KLIMDO - Gesamtstädtische Energie- und Klimastrategie der Stadt Dornbirn als Grundlage der Erreichung einer Klimaneutralität 2030
Kurzbeschreibung
Status
Abgeschlossen (Oktober 2022)
Ausgangssituation
Die Stadt Dornbirn hat bereits seit Ende der 1990er Jahre ein wirkungsvolles Energie‐ und Umweltprogramm in Kraft, welches maßgeblich auf dem Umweltleitbild, sowie den Potential- Erhebungen aus dem e5‐ Programm basiert. Daraus resultieren eine Reihe von umgesetzten Projekten, welche die Stadt im Bereich des Klimaschutzes bereits deutlich weiterentwickelt haben.
Vor Projektbeginn gab es keine belastbaren, verräumlichten Datengrundlagen des gesamten Stadtgebiets und somit keine qualitativ hochwertige Energie‐ und CO2‐Bilanz. Ebenfalls gab es bisher keine messbaren, strategischen Zielsetzungen für das gesamte Stadtgebiet.
Projektinhalt und Zielsetzung
Ein zentrales Ziel des Projekts war es, mittels eines Energiemasterplans erstmals detaillierte Kenntnisse des Energieverbrauchs inkl. deren Verräumlichung im gesamten Stadtgebiet zu erlangen. Aufbauend auf diesen Datengrundlagen sollten Szenarien entwickelt werden, welche die möglichen Entwicklungen der Stadt bis 2030 und darüber hinaus abbilden. In weiterer Folge wurden die Grundlagen für eine auf die Klimaneutralität 2030 ausgerichtete Energie‐ und Klimastrategie mit ambitionierten, quantitativen Energie‐ und Klimaschutzzielen für das Stadtgebiet vorbereitet.
Vorgehensweise
Zur Schaffung der Datengrundlagen wurde auf die Erstellung eines Energiemasterplans als strategisches Instrument zur Planung, Entscheidungsunterstützung und Monitoring gesetzt. Das Fundament stellt dabei eine Geodatenbank dar, in der Datenquellen aggregiert wurden und mit deren Hilfe nun sowohl räumliche als auch zeitliche Analysen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen durchgeführt werden können.
Darauf aufbauend wurden Szenarien zum Ziel der Klimaneutralität definiert und modelliert, wobei möglichst konkret gemessen und simuliert werden kann, welche Maßnahmen welchen Einfluss auf die Energie‐ und CO2‐Bilanz haben. Mittels unterschiedlicher Beteiligungsformate wird eine breite Absicherung des Ergebnisses sichergestellt. Erkenntnisse aus aktuellen Prozessen in der Stadtplanung werden ebenfalls berücksichtigt und sollen einen qualitativen Mehrwert für das Projekt generieren.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die Entwicklung des Energiemasterplans wurde plangemäß abgeschlossen und öffentlich zur Verfügung gestellt. Der Energiemasterplan wird auf der Website der Stadt Dornbirn veröffentlicht.
Auszug aus den wesentlichen Ergebnissen des Energiemasterplanes:
Gesamtstädtischer Energieverbrauch
Der gesamtstädtische Energieverbrauch beläuft mit Stichtag 1. Jänner 2022 auf 1.049 GWh.
Davon entfallen 505 GWh (48%) auf die Kategorie Wärme, 302 GWh (29%) auf die Kategorie Strom und 242 GWh (23%) auf die Kategorie Mobilität (MIV+ÖPNV+Güterverkehr).
Gebäude Endenergiebedarf
Etwas mehr als die Hälfte des Endenergiebedarfs (Strom und Wärme) entfällt auf die Gebäudekategorien Industrie (205 GWh), Gewerbe (40 GWh) und Mischnutzung (200 GWh), was die Typologie der Stadt (ca. 40% der Gebäudeflächen sind in diesen Kategorien angesiedelt) widerspiegelt. Die andere Hälfte des Endenergiebedarfs der Gebäude verteilt sich auf die unterschiedlichen Wohngebäudekategorien (338 GWh) sowie auf öffentliche und sonstige Gebäude (25 GWh).
Gebäude Wärmeversorgung
Die Wärmeversorgung des Stadtgebietes basiert zu rund ⅔ auf fossilen Energieträgern.
Durch die umfangreichen Datengrundlagen, deren Aufarbeitung und die Analysemöglichkeiten des Energiemasterplanes wurde eine ideale Grundlage für die Erarbeitung von Szenarien geschaffen. Unter Einbeziehung wesentlicher Stakeholder und Fachexpertisen wurde drei mögliche Szenarien zur Erreichung der Klimaneutralität entwickelt:
- Business as usual
- Abbildung der Zwischenziele der Landesstrategie Energieautonomie+ 2030
- Klimaneutralität 2030
Dabei wurden für die Sektoren Gebäude und Mobilität verschiedene Maßnahmen definiert. Das größte Potential liegt im Bereich der Mobilität in der Maßnahme "Einsparung Verbessern", welche u.a. die Umstellung des Antriebssystems auf "Elektro", beinhaltet. Die Maßnahme "Einsparung Verlagern", was die Erhöhung des Rad-Anteils darstellt, hat dabei den geringsten Einfluss auf den Rückgang der Emissionen bei der Mobilität.
