CO2-Demobau - Sondierung zur Durchführbarkeit CO2-neutraler Demonstrationsbaustellen

Durch Aufzeigen von grünen Innovationen, Vernetzung mit Stakeholdern der Baubranche und Anwendung der Erkenntnisse der Vorstudie "CO2 neutrale Baustelle" wird das Fundament für zukünftige CO2-neutrale Demonstrations­baustellen gelegt. Diese Baustellen dienen als Best-Practice-Beispiele für die Bereiche Vergabe, Baubetriebsorganisation und -technologie.

Kurzbeschreibung

Status

completed (July 2023)

Projektkurzfassung

Motivation und Forschungsfrage

Das Vorgängerprojekt „CO2 neutrale Baustelle" identifizierte viele Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen in der Errichtungsphase von Bauwerken. In der Sondierung soll nun die Testung von Maßnahmen auf konkreten Baustellen in Österreich in großer Anzahl vorbereitet werden. Durch die breite Aufstellung von organisatorischen Maßnahmen, technischen Entwicklungen sowie Erzeugung und Zukauf von erneuerbarer Energie können zahlreiche Erfahrungen und Erkenntnisse aus Praxistests gewonnen werden. Der nächste logische Schritt war, Voraussetzungen zu schaffen, diese in Zukunft auf unterschiedlichen Baustellentypen gesammelt anwenden zu können und damit erste CO2-neutrale Baustellen ohne Kompensation bis 2030 abzuwickeln.

Ausgangssituation / Status Quo

Aufgrund der sich anbahnenden Klimakatastrophe, die spätestens durch die Häufung von Extremwetterereignissen auf der gesamten Nordhalbkugel bei Projektabschluss (Juli 2023) evident wurde, ist die Nichteinhaltung der Klimaziele durch nichts mehr zu rechtfertigen. Der Gebäudesektor hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten im Vergleich zur Agrarwirtschaft und zum Verkehr stark verbessert. Im konkreten Fall müssen sich Bauprozesse jedoch nicht zuletzt auch aufgrund des 2019 etablierten European „Green Deals" laufend verbessern, damit sie taxonomiefähig – und damit finanzierbar – bleiben und nicht als „gestrandetes Asset" zum Erliegen kommen.

Projektinhalte und Zielsetzungen

Mit dem Forschungsprojekt wird darauf abgezielt, konkrete Demonstrationsvorhaben zu identifizieren und individuell abgestimmte Maßnahmen zur CO2-reduzierten Baustellenführung vorzubereiten. Aus derzeitiger Sicht ist eine komplett CO2-neutrale Baustelle ohne Kompensation noch teuer und in den meisten Fällen gar nicht möglich. Andererseits können geringfügige Einsparungen und Kompensation rasch und einfach erreicht werden. Daher wird das konkrete Ziel für die Demo-Baustellen wie folgt definiert: 20 % reale Einsparungen auf den Demo-Baustellen vor Kompensationsmaßnahmen. Die Summe der Maßnahmen, die getestet und so für die breite Anwendung in der Praxis vorbereitet werden, sollen die Voraussetzungen für eine CO2-neutrale Baustellenführung (ohne Kompensation) bis 2040 als Standard schaffen.

Methodische Vorgehensweise

Die Grundlagen wurden anhand umfangreicher Online-Recherchen und Befragungen ermittelt. Zur Erhebung der Stimmung in der Baubranche wurde eine Online-Umfrage zum Klimaschutz im Bauwesen durchgeführt. Die Beobachtung einer Pilotbaustelle mit ausgewählten Maßnahmen hat geholfen, die Risiken besser zu verstehen und einschätzen zu können. Die Sondierung selbst erfolgte hauptsächlich durch einen Online-Workshop mit Anbietern innovativer Technologien zur CO2-Reduktion sowie potenziellen Bauherr:innen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Mitarbeiter:innen der Baubranche wünschen sich mehrheitlich ein klimaverträgliches Agieren der Bauindustrie. Die Mobilitätswende am Bau ist kostspielig, öffentliche Förderungen dafür sollten erhöht werden. Die wesentlichen Technologien – insbesondere alternative Antriebssysteme – für eine Systemwende hin zur Nachhaltigkeit am Bau sind bereits verfügbar, der Markt ist jedoch (noch) nicht gesättigt. Große Baugeräte werden in absehbarer Zeit nicht substituiert werden; sie könnten eine Nische für E-Fuels oder Bio-Fuels bieten. Durch den massiven Ausbau in Wasserstoff-Infrastruktur könnte sich dieser bei Vorhandensein von ausreichend grünem Wasserstoff als ein Antrieb der Zukunft von LKWs durchsetzen. Die Verankerung von Klimaschutz im Bauwesen ist im Bundesvergabegesetz gut gewählt.

