Essbare Seestadt - Grüne Seestadt - Lernen für die essbare Stadt der Zukunft

Das Projekt "Essbare Seestadt" ermittelt, welchen Beitrag verdichtete urbane Nahrungsmittelproduktion zu einem klimaneutralen, resilienten Stadtteil leistet bzw. leisten kann und wie dieser Beitrag nachhaltig stabilisiert bzw. optimiert werden kann.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Ausgangssituation

Auf die Frage, wie zeitgenössische Stadtentwicklung dem Klimawandel gerecht werden kann, liefern selbst neu entwickelte Stadtteile und Vorzeigeprojekte nur zaghaft Antworten. Die Seestadt Aspern – Smart-Cities-Modellregion und städtebauliches Vorzeigeprojekt Wiens – ist bestrebt neue Wege zu beschreiten und weist im Hinblick auf Investitionen für Grünraumgestaltung vergleichsweise hohe Standards auf. Trotzdem dominieren abseits der großzügigen Seeparkanlage, Asphalt, Stein und Beton das Bild öffentlicher Flächen, die im Sommer kaum Zuflucht vor Wärmeinseln bieten. Auch das kürzlich fertiggestellte Seeparkquartier wird aufgrund der weitgehenden Versiegelung mit dunklem Asphalt sehr kritisch diskutiert (Scherer 2020). Errichtungs- und Erhaltungskosten, planerische Herausforderungen und aufwendige Abstimmungsprozesse zu Haftungsfragen und Zuständigkeitsbereichen öffentlicher Stellen sind nur einige der Hemmfaktoren, die klimawirksame Begrünung von Stadtquartieren erschweren. Zivilgesellschaftlich initiierte und partizipativ bzw. co-kreativ gestaltete Begrünungsprojekte könnten frischen Wind in die Stadtentwicklung bringen und neue Perspektiven, Lösungen und Wege erschließen.

Motivation und Forschungsfrage

Viele Bewohner:innen sind in der Hoffnung auf ein grünes Stadtviertel in die Seestadt gezogen. Das Projekt essbare Seestadt entstand durch die Initiative einer besorgten und engagierten Bewohnerin, die der großräumigen Bodenversiegelung in der Seestadt nicht tatenlos zusehen, sondern die Entwicklung aufzeigen, Verbündete suchen und Veränderungen für eine grüne und essbare Seestadt hervorrufen wollte. Unterstützung fand sie bei Akteur:innen der vienna.transitionBASE, einem Zwischennutzungsprojekt, in dem bis Oktober 2020 Strategien der Postwachstumsökonomie erprobt wurden und das bereits ein Netzwerk aus Forschungspartner:innen aufgebaut hatte. Das so entstandene Projekt „essbare Seestadt" versuchte die Fragen zu beantworten, wie eine Bürger:innen-gesteuerte Bottom-up-Begrünung funktionieren könnte, welche Effekte dies auf Lebensqualität, Biodiversität, Klimawirksamkeit und Kosten hat, welche Hürden dabei auftreten, wie diese überwunden werden können und welche Voraussetzungen und insbesondere Aushandlungsprozesse benötigt werden, um eine grünere und essbare Stadt zu ermöglichen.

Projektinhalte, Zielsetzungen und Methodische Vorgehensweise

Um diese Fragestellungen zu adressieren, wurden die ersten beiden Ausbaustufen der Seestadt als Reallabor für co-kreativ umgesetzte essbare Begrünungspilotprojekte genutzt und ein inter- bzw. transdisziplinäres Konsortium gebildet, das zivilgesellschaftliche Organisationen, Anwohner:innen, ein Planungsbüro sowie sozialwissenschaftliche, planerische und ökologische Forschungsinstitute inkludierte. Das Forschungsdesign sah im ersten Schritt eine sozialräumliche Sondierung und Analyse vor. Darin wurde das soziale und räumliche Potenzial vor Ort erhoben und mit dem generellen Potenzial (klima-)resilienzfördernder Interventionen – welches durch Best-Practice-Analysen ermittelt wurde, abgeglichen. Aus den Ergebnissen wurden Bausteine und Tools für essbare Quartiere und Regionen erarbeitet und ein grobes Schema entwickelt ('offenes Konzept'), das die agile Planungsgrundlage und Arbeitsthese für den darauffolgenden co-kreativen Umsetzungsprozess bildete. Zentral in diesem Prozess war die intensive Einbindung und Involvierung der Anwohner:innen und aller relevanten Stakeholder, wobei ein umfassendes Methodeninventar entwickelt und getestet wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Bürger:innen-Engagement in der Stadtentwicklung ist wünschenswert, möglich, bereichernd und weist ein hohes ungenutztes Potenzial auf. Positive Wirkung lassen sich in der Zunahme von Sozialkapital, Lebensqualität, Biodiversität, Kostenersparnissen und Klimawirkungen nachweisen. Im Laufe des Co-Kreation-Prozesses wurden 21 Pilotprojekte in der Seestadt umgesetzt, welche großteils durch den Liz-Christy-Pfad – einen Erlebnispfad für essbare Städte und Gemeinden – verbunden wurden. Die Quintessenzen der Forschungsergebnisse wurden in einen Community-orientierten 'Leitfaden für grüne und essbare Projekte und Freiräume' eingearbeitet. Dieser soll Akteur:innen als Grundlage und Handanweisung dienen, ihr Umfeld lebenswerter und klimafitter zu gestalten.

