Kooperatives Wohnen Volkersdorf (KooWo - Volkersdorf) - Suffizienz, Flächen sparen und Energieeffizienz im Areal
Kurzbeschreibung
Status
abgeschlossen
Kurzfassung
Motivation und Forschungsfrage
Am Beispiel des gemeinschaftlich geplanten Wohnprojekts „KooWo" in Eggersdorf mit 27 Wohneinheiten sollte Suffizienz umgesetzt und das übergeordnete Ziel ganzheitlicher CO2-Reduktion erreicht werden. Das Ziel war die Verschiebung der individuellen Systemgrenze Gebäude hin zu einem kollektiven Lebensraum. Die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur, des Wärmeverbunds, der Stromerzeugung, der Werkstätten, des Fahrzeugparks, der Anbauflächen, etc. generiert einen persönlichen und gesellschaftlichen Mehrwert.
Ausgangssituation/Status Quo
Große Teile der im österreichischen Gebäudebestand erzielten Ressourceneinsparungen (reduzierte Betriebsenergie, Einsatz ressourcenschonender Baustoffe) wurden auf Grund des ständig steigenden Wachstums an Wohnfläche pro Kopf, eines erhöhten Mobilitätsverhaltens und steigenden Warenkonsums kompensiert.
Ebenso fokussiert sich der Großteil bisheriger Forschungsprojekte auf Konzepte und Strategien für urbane Ballungsräume. Es steht außer Zweifel, dass städtische Agglomerationen das höchste Potential zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen haben. Untersuchungen zur Bevölkerungsentwicklung zeigen aber auch, dass es in vielen ländlichen Regionen, wo es bis dato wenig taugliche Alternativen zum freistehenden Einfamilienhaus gibt, zukünftig deutlichen Zuzug geben wird. Und auch hier sind nachhaltige Lösungen notwendig.
Projekt-Inhalte und Zielsetzungen
Das Ziel von KooWo war nicht die Entwicklung eines kostenintensiven autonomen Null- oder Plusenergiegebäudes, das alles leisten kann, sondern eines Verbunds zwischen verschiedenen Gebäuden (Bestand und Neubau) und Nutzungen, die ein lebendiges Wohn- und Arbeitsumfeld bieten. Was zählt, ist eine möglichst niedrige Gesamtbilanz von Primärenergie- und CO2-Emissionen auf Siedlungs- bzw. auf Quartiersebene. KooWo soll über das Forschungsprojekt hinaus als Vorzeigemodell dienen und zur Nachahmung animieren.
Unterstützung erhielt das Projekt durch das Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR), welches die klimaaktiv Siedlungsbewertung durchführte. Beim klimaaktiv Standard für Siedlungen und Quartiere handelt es sich um ein österreichisches System zur Planung, Bewertung und Qualitätssicherung von Nachhaltigkeitsaspekten unter Berücksichtigung des international vereinbarten 2°C Klima-Ziels.
Methodische Vorgehensweise
Die Entwicklung der Wohnanlage erfolgte in zahlreichen Workshops mit den zukünftigen Bewohner:innen. Stakeholderanalysen, Interviews und ebenso Workshops mit Beteiligten und Expert:innen wurden genutzt, um Ziele für Energie- und CO2-Einsparungen zu definieren. Energetische Simulation und Lebenszyklusanalysen für Errichtung und Betrieb des Quartiers bilden die Grundlage für die Umsetzung des Demoprojektes.
Eine wissenschaftliche, qualitätssichernde Begleitung der Bauphase, sowie Monitoring des laufenden Betriebs dienen der Optimierung und Überprüfung der Zielvorgaben. Ein eigens entwickeltes Energiemanagementsystem stellt sicher, dass die Energie der PV-Anlage so gut wie möglich für den direkten Verbrauch, das Laden der Batteriespeicher oder für die Warmwasserbereitung durch die elektrischen Heizelemente genutzt wird.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Im ersten Schritt war das Ziel, eine gemeinsam getragene Vision für die KooWo Siedlung zu entwickeln. Dazu wurde ein geeignetes Beteiligungsdesign für den Planungs- und Bauprozess des Quartiers entwickelt. Die Einbindung aller Beteiligten, wie Bauträger, zukünftige Mieter:innen, Nachbarn, Gemeindevertreter:innen, Planer:innen und weitere Stakeholder, sollte eine nachhaltige Einbettung in das räumliche und gesellschaftliche Umfeld der Siedlung gewährleisten.
Die Erarbeitung der Architektur erfolgte anschließend in insgesamt sieben Workshops. Dort wurden folgende Themen behandelt: Grundstücksanalyse und Raumprogramm, Erarbeitung der Bautypologien, Definition Gemeinschaftsräume, Erarbeitung Wohnungstypologien, Wohnungsvergabe, Baubiologie, Ausbaustufen und Kosten.
Das durchgeführte Betriebsmonitoring zeigt, dass die definierten Kennwerte für Energieverbrauch und Behaglichkeit sehr gut eingehalten werden. Optimierungen im laufenden Betrieb, speziell mithilfe des Energiemanagementsystems zur Optimierung der PV-Nutzung, brachten deutliche Verbesserungen.
Ausblick
Mit dem Projekt KooWo wurde ein Demonstrationsprojekt mit Vorbildcharakter für den ländlichen Raum geschaffen, das in der praktischen Umsetzung aufzeigt, dass hohe Ressourcen- und Energieeinsparungen nicht nur im städtischen Kontext möglich sind.
Das neuartige Geschäftsmodell und die umfassende Einbindung der Nutzer:innen sind ebenso beispielgebend und sollen in Zukunft Nachahmung finden.
Publikationen
Kooperatives Wohnen Volkersdorf – Suffizienz, Flächen sparen und Energieeffizienz im Areal (KooWo - Volkersdorf)
Am Beispiel des gemeinschaftlich geplanten Wohnprojekts „KooWo“ in Volkersdorf soll Suffizienz umgesetzt und das übergeordnete Ziel einer ganzheitlichen Energie- und CO2-Reduktion erreicht werden. Das Wohnprojekt verschiebt die Systemgrenze von einer nutzflächenbezogenen zu einer personen- und Sozialgemeinschaft-bezogenen Betrachtungsweise und generiert durch einen kollektiven Lebensraum Einsparungspotentiale beim Ressourcenverbrauch pro Kopf.
Schriftenreihe
28/2022
C. Falkner-Merl, H. Feldmann, W. Schwarz, K. Höfler, H. Staller, R. Pertschy, T. Urbanz, R. Höfler, D. Venus, O. Mair am Tinkhof
Herausgeber: BMK
Deutsch, 84 Seiten
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Projektbeteiligte
Projektleitung
Die WoGen – Wohnprojekte-Genossenschaft e. Gen.
Projektpartner
- Schwarz Platzer ZT GmbH
- AEE – Institut für Nachhaltige Technologien
Kontaktadresse
Die WoGen – Wohnprojekte-Genossenschaft e. Gen. / Eveline Hendekli
Krakauer Straße 19/18
A-1020 Wien
Tel.: +43 (664) 4156563
E-Mail: office@diewogen.at
Web: www.diewogen.at
Web: www.diewogen.at/unsere-projekte/koowo-volkersdorf/