Das Bundesvergabegesetz bietet Möglichkeiten zur Berücksichtigung ökologischer Aspekte in öffentlichen Ausschreibungen bzw. im Zuge öffentlicher Vergabeverfahren, z.B. durch die Formulierung von Bedingungen im Leistungsvertrag und die Heranziehung entsprechender Zuschlagskriterien. Im Bauvertrag sind Pönaleregelungen zu verankern, die schlagend werden, wenn der Unternehmer seinen Leistungsversprechen, wie etwa die Einhaltung zugesagter ökologischer Maßnahmen, nicht nachkommt.

Als Demonstrationsbaustelle wurde im Zuge des Projektes eine Wohnbau-Baustelle in Feistritz (Kärnten) ausgewählt. Das geplante Objekt umfasst zwei Wohngebäude mit jeweils 18 Wohnungen auf drei Obergeschoßen und einem Untergeschoß. Die Brutto-Grundfläche pro Gebäude beträgt in etwa 1.150 m². Geplanter Baubeginn ist im Herbst 2023 und die Bauzeit beträgt zwei Jahre. Die Maßnahmen, welche ausgewählt wurden, um die Emissionen zu reduzieren, umfassen energieeffiziente Baucontainer mit Einsatz von Photovoltaik, Batterien, Ladestationen, Einsatz von E-LKWs, eine Optimierung der Baustellentransporte sowie die Verwendung von UZ46-zertifiziertem grünen Strom für die restliche benötigte Energie.

Die Risikovorerhebung ergab, dass eine ausreichende Anschlussleistung, wie bereits im Vorgänger-projekt vermutet, essenziell für das Gelingen einer Baustelle mit elektrisch betriebenen Geräten ist. Ferner ist beim Einsatz elektrischer Baugeräte vorab genau zu prüfen, ob die (Dauer )Leistung des Elektrogeräts für das Vorhaben ausreichend ist. Das Monitoringkonzept sollte für einen effizienten Ablauf vor Baubeginn eigens an die realen Umstände angepasst werden. Das genaue Vorgehen der Messung und die Berechnungsmethode für Emissionen sowie Einsparungen werden vor Baubeginn vertraglich festgelegt.

Ausblick

Der nächste Schritt, um die Klimaziele der österreichischen Bundesregierung umsetzen zu können, ist die Ausschreibung und der Testbetrieb der Demonstrationsbaustellen. Die Erkenntnisse daraus können verwendet werden, diese Baustellen zu optimieren, Leistungsverluste zu erkennen und diese gegebenenfalls durch einen Optimierungsprozess auszugleichen.

Weiters sollte die Bilanzierung von Bauvorhaben genauer erforscht werden, um durch standardisierte Bewertungssysteme den Einfluss auf die Umwelt frühzeitig zu erkennen. Einheitliche, transparente und österreichweit abgestimmte Nachhaltigkeitsbewertungen könnten somit eine Entscheidungsgrundlage für Projekte und einen wesentlichen Eckpfeiler für das Erreichen von Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen darstellen. 

Publikationen

CO2-Demobau - Sondierung zur Durchführbarkeit CO2-neutraler Demonstrationsbaustellen

Durch Aufzeigen von grünen Innovationen, Vernetzung mit Stakeholdern der Baubranche und Anwendung der Erkenntnisse der Vorstudie "CO2 neutrale Baustelle" wird das Fundament für zukünftige CO2-neutrale Demonstrations­baustellen gelegt. Diese Baustellen dienen als Best-Practice-Beispiele für die Bereiche Vergabe, Baubetriebsorganisation und -technologie. Schriftenreihe 69/2023
M. Weigert, H. Daxbeck, J. Raab, N. Kisliakova, A. Bischofberger, R. Hölzl, B. Lepuschitz
Herausgeber: BMK
Deutsch, 100 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleitung

Technische Universität Wien - Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

Ressourcen Management Agentur (RMA)

 

Kontaktadresse

TU Wien
Maximilian Weigert
Karlsplatz 13/234-1
A-1040 Wien
Tel.: +43 (1) 58801 - 23425
E-Mail: maximilian.weigert@tuwien.ac.at
Web: https://www.ibb.tuwien.ac.at

Ressourcen Management Agentur (RMA)
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Kölblgasse 17/30
A-1030 Wien
Tel.: +43 (1) 913 22 52 - 0
E-Mail: hans.daxbeck@rma.at
Web: http://www.rma.at/