"Stadt der Zukunft" Themenworkshop: Innovationen für die grüne Stadt

1. Oktober 2018, 13.00 - 17.00 Uhr
Architekturzentrum Wien (AzW), Museumsplatz 1, 1070 Wien

Die Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen, Stürmen oder Starkregen, wirkt sich negativ auf die Lebensqualität und Gesundheit von StadtbewohnerInnen aus. Dieser "Stadt der Zukunft"-Themenworkshop widmete sich innovativen Technologien und Konzepten für die "grüne Stadt".

Rückblick & Vortragsunterlagen

Positive Effekte von Grünflächen und -strukturen in dichtverbauten Gebieten wurden im Rahmen des Themenworkshops vorgestellt, die die Anpassungsfähigkeit städtischer Systeme an den Klimawandel steigern. Die Beiträge reichen von innovativen Technologien zur vertikalen Bauwerksbegrünung über Gesamtkonzepte für die Begrünung von Stadtquartieren bis hin zur Lebensmittelproduktion im urbanen Raum.

Städte im Klimawandel – Maßnahmen zur Eindämmung städtischer Wärmeinseln 

Maja Zuvela-Aloise, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, ZAMG

Regionalen Klimaprojektionen zeigen einen Anstieg der Hitzebelastung bis Ende des Jahrhunderts. In städtischen Gebieten könnte dieses Problem durch urbane Wärmeinseleffekte (UHI) weiter verschärft werden. Je nach Bebauungsdichte, Versiegelungsgrad, Grünflächen, Wasserflächen oder topographischen Lage kann die zu erwartende Zunahme lokal unterschiedlich sein.

Die Anwendung des Stadtklimamodells für Wien ermöglicht eine detaillierte Darstellung der räumlichen Struktur der städtischen Wärmeinsel und die Analyse der zukünftigen Klimasignale unter Berücksichtigung stadtklimatologischer Verhältnisse.

Die Modellsimulationen zeigen, dass eine gezielte sowie kombinierte Umsetzung von verschiedenen kleinräumigen Maßnahmen zu einer Verbesserung in einzelnen Stadtteilen beitragen könnte, beispielsweise durch Entsiegelung, Vergrößerung der Grünflächen und der Erhöhung der Albedo von Oberflächen. Somit könnten die Folgen der Klimaerwärmung für die Stadt reduziert oder lokal gänzlich kompensiert werden.

GrünStattGrau – Das Innovationslabor für die grüne Stadt der Zukunft

Vera Enzi, Susanne Formanek, Innovationslabor GrünStattGrau

GrünStattGrau ist die Koordinations- und Kompetenzstelle für alle Bereiche der Bauwerksbegrünung, in denen geforscht, analysiert, experimentiert, evaluiert, kommuniziert und Demoprojekte umgesetzt werden.

Mit Bauwerksbegrünungen als eine Antwort für die Klimawandelanpassung, im Kontext der Fragestellungen rund um urbanen Hitzeinseln, Starkregenereignisse und Energieeffizienz werden Impulse im Bereich Bewusstseinsbildung gesetzt.

Neben Qualitätssicherung wird Know-how für das Leistungsspektrum von begrünten Gebäuden und die Funktion als Schnittstelle zwischen Netzwerkpartnern und Bevölkerung geboten. Ziel ist es, Bauwerksbegrünung für unsere grünen und lebenswerten Städte der Zukunft im Bestand umzusetzen als auch die Kompetenz der Netzwerkpartner über Österreichs Grenzen hinaus wirksam sichtbar zu machen.

Urbane GmbA – Urbane Grünraumpotenziale im verbauten Bestand

Stephan Hörbinger, Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau

Zur großflächigen Erhöhung urbaner Grün-Infrastrukturen bedarf es verlässlicher Grundlagendaten zu den aktuellen Flächenpotenzialen. Urbane GmbA zielt darauf ab, das Grünflächenpotenzial am Gebäude- und im verbauten Bestand (vertikal und horizontal) in Wien zu sondieren, verfügbare Erhebungsinstrumente in den Projektgebieten anzuwenden und Forschungs- und Entwicklungsbedarfe für grüne Infrastrukturen abzuleiten.

Im Rahmen des laufenden Projekts werden Flächenpotenziale erhoben, Technologien bewertet und Innovationsmöglichkeiten aufgezeigt. Im Rahmen des Vortrags werden erste Ergebnisse präsentiert und die angewandte Methodik vorgestellt.

Biotope City – Städtebauliches Gesamtkonzept für einen grünen Stadtteil

Florian Reinwald, Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Landschaftsplanung

Auf dem ehemaligen Coca Cola Areal in Wien entsteht derzeit ein neuer, grüner Stadtteil mit rund 1.000 Wohnungen nach dem Leitbild der Biotope City. "Biotope City" ist ein Projektleitbild für die Umsetzung umfassender urbaner Begrünung mit dem Ziel, die regenerativen Mechanismen der Natur zu nutzen. Mit dem von Helga Fassbinder entwickelten Leitbild so soll die Lebensqualität umfassend, nachhaltig und kosteneffizient erhöht und Resilienz in Städten verbessert werden.

Die Biotope City dient als Stadtlabor, Forschungsraum und Experimentierfeld, um vielfältige technologische und soziale Fragestellungen zur grünen Stadt der Zukunft zu untersuchen. Mit dem Forschungsprojekt „Biotope City - Bauanleitung für die grüne Stadt der Zukunft" besteht die erstmalige Möglichkeit die Entstehung eines grünen Stadtteils von der ersten Idee bis hin zur Fertigstellung und dem Bezug wissenschaftlich begleiten zu können.

Vertical Farming - Energie- und ressourceneffiziente Lebensmittelproduktion in dicht verbauten Gebieten

Daniel Podmirseg, vertical farm institute, Wien

Lebensmittelproduktion mitten in der Stadt schafft Potenziale für Wirtschaft, Handel und das öffentliche Leben.. Die vertikale Farm bildet einen Magneten für die Ansiedelung von Märkten, Handel und Gewerbe, welche auch indirekt mit der Lebensmittelproduktion und -verteilung in der Stadt zu tun haben. Die vertikale Farm im Blickfeld der Stadtbevölkerung visualisiert die Produktionskette vom Anbau bis hin zur Verteilung.

Der Forschungsprozess schließt nach und nach Fragen rund um den Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz der Stadt der Zukunft. Seit 2009 wachsen Plant Factories rasant in mehreren Städten der Erde. Die Wirtschaftlichkeit ist somit belegt. Und dennoch haben wir mit einer großen Umsetzungslücke zu kämpfen. Die Komplexität von vertikalen Farmen muss ebenso akzeptiert werden wie die positiven Externalitäten. Nur so wird Lebensmittelproduktion wieder Teil des urbanen Alltags.

Podiumsdiskussion

In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels durch Begrünungstechnologien diskutiert. Dabei spielten auch steigende Anforderungen an energetische Gebäudestandards, die Kombination von Gründächern und PV-Anlagen oder die Effektivität von Begrünungsmaßnahmen in der Bekämpfung urbaner Hitzeinseln eine Rolle.

Die Gebäudebegrünung gewinnt zunehmend an Attraktivität, gleichzeitig muss man sicherstellen, dass diese positive Entwicklung nicht zum Anlass genommen wird die Nachverdichtung auf Kosten anderer Grünflächen voranzutreiben. Gründächer dürfen demnach nicht als Ausgleichsflächen betrachtet werden.

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