INNERGY - Reallabor im zentralen Inntal für klimaneutrale semiurbane Gebiete

Die Potentiale von Bestandsquartieren und Industriebetrieben für eine nachhaltige Energieversorgung wurden in einem kleinstrukturierten Gebiet ganzheitlich und sektorenübergreifend erhoben und konkrete Umsetzungsprojekte für eine klimaneutrale Region ausgearbeitet.

Kurzbeschreibung

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Motivation und Forschungsfrage

Um die regionalen, nationalen und EU-weiten Klimaziele zu erreichen, benötigt es konkrete Umsetzungslösungen und verschränkte Maßnahmen zur Energieeinsparung, Energieeffizienzsteigerung sowie zur Substitution fossiler durch erneuerbare Energieträger. Ein Reallabor, das ein Netzwerk aus Kompetenzen bündelt, soll im Projektgebiet Umsetzer unterstützen, in Abstimmung mit der regionalen Energiekulisse die bestmöglichen Umsetzungskonzepte auszuarbeiten und verwirklichen. So soll die Energiewende mit Hilfe von Innovation in integrierten, erneuerbaren Energiesystemen beschleunigt werden. Das Spannungsfeld von technischen Lösungen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen sowie rechtlichen Rahmenbedingungen soll dabei beachtet werden.

Ausgangssituation/Status Quo

Das Gebiet um Innsbruck zwischen Wattens und Zirl entlang der Inntalfurche ist ein prototypisches Areal eines verdichteten, kleinstrukturierten Siedlungsgebiets. Quartiere mit Bestandsgebäuden aus verschiedenen Bauphasen, benachbarte Gewerbe- und Industriegebiete bilden mit landwirtschaftlichen Flächen ein Mosaikbild unterschiedlicher kleinteiliger Nutzung. Tirol hat bundesweit den höchsten Anteil an Ölheizungen in Haushalten (87.000 Stück/ 26 %). Ein Großteil des Gasverbrauchs liegt in Industrie und Gewerbe. Als eine alternative Energieinfrastruktur zieht sich die Fernwärmeschiene als Rückgrat bereits durch einen Teil des Gebiets, nämlich von Wattens nach Innsbruck.

Projekt-Inhalte und Zielsetzungen

Für die Energiewende bietet dieses Areal interessante Möglichkeiten, Lösungen prototypisch zu entwickeln und zu testen. Im Rahmen der Sondierung wurden einerseits konkrete Projekte der Region ausgewählt und in ihrem Prozess der Konzeption begleitet. Andererseits wurden für den künftigen Betrieb eines Reallabors organisatorische und inhaltliche Konzepte entwickelt.

Methodische Vorgehensweise

Im Rahmen des Sondierungsprojekts INNERGY wurden potenzielle Projekte von Bestandsquartieren und Industriebetrieben im Zentralraum Tirol ganzheitlich und sektorenübergreifend erhoben. Anhand eines Kriterienkatalogs wurden aus den möglichen Projekten vier konkrete Umsetzungsprojekte für eine klimaneutrale Region und ein diese Areale verbindendes Realexperiment ausgewählt. Für die 4 Projekte wurden dann technische Lösungen ausgearbeitet und parallel dazu die rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte beleuchtet. Für die Entwicklung eines regional in das Innovationsökosystem eingebundenen Reallabors wurden Grundlagendaten erhoben und Stakeholder involviert. Im Rahmen einer Trendreise, u.a. zu Reallaboren in Deutschland konnten sich wichtige Projektpartner ein Bild von den Vorteilen und Ergebnissen machen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Zentrale Ergebnisse des Sondierungsprojektes „INNERGY – Reallabor für semiurbane klimaneutrale Gebiete" sind ein Konzept für die Gründung eines Tiroler Innovationslabors zur Unterstützung und Beschleunigung von innovativen Umsetzungsprojekten in Richtung einer ganzheitlichen Energiewende sowie zur Umsetzung eines Realexperimentes im Bereich Wärme mit Fokus auf ungenutzte Abwärmepotenziale und Flexibilisierung der Abnehmer.

