Green SandboxBuilder - Regulatory Sandboxes im Bereich des nachhaltigen Bauen und Sanierens

Im Projekt "Green SandboxBuilder" wurde erstmals in Österreich der Bedarf an Regulatory Sandboxes für ökologisch nachhaltige und klimawirksame Vorhaben im Baubereich systematisch erhoben. Die Umsetzung von Regulatory Sandboxes im österreichischen Bausektor kann dazu beitragen, die Einführung von technologischen, prozessualen und sozialen Innovationen entscheidend zu beschleunigen und somit die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen (April 2024)

Im Projekt „Green SandboxBuilder" (2022 bis 2024) wurde erstmals in Österreich der Bedarf an Regulatory Sandboxes für ökologisch nachhaltige und klimawirksame Vorhaben im Baubereich systematisch erhoben und konkretisiert. Ein interdisziplinäres Konsortium aus vier Partnern unter Konsortialführung der Open-Innovation-Beratung winnovation gemeinsam mit den akademischen Partnern Technische Universität Wien, Fachhochschule Campus Wien sowie der For Forest Forever GmbH, unterstützt von der Rechtsexpertise der Kanzlei Schönherr und einem breiten Netzwerk im Bau- und Nachhaltigkeitskontext untersuchte in diesem Forschungsprojekt in mehreren Schritten, in welchen Bereichen Bedarf an Regulatory Sandboxes besteht und wo gleichzeitig der größte Impact in Umwelt und Gesellschaft zu erwarten ist.

Um eine möglichst hohe Aussagekraft zu erzielen, wurden in einem maßgeschneiderten Open Innovation-Prozess rund 200 Personen aus dem Themenbereich nachhaltige Architektur und nachhaltiges Bauen und Sanieren in Österreich in die Erarbeitung der Studie mittels Interviews, Co-Creation-Formaten und eines online durchgeführten Crowdsourcing-Prozesses miteinbezogen. Mittels Datentriangulierung und Mustererkennungsprozessen wurde das Wissen von innovativen Nutzer:innen, Expert:innen und anderen Stakeholdern in Planung, Genehmigungsverfahren, Bau, Betrieb, Sanierung und Recycling zusammengeführt und der Bedarf in mehreren Dimensionen verifiziert.

Ergebnisse aus dem Projekt

Die Analyse im Rahmen des Projekts hat gezeigt, dass international kaum Erfahrungen mit Regulatory Sandboxes im Baubereich vorliegen, wiewohl ein hohes Potenzial mit zahlreichen Spannungsfeldern zwischen Regulatorik und Nachhaltigkeitszielen vorhanden ist.

Daher wurde im Rahmen des Projekts das Format der Regulatory Sandboxes weiterentwickelt und insgesamt vier verschiedene Typen an Regulatory Sandboxes definiert, welche für Innovation und regulatorisches Lernen im Bereich nachhaltiges Bauen und Sanieren von hoher Relevanz sind und die Umsetzung von entsprechenden Vorhaben erleichtern. Diese adressieren im Besonderen die hohe Dichte der Regulatorik und die Vielzahl der betroffenen Regulatoren in Verwaltung und normensetzenden Gremien beziehungsweise Institutionen.

Darüber hinaus wurden 14 thematische Vorschläge für Regulatory Sandboxes entwickelt, für die ein hoher Bedarf in Österreich besteht, welche im Folgenden aufgelistet werden:

Bodenverbrauch und Bodenversiegelung minimieren

  • Regulatory Sandbox zu KI-Anwendungen für eine faire, transparente und nachhaltige Flächenwidmung und Entsiegelung von Flächen
  • Regulatory Sandbox zur Überschreitung der maximalen Gebäudehöhe, um Nachverdichtung durch ökologisch nachhaltige Projekte voranzutreiben

Mehrgeschoßigen Holzbau forcieren

  • Regulatory Sandbox zur Überschreitung der maximalen Gebäudehöhe, um Holzbauweise im Neubau zu forcieren
  • Regulatory Sandbox zu Brandschutz und Brandvermeidung im mehrgeschoßigen Holzbau
  • Thermische Sanierung erhöhen:
  • Regulatory Sandbox zur ökologisch nachhaltigen thermischen Sanierung
  • Regulatory Sandbox für Sanieren und Modernisieren von Bestandsbauten abseits des aktuellen Stands der Technik

Leistbares ökologisches Bauen ermöglichen

  • Regulatory Sandbox für einen ökologisch nachhaltigen Neubau von Wohngebäuden abseits des aktuellen Stands der Technik betreffend Energieeffizienz
  • Regulatory Sandbox für einen ökologisch nachhaltigen Neubau von Wohngebäuden abseits des aktuellen Stands der Technik betreffend Schallschutz

Ökologische Materialien und Bauweisen vorantreiben

  • Regulatory Sandbox zum Einsatz von noch nicht zertifizierten ökologisch nachhaltigen, innovativen Baumaterialien

