SYSPEQ - Systemische Lösung zum Betrieb von Plusenergiequartieren

Vollumfängliche Planungskonzepte für Plusenergiequartiere (PEQs) und deren Betrieb als Energiegemeinschaft. Der Fokus liegt auf der Umsetzung im Bestandsbau, insbesondere im Bereich des sozialen/gemeinnützigen Wohnbaus. Finanzierungs­optionen von erneuerbaren Erzeugungsanlagen, Planung und Betrieb eines PEQs (speziell als EG), Vermarktungsmöglichkeiten des Überschussstroms sowie Entwicklung einer Informations- und Vernetzungsplattform sind Teil dieses Projektes. Ein besonderes Highlight ist die praktische Umsetzung eines PEQs und der Betrieb als EG im Demonstrationsquartier Fuchsenloch der Sozialbau.

Kurzbeschreibung

Ausgangssituation/Motivation

PEQs entstehen vor allem im Zuge kapitalintensiver Neubauprojekte, wobei Bestandsquartiere selten berücksichtigt werden. Die wenigen Bestandsquartier-Initiativen fokussieren meist auf einzigartige Areale, was Replizierbarkeit der Methoden und Ergebnisse stark beschränkt. Auch sind bisher durch die Beschränkung von PEQs auf Neubauten bzw. einzigartige Areale große Teile der Bevölkerung von der Partizipation an PEQ-Initiativen ausgeschlossen. Zudem fehlen adäquate ganzheitliche Planungskonzepte, um eine weite Verbreitung des Konzepts der PEQs zu gewährleisten.

Zukünftig soll es möglich werden, PEQs großflächig umzusetzen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit für vollumfängliche Planungskonzepte von PEQs im Bestandsbau, die von der Finanzierung, über Installation und Betrieb, bis hin zur Vermarktung des Überschussstroms reichen.

Um die Energiewende nicht weiterhin auf finanziell besser gestellte Teile der Bevölkerung zu beschränken, ist es nötig, den Fokus auf die Möglichkeiten zur Umsetzung von PEQs im Bereich des sozialen bzw. gemeinnützigen Wohnbaus zu legen. Durch das in Kraft treten des EAG Gesetzespakets, welches die rechtliche Grundlage zur Umsetzung von Energiegemeinschaften mit sich bringt, werden neue Chancen und Möglichkeiten für PEQs eröffnet. Eine Kopplung der Konzepte von PEQs und EGs erscheint vielversprechend, da Stromaustausch und -handel über Gebäudegrenzen hinweg ermöglicht wird.

Inhalte und Zielsetzungen

Das Projektziel ist es, vollumfängliche Planungskonzepte für Plusenergiequartiere (PEQs) zu entwickeln, wobei der Fokus auf den Gebäudelebenszyklus und besonders auf Bestandsbauten bzw. deren Kopplung mit Neubauten innerhalb eines Quartiers gelegt wird. Planung und Umsetzung eines Plusenergiequartiers sowie der Betrieb als Energiegemeinschaft werden für die komplexe Situation sozialer Wohnbauträger einerseits in der Theorie analysiert und andererseits in der Praxis unter Einbindung der Bewohner:innen getestet (Proof-of-Concept).

Zur vollumfänglichen Planung werden Finanzierungsmöglichkeiten erneuerbarer Erzeugungsanlagen, Varianten der Vermarkung des Energieüberschusses und der daraus entstehende Nutzen für unterschiedliche Stakeholder behandelt, sowie gemeinsame, Stakeholder-übergreifende Geschäftsmodelle entwickelt.

Weiters wird eine Match-Making-Plattform entwickelt, die einerseits das Finden von Geschäftspartner:innen im Bereich der Plusenergiequartiere und Energiegemeinschaften erlaubt, sowie Wissen aus dem Projekt und aktiven PEQs/EGs sammelt, um es Stakeholdern strukturiert zur Verfügung zu stellen und damit Community-Intelligence zu fördern.

Methodische Vorgehensweise

Zur vollumfänglichen Planung von PEQs werden finanzielle sowie technische Konzepte entwickelt, die es ermöglichen sollen, PEQs besonders im Bestandsbau möglichst kosteneffizient zu planen. Das Thema Standardisierung wird stark in den Vordergrund gestellt, um Konzepte und Verfahren einfach auf unterschiedlichste Situationen anwenden zu können. Weiters wird ein Simulationsmodell entwickelt, welches es erlaubt, PEQs und deren Energieerzeugungsanlagen realistisch abzubilden und den Betrieb als Energiegemeinschaft zu modellieren.

Im Zuge dieses Modells sollen die finanziellen Vorteile der Teilnehmer:innen quantifiziert werden. Ebenfalls werden Möglichkeiten der Vermarktung des Überschussstroms bzw. der Residuallastdeckung über langfristige Energielieferverträge miteinbezogen. Die technische Planung sowie das Simulationsmodell werden auf zwei realistische Quartiere - Fuchsenloch (Sozialbau) und ein Quartier im Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl (Sozialbau und Wien Süd) - angewandt.

Die Umsetzung in die Praxis findet im Fuchsenloch unter starker Einbindung der Bewohner:innen statt. Für die Evaluierung der Bedürfnisse der Bewohner:innen sowie der Stakeholder kommt die Kano-Methode zur Anwendung.

Die multi-funktionale Match-Making-Plattform soll u.a. dazu dienen, Geschäftspartner:innen zu finden und Informationen zu sammeln. Zum Suchen und Finden der Perfect-Matches wird die Methode der Datenfilterung angewandt. Die Plattform wird als Webservice entwickelt und in weiterer Folge mit der derzeit in Entwicklung befindlichen Plattform „7Energy" der Energie Kompass GmbH gekoppelt, die zukünftig die Infrastruktur des Innovationslabors „act4.energy" erweitern wird.

Erwartete Ergebnisse

Am Ende des Projektes sollen die rechtlichen Möglichkeiten zur Umsetzung eines PEQs und dem Betrieb als Energiegemeinschaft im sozialen/gemeinnützigen Wohnbau restlos geklärt sein und der Allgemeinheit über die Match-Making-/Informationsplattform zugänglich sein.

Weiters sollen möglichst standardisierte Verfahren und Konzepte zur Finanzierung und Planung von PEQs zur Verfügung stehen, sowie Optionen der Vermarktung des Überschussstromes und der Residuallastdeckung erforscht sein.

Die beiden Demonstrationsquartiere Fuchsenloch sowie ein Quartier des Stadtentwicklungsgebiets Rothneusiedl sollen mit den zuvor entwickelten Verfahren als PEQs geplant sein. Das Quartier Fuchsenloch wird außerdem tatsächlich umgesetzt und soll als Energiegemeinschaft - unter möglichst großer Partizipation der Bewohner:innen - betrieben werden.

Die Match-Making-Plattform bietet sämtlichen Stakeholdern Möglichkeiten der Vernetzung und Informationsbeschaffung und trägt somit zu einer erfolgreichen Zukunft von PEQs und EGs bei.

Projektbeteiligte

Projektleitung

AIT Austrian Institute of Technology GmbH

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

  • SOZIALBAU gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft
  • Gemeinnützige Bau- u. Wohnungsgenossenschaft „Wien Süd" eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung
  • ENERGIE KOMPASS GmbH
  • WEB Windenergie AG
  • LIMOTUS GmbH
  • Fachhochschule Technikum Wien

Kontaktadresse

AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Bernadette Fina
Giefinggasse 4
A-1210 Wien
Tel.: +43 (664) 883 90 046
E-Mail: Bernadette.Fina@ait.ac.at
Web: www.ait.ac.at