzsicherung des Projektes und Bewusstseinsbildung durch einen aktiven Partizipationsprozess der Bevölkerung und der Gründung einer Energiegemeinschaft zur Wärmeversorgung.

Kurzbeschreibung

Ausgangssituation, Problematik bzw. Motivation

Das Kahlenbergerdorf in Wien ergreift die Initiative, um bei der Umsetzung der Wärmewende Pionierarbeit zu leisten. In einem neu gegründeten Verein möchten die motivierten Bewohner*innen gemeinsam den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger zur Wärmeversorgung ihrer Gebäude umsetzen. Sie übernehmen Verantwortung für die nächste Generation und planen den Umbau des Energiesystems im Quartier auf erneuerbare Energieträger. Der zentrale Schwerpunkt liegt dabei auf der Wärmewende im Quartier, insbesondere dem Umbau von einer erdgasbasierten zu einer erneuerbaren Wärmeversorgung. Zur Umsetzung dieses Vorhabens wird zu Beginn ein integrales, klimaneutrales Energiekonzept für Wärme, Kühlung und Stromversorgung entwickelt.

Ziele und Innovationsgehalt

Das übergeordnete, langfristige Ziel des Kahlenbergerdorfes ist die Transformation zu einem klimaneutralen Quartier bis 2040, in Übereinstimmung mit den Zielen von Österreich und Wien. Zur Vorbereitung dieser Transformation wurde die Umsetzung eines Demonstrationsprojektes für die urbane Wärmewende in einem Teilgebiet vorbereitet. Die Ziele des Projekts waren:

  • Entwicklung eines Fahrplans für konkrete technische Maßnahmen zur Dekarbonisierung samt Umsetzungszeitplan.
  • Sicherung der Akzeptanz der geplanten Umsetzungsmaßnahmen zur Klimaneutralität durch einen aktiven Partizipationsprozess der Gebäudeeigentümer*innen und Bewohner*innen.
  • Entwicklung eines Geschäfts- und Organisationsmodells "Energiegemeinschaft plus", das neben der PV-Energiegemeinschaft auch die Umsetzung der Wärmewende und die Berücksichtigung neuer Bedarfe wie E-Ladestationen einschließt.
  • Auswahl eines Teilgebiets für die Realisierung eines Demonstrationsprojektes zur Transformation in ein klimaneutrales Quartier.

Methodische Vorgehensweise

Zur Entwicklung des Transformationsfahrplans wurde ein auf GIS-basierendes, urbanes Informationsmodell genutzt. Bei der Erstellung des Modells wurden nicht nur der Ist-Stand der Gebäude, sondern auch am Standort verfügbare Potentiale miteinbezogen. Als Grundlage wurden Open Government Data (OGD) von Open Data Österreich genutzt; weitere Daten wurden mittels Fragebogen und bei einer Begehung vor Ort erhoben. Von diesem Modell ausgehend wurden alle Gebäude in Transformationspfade eingestuft und in Abstimmung mit den Bewohner*innen wurde ein Pilotareal zur Umsetzung eruiert.

Für die technische Konzeption wurden dynamische Simulationen für einzelne Typologien durchführt und für die Auslegung der Erdsonden wurde Earth Energy Designer genutzt. Die Auslegung der technischen Komponenten wurden mittels Ergebnisse der Simulation sowie ingenieurtechnischen Methoden durchgeführt. Für die ökonomisch Betrachtung wurde eine Lebenszykluskostenanalyse durchgeführt. Als Ergänzung wurde vom Verein Klimadörfl ein eigenes dynamisches Simulationsmodell entwickelt, dass die Wärmepumpen, thermische Regeneration und die Einbindung eines Wärmenetzes simuliert.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Im Kahlenbergerdorf wurde eine Wärme-Energiegemeinschaft erfolgreich ins Leben gerufen, welche vor allem aus dem Zusammenschluss interessierter Bewohner besteht. Dieser Gemeinschaft gelang es, weitere Personen für die Dekarbonisierung zu aktivieren. Ein bedeutendes Ergebnis des Projekts ist die Stärkung des sozialen Lebens im Dorf und ein gesteigertes Interesse am Ausstieg aus der Nutzung von Gas. Im Verlauf des Projekts konnten zudem technische Lösungen entwickelt und in Hinsicht auf Machbarkeit und Wärmepreise evaluiert werden. Die Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen besteht in der klaren Ausrichtung auf die Dekarbonisierung auf der Ebene von Einzelgebäuden und kleineren Gebäudeclustern. Bei Einzelgebäuden, bei denen gravierende technische Herausforderungen bestehen, wird der Fokus auf gebäudeübergreifende Wärmelösungen und die Nutzung des Pfarrgartens für Erdsonden gelegt.

Ausblick

Die Wärme-Energiegemeinschaft wird weiterhin aktiv im Kahlenbergerdorf verfolgt, auch wenn sie nicht mehr als Instrument für die Errichtung eines zentralen Wärmenetzes genutzt wird. Die Wärme-Energiegemeinschaft übernimmt nun die Rolle des Trägers für den Dekarbonisierungsprozess im Quartier. Das Hauptziel besteht darin, gemeinsam mit interessierten Gebäudeeigentümern einen Pilotprozess zu starten und dabei ein neues Dekarbonisierungsmanagement zu entwickeln und zu testen.

Das Dekarbonisierungsmanagement umfasst nicht nur die technische Analyse und die Planung der Umsetzungsmaßnahmen, sondern betreut die Gebäudeeigentümer auch über den gesamten Prozess bis zur Inbetriebnahme. Dies beinhaltet Unterstützung bei der Nutzung von Förderungen und Finanzierung, bei der Ausschreibung und Vergabe, bei der Qualitätssicherung in der Bauphase und Inbetriebnahme sowie bei der Kommunikation und Information der Betroffenen und des gesamten Dorfs.

Der erste Schritt beinhaltet die Umsetzung der Pilotgebäude, gefolgt von der Gewinnung weiterer „Follower", die als nächstes die Dekarbonisierung umsetzen sollen. Diese schrittweise Vorgehensweise ermöglicht nicht nur die Erprobung und Optimierung des Dekarbonisierungsmanagements, sondern fördert auch die Verbreitung und Akzeptanz des Konzepts im gesamten Kahlenbergerdorf.

Publikationen

Partizipativer Klima-Transformationsfahrplan als Basis für ein Demo-Quartier im gas-versorgten Kahlenbergerdorf (Die Wärmepioniere)

Entwicklung eines Transformationsfahrplans zur Dekarbonisierung eines Quartiers und dessen Umsetzung in einem Teilgebiet sowie Akzeptanzsicherung des Projektes und Bewusstseinsbildung durch einen aktiven Partizipationsprozess der Bevölkerung und der Gründung einer Energiegemeinschaft zur Wärmeversorgung. Schriftenreihe 59/2025
Gerhard Hofer, Katharina Schlager, Alina Stipsits, Sama Schoisengeier, Johanna Jicha, Matthias Tuzar, Gernot Tscherteu, Micha Schober, Julia Jesella, Hans Binder, Andreas van Egmond-Fröhlich
Herausgeber: BMIMI
Deutsch, 111 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleitung

e7 energy innovation & engineering

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

  • realitylab GmbH
  • Verein zur Förderung der Klimaneutralität im Kahlenbergerdörfl (KLIMADÖRFL)

Kontaktadresse

DI (FH) Gerhard Hofer
Walcherstraße 11/43
A-1020 Wien
Tel.: +43 (1) 907 80 26 - 55
E-Mail: gerhard.hofer@e-sieben.at
Web: www.e-sieben.at