Erneuerbare Energie und Energieeffizienz fördern

  • Regulatory Sandbox zum Einsatz von KI zur Optimierung des Energieverbrauchs in Gebäuden
  • Regulatory Sandbox zur Nutzung von Tiefengeothermie auf öffentlichem Grund in dicht bebautem Gebiet
  • Regulatory Sandbox zur Netzdienlichkeit der Bauteilaktivierung

Kreislaufwirtschaft vorantreiben

  • Regulatory Sandbox zur Vermeidung von Bauabfällen

Ohne Zuordnung, da als Querschnitt in allen Themenbereichen möglich

  • Regulatory Sandbox zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) für ökologische Nachhaltigkeit im Bausektor

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Über das Projekt „Green SandboxBuilder" wurde neues Wissen, hinsichtlich des Bedarfs an Regulatory Sandboxes, im stark reglementierten Baubereich geschaffen. Dieses Wissen liefert für Policy Maker, Normengeber als auch Behörden Evidenz für notwendige Frei- und Experimentierräume in diesem für die Dekarbonisierung äußerst wichtigen Sektor. Darüber hinaus wurde durch das Projekt eine Basis für Forschungen und Innovation auf dem Gebiet des ökologisch nachhaltigen Bauens und Sanierens geschaffen. Es lassen sich drei wesentliche Schlussfolgerungen ableiten:

  • Ein hoher Bedarf an regulatorischen Initiativen besteht, um nachhaltiges Bauen und Sanieren erschwinglicher und einfacher zu gestalten. Aktuelle Normen und ihre Durchsetzung erhöhen die Kosten und den Aufwand für nachhaltige Bauvorhaben im Vergleich zu herkömmlichen. Ohne regulatorische Weiterentwicklung bleibt ein beträchtlicher Beitrag zur Dekarbonisierung im Gebäudesektor ungenutzt.
  • Ein hohes Schutzniveau, insbesondere für Leib und Leben, behindert regulatorisches Lernen. Im Zuge der gegenwärtigen Klimaherausforderungen sollte daher ein Ansatz sein, sich auf jene Regelungen zu beschränken, die auf den Schutz der Gesundheit und Sicherheit abzielen, und nicht auf ein bestimmtes Komfortniveau zum Beispiel in Zusammenhang mit der Raumhöhe. Grenzwerte sollen neu definiert werden.
  • Regulatory Sandboxes können schnell und ohne komplexe Vorarbeiten umgesetzt werden. Experimentierklauseln in Materiengesetzen sind zwar wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Die Einbindung verschiedener Regulatoren ist jedoch entscheidend für den Erfolg von Regulatory Sandboxes und unterscheidet sich von herkömmlichen Erprobungsmethoden und Forschungsprojekten.

Es lassen sich folgende Empfehlungen für die Umsetzung von Regulatory Sandboxes im Bereich des nachhaltigen Bauens und Sanierens ableiten:

  • Ausschreibung von Forschungsprojekten zur Ausgestaltung von Regulatory Sandboxes im Baubereich, um Regulierungsbehörden eine Planungs- und Entscheidungsgrundlage zu bieten.
  • Umsetzung konkreter Regulatory Sandboxes mit Unterstützung des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Als Instrument könnten sich mit gewissen Einschränkungen Innovationslabore eignen, wobei die aktive Beteiligung von Regulierungsbehörden gegeben sein müsste.
  • Erhöhung der Bekanntheit von Regulatory Sandboxes im Baubereich durch gezielte Kommunikationsaktivitäten.
  • Regelmäßigen Austausch interessierter Regulator:innen im Baubereich fördern und durch eine Arbeitsgruppe zu nachhaltigem und leistbarem Bauen und Sanieren unterstützen.
  • Verankerung von Experimentierklauseln in Bundesgesetzen, OIB-Richtlinien und Bauordnungen der Länder.

Publikationen

Green SandboxBuilder: Regulatory Sandboxes im Bereich des nachhaltigen Bauens und Sanierens

Im Projekt "Green SandboxBuilder" wurde erstmals in Österreich der Bedarf an Regulatory Sandboxes für ökologisch nachhaltige und klimawirksame Vorhaben im Baubereich systematisch erhoben. Die Umsetzung von Regulatory Sandboxes im österreichischen Bausektor kann dazu beitragen, die Einführung von technologischen, prozessualen und sozialen Innovationen entscheidend zu beschleunigen und somit die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Schriftenreihe 13/2024
G. Leimüller, J. Rohrhofer, A. Gerger, Ch. Schranz, M. Aichholzer, M. Schachenhofer, C. Benes, F. Ozclon
Herausgeber: BMK
Deutsch, 71 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleitung

winnovation consulting gmbh

Projekt- bzw. Kooperationspartner:innen

  • FH Campus Wien Forschungs- und Entwicklungs GmbH
  • For Forest Forever GmbH
  • TU Wien - Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement
 

Kontaktadresse

winnovation consulting gmbH
Gertraud Leimüller
Linke Wienzeile 42/1/Top 5
A-1060 Wien
Tel.: +43 (676) 957 70 18
E-Mail: gertraud.leimueller@winnovation.at
Web: www.winnovation.at