RCC – Reduced Carbon Concrete: Implementierung von CO2-reduzierten Betonen auf der Baustelle

Die Ziele des vorliegenden Projekts „RCC – Reduced Carbon Concrete“ war es, das aktuelle Wissen um die temperaturabhängigen Aushärtungsverläufe der Performancebetone durch Betonarbeiten an großen Bauteilen auf der Baustelle, unter sommerlichen und winterlichen Bedingungen, sowie in der Fertigteilproduktion zu erproben. Die Ergebnisse fließen in die Baupraxis und die Normungsarbeit ein.

Kurzbeschreibung

Beton- und Zementproduktion sind von erheblicher Umweltrelevanz, zugleich ist Beton weltweit der bei weitem verbreitetste Baustoff. Österreich hat eine jährliche Zementproduktion von 5,2 Mio. t Zement und emittiert für die Herstellung ca. 2,9 Mio. t CO2 im Jahr (MAUSCHITZ, 2020, S. 7, 7a). Die Dekarbonatisierung der Bauwirtschaft ist ein globales Thema. Das vorliegende Projekt soll dazu einen Beitrag leisten.

Forschungsziel ist der Einsatz von „Performance-Beton" als CO2-reduzierter Beton (RCC – „reduced carbon concrete") mit geringerem Zementgehalt. Hierfür ist, anders als bei konventionellem Beton, der Nachweis technischer Gleichwertigkeit über die technischen Eigenschaften („Performance") zu führen. Grundlage ist, neben der ÖNORM B 4710-1, die künftige ONR 23339 „Regeln für die Umsetz-ung des Konzepts der gleichwertigen Betonleistungsfähigkeit". Dieses Regelwerk setzt Rahmen-bedingungen, welche die verzögerte Frühfestigkeitsentwicklung eines RCC-Betons durch geeignete Nachbehandlungsmaßnahmen auf der Baustelle kompensieren.

In zwei Versuchsreihen wurden Bauteile, die nach einer RCC-Rezeptur mit durchschnittlich 25 % weniger CO2 konzipiert wurden, mit konventionell ausgeführten Bauteilen gleicher Bauart verglichen. Diese empirische Forschung unter Praxisbedingungen auf der Baustelle unter Sommer- und Wintertemperaturen sowie in einem Betonfertigteilwerk, zielte auf Praxiserkenntnisse am „real crete" und nicht am „lab crete" ab.

RCC-Betone lassen sich genauso gut zu Wand- und Deckenelementen verarbeiten wie konventioneller Beton, wie Versuche für den Sommer- und Winterfall gezeigt haben. Das Fließverhalten in der Schalung war grundsätzlich gleich, wenn auch im Fertigteil der Beton aufgrund der Anlieferzeit nicht das gewünschte Fließverhalten hatte. Die Festigkeitskennwerte (Druckfestig-keit, E-Modul etc.) des Betons entsprachen nach 28 Tagen jenen konventioneller Betonrezepturen. Die Frühfestigkeit in den ersten 28 Tagen nahm bei Außentemperaturen unter 20°C zuerst gering-fügig, zwischen 5-12°C, dann deutlich ab. Unter 0°C wird, ohne Sondermaßnahmen, von einem Einsatz abgeraten. Detaillierte Handlungsempfehlungen für Sommer- und Winterbaustellen wurden definiert. Ein weiteres Ergebnis war, dass ein rasches Ausschalen und Abdecken von RCC-Wänden besser für ein schnelles Aushärten ist, als eine längere Schalzeit. Und: Die Ergebnisse der Baustellen-proben haben gut mit den Laborversuchen korrespondiert, welche im Vorfeld und parallel zu den in-situ-Versuchen durchgeführt wurden. Das Monitoring der Frühfestigkeitsentwicklung durch schalungsintegrierte Temperaturfühler war wesentlich für die Bestimmung der Betonreife, da die Aushärtungsgeschwindigkeiten über die Betonkern-Temperatur extrapoliert werden können.

In den untersuchten Szenarien am Wohnbauprojekt Taborama am Nordbahnhof Wien liegt das Potenzial einer CO2-Reduktion durch RCC-Anwendung zwischen 13 % und 20 % – für das gesamte Gebäude mit ca. 200 Wohnungen. Das entspricht einer Einsparung von ca. 500 t CO2-Äquivalente für das Objekt oder 2,5 t CO2 pro Wohnung. Die Fallstudie zeigt, dass RCC-Betone für 50 % der Betonanwendungen gut geeignet sind. Die CO2-Reduktion von 25 % bei der Hälfte des eingesetzten Betons würde die zementbedingten CO2-Emissionen in Österreich um 12,5 % senken.

In Deutschland wird der Zementverbrauch per capita anhand des inländischen Zementversands berechnet. Laut dem Verein Deutscher Zementwerke (VDZ) wurden im Jahr 2020 ca. 28 Mio. t Zement im Inland versandt. Dies ergibt einen Pro-Kopf-Verbrauch von 350 kg im Jahr.

Umgelegt auf Österreich beläuft sich bei einem inländischen Zementversand im Jahr 2020 von 4,8 Mio. t (VÖZ II, 2021) der Verbrauch pro Kopf auf 538 kg oder insgesamt 2,7 Mio. t CO2. Mit RCC-Beton als Stand der Technik ließen sich die zementbedingten CO2-Emissionen in Österreich um 340.000 t senken. Die Empfehlungen aus diesem Forschungsprojekt richten sich an die Bau- und die Betonbranche. In letzterer sollten schnellstmöglich gemeinsame Randbedingungen für das Performance-Konzept von RCC-Betonen als neuen Stand der Technik geschaffen werden.

Publikationen

RCC-Reduced Carbon Concrete - Implementierung von CO2-reduzierten Betonen auf der Baustelle

Die Ziele des vorliegenden Projekts „RCC – Reduced Carbon Concrete“ war es, das aktuelle Wissen um die temperaturabhängigen Aushärtungsverläufe der Performancebetone durch Betonarbeiten an großen Bauteilen auf der Baustelle, unter sommerlichen und winterlichen Bedingungen, sowie in der Fertigteilproduktion zu erproben. Die Ergebnisse fließen in die Baupraxis und die Normungsarbeit ein. Schriftenreihe 30/2021
T. M. Romm, N. Summhammer, T. Belazzi, M. Härtel, J. Horvath, E. Größ, L. Kujawa, R. Hoch, M. Marra, R. Pamminger, M. Löffler, F. Denk, H.-J. Zeiler
Herausgeber: BMK
Deutsch, 60 Seiten

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Projektbeteiligte

ProjektleiterIn

  • Strabag Real Estate GmbH

Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen

  • bauXund forschung und beratung gmbh
  • Dr. Ronald Mischek ZT GmbH
  • forschen planen bauen DI Thomas Romm ZT
  • Materialprüfanstalt Hartl GmbH
  • STRABAG SE
  • SV Dr. Johannes Horvath
  • Wopfinger Transportbeton GmbH

Kontaktadresse

DI Lukasz Kujawa
Donau-City-Straße 1, A 1220 Wien
Tel.: +43 1 22422-7205
E-Mail: lukasz.kujawa@strabag.com
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