Post City Linz -Biodiversität im CO2-neutralen Quartier
Kurzbeschreibung
Ausgangssituation und Motivation zur Durchführung des F&E-Projekts
Das ehemalige Postverteilerzentrum neben dem Linzer Bahnhof erfährt aktuell eine grundlegende Transformation von praktisch vollständig versiegelter Infrastrukturbrache hin zu einem gemischt genutzten Quartier mit ca. 150.000m² Bruttogeschoßfläche. Ein innovativer Nutzungsmix aus Büro, Gewerbe, Hotel, Infrastruktur und Wohnen in 11 großvolumigen Häusern und Frei- und Grünräumen auf mehreren Ebenen, der in den nächsten Jahren in mehreren Phasen errichtet wird, verwandelt das ehemals geschlossene Areal zukünftig in einen durchlässigen, verbindenden Baustein im Stadtgefüge. Diese „Post City Gardens" bieten durch ihre zentrale Lage hervorragende Voraussetzungen für die Entwicklung eines von Grund auf innovativen, energie- und ressourcenschonenden Quartiers. Um diese Chance über das in der regulären Planung gewohnte Maß hinaus zu ergreifen, wurde das gegenständliche Sondierungsprojekt von Seiten der Post AG zusammen mit dem Planungsteam und Spezialisten aus Begrünung, Biodiversität und Energie initiiert.
Projekt-Inhalte und Zielsetzungen
Der Schwerpunkt des Projektes lag darauf, ein Bündel von Maßnahmen als Teil eines systematischen und aufeinander abgestimmten Vorgehens zu entwickeln. Die Hauptthemen waren biodiversitätsfördernde Gebäudehüllen und tierfreundliche Freiräume, eine CO2 neutrale Energieversorgung und innovatives Energiemanagement im Quartier sowie Regenwassermanagement am Prinzip der „Schwammstadt". Dabei lag der Fokus neben der Prüfung der möglichen Einzelmaßnahmen insbesondere auch auf der Integrierbarkeit der Themen Biodiversität, Stadtklima, Regenwassermanagement und CO2-neutrale Energieversorgung in der baulichen Realisierung und der ökologischen und ökonomischen Auswirkungen dieser Maßnahmen.
Methodische Vorgehensweise
Nach der detaillierten Analyse des Ist-Zustandes und des vorliegenden Vorentwurfs-Planstandes wurden zuerst fachspezifisch eine Vielfalt an möglichen Maßnahmen für die Themenfelder Biodiversität, tierfreundliche Gestaltung, Bauwerksbegrünung, erneuerbare Energieproduktion, Energieeinsparung und -management, Regenwassermanagement und Freiraumgestaltung untersucht und bewertet und anschließend in interdisziplinären Planungstreffen in ein aufeinander abgestimmtes und an die spezifische Architektur angepasstes Umsetzungskonzept gegossen. Inputs von Fachexpert:innen, energetische Simulationen und der Einsatz von ökologische Bewertungstools und Lebenszykluskostenanalysen unterstützten dabei die Entscheidungsprozesse.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
In der Sondierung konnten zahlreiche Ergebnisse erarbeitet werden, die einerseits in die laufende Planung einfließen, andererseits aber multiplizierbare, allgemein gültige Erkenntnisse für die Entwicklung von zukunftsfähigen, resilienten energie- und ressourcenschonenden Quartieren darstellen. Von der vorteilhaften Schichtung von Begrünung, Biodiversitätsmaßnahmen und solarer Energieproduktion an Hochhausfassaden über effiziente, an das lokale Mikroklima optimierende Stadtbegrünungstechnologien bis hin zu detaillierten Analysen des Regenwassernutzungspotentials wurden zahlreiche Maßnahmen erarbeitet und in das Umsetzungskonzept übernommen. Bezüglich des Energiemanagements konnte durch die Entwicklung eines kreislauforientierten lokalen Energiekonzeptes unter Einsatz von Geothermie, Photovoltaik und Wärmerückgewinnung aus Grauwasser der jährlich zu erwartende CO2-Ausstoß im Vergleich zu einem Fernwärme- und Fernkältekonzept rechnerisch um fast 90% gesenkt werden. Das vorliegende Projekt zeigte auch, dass der fachliche Austausch von Begrünungs-, Biodiversitäts-, Regenwasser- und Energieexpert:innen mit den Architekt:innen in einem frühen Planungsstadium solcher Quartiere unbedingt zu empfehlen ist und damit ökologisch, ökonomisch und architektonisch ansprechenden Gesamtlösungen ohne langwierige und kostspielige Umplanungen durch nicht aufeinander abgestimmte Einzelmaßnahmen erreicht werden können. In der Energieplanung solcher Gesamtquartiere besteht eine große Herausforderung im Spannungsfeld zwischen normgerechter Auslegung der Heiz- und Kühlanlagen und dem tatsächlichen Bedarf in der Nutzungsphase, der während der Planung noch nicht genau bekannt und bei normgerechter Berechnung tendenziell überschätzt wird, was zu ökologisch und ökonomisch nachteiligen Lösungen führen kann.
Ausblick
Die in der Sondierung gewonnenen Erkenntnisse bilden die Basis für die laufenden Planungen und die Umsetzung und stellen allgemein gültige Erkenntnisse für die Transformation von innerstädtischen Industrie- und Gewerbeflächen in Richtung resilienter energie- und ressourcenschonender Quartiere dar. Die frühzeitige Betrachtung der lokalen ökologischen Gegebenheiten (Mikroklima, Flora, Fauna, Wassersituation), Analyse der lokalen Energiegewinnungspotentiale und eine kreislauforientierte Energieplanung müssen künftig einen integralen Bestandteil von Quartiersplanungsprozessen darstellen, um den aktuellen Klimazielen gerecht zu werden.
Publikationen
Post City Linz – Biodiversität im CO2 neutralen Quartier (Green.diversity.Linz)

Mit dem Sondierungsvorhaben "Post City Linz" soll gezeigt werden, dass eine derzeit wenig attraktive Industriebrache durch einen innovativen Nutzungsmix aus Büro, Gewerbe, Hotel und Wohnen zu einem mikroklimatisch ambitionierten, energie- und ressourceneffizienten Quartier umgewandelt werden kann. Der Schwerpunkt liegt in der Integration einer Biodiversitätsförderung, einer CO2-neutralen Energieversorgung und innovativem Energiemanagement im Quartier, animal aided design sowie dem Regenwassermanagement am Prinzip der „Schwammstadt”.
Schriftenreihe
32/2025
M. Majcen, T. Weiss, I. Haymerle, S. Kotrba, S. Formanek, A. Boden, L. Boß, S. Nussmüller, M. Stefan, D. Wernig, A. Putrih, A. Frey, P. Doppler, H. Engelke
Herausgeber: BMIMI
Deutsch, 159 Seiten
Downloads zur Publikation
Projektbeteiligte
Projektleitung
Österreichische Post AG
Projektpartner:innen
- AEE - Institut für Nachhaltige Technologien (kurz: AEE INTEC)
- Nussmüller Architekten ZT GmbH
- GrünStattGrau Forschungs- und Innovations-GmbH
- studio boden
Kontaktadresse
Österreichische Post AG
Nachhaltigkeit & Gebäude-Compliance
DI(FH)Dkfm(FH) Andreas Frey
Rochusplatz 1
A-1030 Wien
E-Mail: andreas.frey@post.at