Wie die einzelnen Szenarien zeigen, kann die Klimaneutralität 2030 nur als theoretisches Modell in den Sektoren "Mobilität" und "Gebäude" erreicht werden.
In der Mobilität müssen neben dem Ausbau der städtischen Infrastruktur und dem Erhöhen des Fahrradanteils die kompletten PKWs und LKWs auf Elektroantriebe umgestellt werden, damit kein CO2 ausgestoßen wird. Ein Umstieg auf 100 % E-betriebene Kraftfahrzeuge innerhalb der nächsten 7 Jahren ist aber als sehr unrealistisch zu betrachten, somit wird bei einer angestrebten Klimaneutralität 2030 im Bereich Mobilität kompensiert werden müssen.
Dasselbe gilt auch für den Sektor "Gebäude". Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen müssten alle in Dornbirn vorhandenen Gas- und Ölthermen durch Biomasse, Wärmepumpen und Nahwärmenetzanschlüsse ersetzt werden. Damit eine solche Umstellung des Heizsystems auch technisch sinnvoll umgesetzt werden kann, werden in vielen Fällen in einem ersten Schritt Sanierungen durchgeführt. Dieser Schritt ist notwendig, um die benötigte Vorlauftemperatur zu senken und den Einsatz von Wärmepumpen überhaupt zu ermöglichen.
Auch hier zeigt sich, dass eine vollständige Umstellung aller fossilen Heizsysteme bis 2030 nicht realistisch ist. Auch im Sektor "Gebäude" muss, um die Klimaneutralität zu erreichen, kompensiert werden.
Das Erreichen der Klimaneutralität ist bei den kommunalen Gebäuden und Anlagen am realistischsten. Neben dem Einkauf von Ökostrom wurden auch schon in der Vergangenheit wo immer möglich erneuerbare Energieträger für die städtischen Gebäude und Anlagen eingesetzt. Wo dies bis jetzt noch nicht der Fall ist, wird dies bis 2030 umgesetzt. Dazu hat der Stadtrat am 18.10.2022 einen "Mission Zero - Beschluss" - Ausstieg aus fossilen Energieträgern - für das Jahr 2030 einstimmig beschlossen.
Ausblick
Für die Erstellung der gesamtstädtischen Strategie konnte durch den Energiemasterplan und die Szenarioentwicklung die notwendige Grundlagenarbeit geleistet werden. Darüber hinaus wurde bereits beschlossen, die Strategie in einem Folgeprojekt zu finalisieren, weitere Ressourcen für das Themenfeld Energie und Klimaschutz bereit zu stellen und bereits 2023 in die operative Maßnahmenumsetzung zu bringen.
Um auf den erhöhten Ressourcenbedarf in der Verwaltung der Stadt zu reagieren, wurde im Oktober 2022 eine neue Stelle (Energiemanager) ausgeschrieben. Neben der Entwicklung einer gesamtstädtischen Energiestrategie und der Umsetzung der dafür benötigten Maßnahmen, soll auch eine bessere Vernetzung und Austausch der Stadt mit anderen österreichischen Städten möglich sein.
Eine weiterführende Organisations- und Kapazitätsplanung soll ebenfalls im Zuge der Energiestrategieentwicklung erfolgen. Klar ist, dass vor allem in der Stadtplanung im Bereich der Energieraum- und Mobilitätsplanung in Zukunft Ressourcen geschaffen werden müssen, um das ambitionierte Ziel zur Erreichung der Klimaneutralität zu erreichen.
Publikationen
KLIMDO - Gesamtstädtische Energie- und Klimastrategie der Stadt Dornbirn als Grundlage der Erreichung einer Klimaneutralität 2030
Durch die Erhebung relevanter Datengrundlagen, deren Zusammenführung sowie Verräumlichung in einer gesamthaften Datenbank wurde ein aktuelles und fortführbares System zur gesamtstädtischen Energie- und CO2-Bilanzierung sowie entsprechender KPIs entwickelt. Darauf aufbauend konnten durch verschiedene Szenarien die wesentlichsten Stellhebel zur Erreichung der Klimaneutralität erarbeitet werden. Die zentralen Erkenntnisse fließen in die Erstellung einer gesamtstädtischen Energie- und Klimastrategie ein.
Schriftenreihe
6/2023
A. Müller, T. Pieber
Herausgeber: BMK
Deutsch, 46 Seiten
Downloads zur Publikation
Projektbeteiligte
Projektleitung
Amt der Stadt Dornbirn
Projektpartner:innen
Energieinstitut Vorarlberg
Kontaktadresse
Ing. Andreas Müller
Rathausplatz 2
A-6850 Dornbirn
Tel.: +43 (5572) 306 52 10; +43 (5572) 306-0
E-Mail: andreas.mueller@dornbirn.at; hochbau@dornbirn.at
Web: www.dornbirn.at