Der Mehrwert von INNERGY besteht in der Beschleunigung der Entwicklung von innovativen Energielösungen, die in ein räumliches Gesamtenergiesystem und das lokale Innovationsökosystem eingebettet sind. Es wurde erkannt, dass das Thema Abwärme sowie Wärme-/Kälteversorgung bei allen bearbeiteten Projekten eine zentrale Rolle spielt, sodass eine Fokussierung auf dieses Thema als erstes Leitprojekt im Reallabor verwirklicht werden soll. Hierbei stehen die Themen der abnehmerseitigen Flexibilisierung und Einbindung volatiler Einspeiser im Fokus. In diesem Zusammenhang kann erst durch die Verbindung der verschiedenen Projekte und Akteure im Reallabor-Gebiet das konkrete Realexperiment durchgeführt werden. Das Realexperiment trägt damit zu den nationalen Innovationszielen im Rahmen des "Umsetzungsplan zur Energieforschungsinitiative in der Klima- und Energiestrategie" bei (Hübner Michael, 2020).

Bereits in der Sondierungsphase hat das Reallabor außerdem:

  • konkrete Projektvorhaben auf Basis bestehender Vorarbeiten unterschiedlicher Umsetzungspartner angestoßen bzw. weiterentwickelt,
  • umfassende Lösungsvorschläge für konkrete Herausforderungen der beteiligten Partner erarbeitet,
  • als Door-Opener und Katalysator funktioniert,
  • den Mehrwert interdisziplinärer Lösungsfindung sichtbar gemacht, sowie
  • eine Plattform für Vernetzung, fachlichen Austausch und Know-how Aufbau geboten.

Ausblick

Mit INNERGY soll künftig ein Reallabor in Tirol aufgebaut werden, das die Entwicklung von innovativen, übertragbaren Lösungsmodellen unterstützt.

Als Impulsgeber, Vernetzer und Wissensträger soll die Umsetzung weiterer Projekte im Gebiet beschleunigt werden. Bedarf und Potential für ein "Reallabor der Energiewende" in Tirol ist vorhanden: Die zentralen Grundzüge des Konzepts für die Weiterführung sind erarbeitet und sollen weiterverfolgt werden. Dabei sollen insbesondere komplexe betriebliche Transformationsprojekte, eingebettet in ihr (regionales) Umfeld, im Ausstieg aus fossilen Energiequellen beschleunigt werden. So wird nicht nur die Energiewende in Tirol praktisch vorangetrieben und Wertschöpfung im Land gesteigert, sondern auch ein Standortvorteil für Betriebe geschaffen, die sich im internationalen und nationalen Wettbewerb um "klimaneutrale Produkte" und die zunehmend umweltbewussten Arbeitnehmer:innen befinden.

Publikationen

Sondierung für ein Reallabor im zentralen Inntal für klimaneutrale semiurbane Gebiete (INNERGY)

Die Potentiale von Bestandsquartieren und Industriebetrieben für eine nachhaltige Energieversorgung wurden in einem kleinstrukturierten Gebiet ganzheitlich und sektorenübergreifend erhoben und konkrete Umsetzungsprojekte für eine klimaneutrale Region ausgearbeitet. Schriftenreihe 19/2023
R. Ebenbichler, B. Frick, A. Hertl, A. Hofmann, A. Kratzer, L. Köll, D. Meyer, K. Meyer, A. Riedmann, N. Schaaf, L. Schuchter, W. Streicher, A. Thür, R. Traunmüller, B. Winklehner
Herausgeber: BMK
Deutsch, 22 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleitung

Energie Tirol: Beratung-Forschung-Förderung

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

  • Wasser Tirol - Ressourcenmanagement-GmbH
  • Standortagentur Tirol
  • MCI - Management Center Innsbruck
  • Energie Ingenieure Consulting GmbH
  • Cemit GmbH
  • Universität Innsbruck, Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen

Kontaktadresse

Dipl. Freie Kunst Dhara Meyer
Südtiroler Platz 4
A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 (699) 161 983 55
E-Mail: dhara.meyer@energie-tirol.at
Web: www.energie-tirol.at