Sanierung Gründerzeitgebäude Eberlgasse auf Passivhausstandard

Anhand des typischen Gründerzeithauses, 1020 Wien Eberlgasse 3, wurde gezeigt, dass mit den heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten Passivhaus-Standard (Definition nach Passivhausinstitut Darmstadt) auch in der Sanierung erzielbar ist.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Das Demonstrationsprojekt Eberlgasse liegt im Alliiertenviertel in der Leopoldstadt (2. Wiener Gemeindebezirk). Im Jahre 1888 errichtet, stellte es vor Sanierung ein typisches Gründerzeithaus dar, welches die wechselvolle Geschichte dieser Stadt widerspiegelt.

Es wurde im Jahre 1944 von den rechtmäßigen Eigentümern, einem jungen Ehepaar namens Fiala, enteignet. Diese mussten bereits 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen, und haben somit als Einzige Ihrer Familie in Südamerika überlebt. Im April 1945 haben 3 Bombentreffer schwere Schäden am Haus angerichtet. Die Liegenschaft wurde 1948 an das Ehepaar Fiala "rückgestellt", der Wiederaufbau des beschädigten Hauses konnte erst im Jahre 1952 abgeschlossen werden. Leider wurde dabei auch die ursprünglich neoklassizistische Gründerzeitfassade abge­schlagen bzw. nicht wieder hergestellt. In den kommenden Jahrzehnten wurden lediglich kleinere Instandhaltungsmaßnahmen gesetzt, was dazu führte, dass bei Planungsbeginn 2009 ein erheblicher Investitionsrück­stau vorhanden war.

Ausgangssituation

Die bauliche Situation vor Sanierung war gekennzeichnet durch fehlende Barrierefreiheit, nicht mehr dem Stand der Technik entsprechende Versorgungsleitungen, hohem Heizenergiebedarf, unzeitgemäßen Wohnstandard sowie eindringender Feuchtigkeit am Dach.

Motivation und Zielsetzungen

Aufbauend auf den Qualitäten des Gründerzeithauses, sollte moderner Bau- und Wohnstandard angeboten werden. In thermisch-energetischer Hinsicht der Lückenschluss zum Neubau gelingen, und erstmals weltweit, ein Gründerzeithaus in bewohntem Zustand, zum Passivhaus saniert werden. Zusätzlich zum Erreichen des Passivhausstandards sollten Bestwerte bei Primärenergie- und Endenergiebedarf erreicht werden.

Methodische Vorgehensweise

Die Grundlage der Sanierung Eberlgasse war:

  • Eine durchgreifende Bestandsanalyse, in der der tatsächliche Bauzustand aufgenommen wurde und Blower-Door-Tests des Bestandes sowie Wärmebildaufzeichnungen der äußeren Hülle als Basis dienten.
  • Ein Energiekonzept, in dem unterschiedlichste Optionen wie Fernwärme, Pellets bzw. Hackschnitzel Kleinanlagen und Erdwärme geprüft wurden. Unter den gegenständlichen Voraussetzungen fiel die Wahl auf eine Kombination aus Grundwasserwärmepumpe mit Photovoltaikanlage.
  • Anhand der Bestandsanalyse sowie des Energiekonzeptes wurden durch erfahrene Planer Dämmstoffdicken, Qualitäten von Fenstern und Türen, Anforderungen an die Haustechnik etc. definiert.
  • Ein frühzeitiges Einbinden der BewohnerInnen mit Erhebung von Bedürfnissen und laufender Betreuung während der Bauzeit.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Bei der Passivhaus-Sanierung Eberlgasse wurden alle EnerPHit-Kriterien für Passivhaus-Sanierungen gemäß Passivhaus Institut eingehalten. Gemäß PHPP-Berechnung wurden mit einem Heizwärmbedarf von 14,8 kWh/(m²EBF.a), einem Primärenergiebedarf von 108 kWh/(m²EBF.a) und einer Heizlast von 9,1 W/m²EBF auch hinsichtlich dieser Kennwerte die wesentlich strengeren Passivhaus-Anforderungen für Neubauten gemäß Passivhaus Institut eingehalten.

Zentrale Faktoren für das Gelingen waren einerseits die eingehende Analyse der Ausgangssituation, die Beauftragung von erfahrenen Planern und die frühzeitige Einbindung der MieterInnen und BewohnerInnen. In der Sanierung ist der Zustand der zumindest teilweise bewohnten Gebäude eine Standardsituation und erfordert eine genaue Koordinierung und Bauzeitenplanung.

In technischer Hinsicht sind der nachträgliche Einbau einer Wohnraum­lüftung im Bestandsgebäude, die erforderliche Herstellung der Luft­dichtheit sowie die Wärmebrückenminimierung die größten Herausforderungen.

Der ganzheitliche Denkansatz zur Verminderung aller energiever­brauchender Komponenten hat etwa dazu geführt, alle bestandsfreien Wohnungen mit kompletten Küchen mit den energieeffizientesten am Markt erhältlichen Elektrogeräten auszustatten.

Die gesamte Beleuchtung des Stiegenhauses, der Loggien, Vorräume, Außenbeleuchtung etc. wurde ausschließlich mit LED Lampen ausgestattet. Auch der Personenaufzug wurde mit einem Energierückge­winnungssystem ausgestattet.

Die Mehrkosten für die Sanierung im Passivhausstandard gegenüber einer konventionellen Sanierung belaufen sich auf 266 Euro/m²WNF.

Publikationen

Sanierung Gründerzeitgebäude Eberlgasse auf Passivhausstandard

Schriftenreihe 3/2015 H. Schöberl, J. Schleger, A. Kronberger, Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 71 Seiten

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Projektbeteiligte

ProjektleiterIn

Andreas Kronberger Unternehmensberatung

Kooperationspartner

Schöberl & Pöll GmbH

Kontaktadresse

Ing. Andreas Kronberger
Eberlgasse 3
A-1020 Wien
Tel.: +43 (699) 1545 0376
E-Mail: office@andreaskronberger.at
Web: www.andreaskronberger.at