Ausblick

Das Projekt essbare Seestadt markiert erste Schritte eines Weges, der mit partizipativer Grünraumgestaltung begonnen hat und den Bogen in eine co-kreative Zukunft aufspannt.

Entwicklungen, die nötig sind, um ungenutztes Potenzial zu aktivieren, haben sich im Projektverlauf zunehmend gezeigt. Es braucht:

  • eine verbesserte Abstimmung zwischen Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft – gegenseitiges Verständnis und Vertrauen muss aufgebaut und vertieft werden,
  • Strukturen, bspw. in Form von Kooperations- und Kommunikationsplattformen bzw. Schnittstellen, welche bestehende Praxis und Innovationsansätze integrieren,
  • weitere Beteiligungsformate für transparente Partizipationsprozesse, die strukturell ein vielfältiges und reibungsreduziertes Zusammenwirken von Stadt und Zivilgesellschaft ermöglichen,
  • die Verschränkung naturwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsansätze, um Wirkungen von Urban Gardening und Bürger:innen-Engagement systematisch erfassen und multiplizieren zu können,
  • rechtswissenschaftliche Analysen und Empfehlungskataloge für die Gesetzgebung, um rechtliche Hürden für partizipative Stadtentwicklung weitreichend zu erfassen und Alternativen aufzuzeigen sowie
  • Finanzierungsmodelle, die 'Smart Citizens' ermöglichen, als ökonomisch emanzipierte Akteur:innen auf Augenhöhe aufzutreten.

Diese Maßnahmen könnten eine Kultur von Co-Kreation hervorbringen, die durch Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung beteiligter Akteursgruppen und ein Verständnis gangbarer Wege gekennzeichnet ist und in der sich 'Smart Citizens' als Impulsgeber und Partner:innen im Gestalten zukunftsfähiger Lebenswelten etablieren.

Projekt-Bilder

Nutzungshinweis: Die unter Projekt-Bilder aufgelisteten Bilder stammen aus den Projekten, die im Rahmen der Programme Stadt der Zukunft, Haus der Zukunft und IEA Forschungskooperation entstanden sind. Sie dürfen unter der Creative Commons Lizenz zur nicht-kommerziellen Nutzung unter Namensnennung (CC BY-NC) verwendet werden.

Publikationen

Essbare Seestadt - Grüne Seestadt - Lernen für die essbare Stadt der Zukunft

Das Projekt "Essbare Seestadt" ermittelt, welchen Beitrag verdichtete urbane Nahrungsmittelproduktion zu einem klimaneutralen, resilienten Stadtteil leistet bzw. leisten kann und wie dieser Beitrag nachhaltig stabilisiert bzw. optimiert werden kann. Schriftenreihe 3/2022
D. Marek, D. Ziegler, M. Angerer, A. Bauernfeind, C. Berger, T. Drapela, C. Fötsch, I. Gusenbauer, S. Kummer, T. Lindenthal, R. Mayrhofer, J. Posch, F. Reinwald, K. Rimanoczy, S. Schweiger, D. Stanzel, B. Waltner, R. Weichselbaumer
Herausgeber: BMK
Deutsch, 209 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleitung

United Creations

Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen

  • BOKU - Institut für Landschaftsplanung (ILAP)
  • Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Österreich
  • Institut für partizipative Sozialforschung (IPS)
  • Gartenpolylog
  • Seestadtgarten
  • PlanSinn Planung und Kommunikation GmbH

Kontaktadresse

Mag. David Marek
Schopenhauerstraße 17/6
A-1180 Wien
Tel.: +43 (676) 473 64 70
E-Mail: david.marek@unitedcreations.org
Web: www.t-base.org
Web: www.essbareseestadt.at