IEA ISGAN Annex 7: Smart Grids Transitions (Arbeitsperiode 2020-2023)

Die Arbeitsgruppe 7 des ISGAN hat zum Ziel, internationale Erfahrungen und interdisziplinäre Forschungsaktivitäten zu Smart Grids zu bündeln, aufzubereiten und für Policy Maker und Regulatoren nutzbar zu machen. Diese umfassen sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftliche Forschung zu institutionellen Rahmenbedingungen der Transition, insbesondere zu Governance-Fragen sowie die Entwicklung von Prozessen zur breiten Partizipation relevanter gesellschaftlicher Gruppen an Smart Grids Transitionsprozessen.

Kurzbeschreibung

ISGAN Working Group 7 beschäftigt sich mit der Transition des Energiesystems und schwerpunktmäßig mit institutionellen und sozio-technischen Fragenstellungen. Ziel der Working Group ist es, internationale Erfahrungen und interdisziplinäre Forschungsaktivitäten zum Thema Smart Grid Transitions zu bündeln, aufzubereiten und für Policy Maker nutzbar zu machen.

Die Technology Roadmap Smart Grids der Internationalen Energieagentur (OECD/IEA 2011) stellte fest, dass die breite Einführung von Smart Grids eine weit über die technische Machbarkeit hinausgehende, tiefgreifende Transformation innerhalb des Energiesystems darstellt. Seit dem Pariser Klimagipfel 2015 (COP21) wird dies im Zusammenhang mit der Integration erneuerbarer Energieressourcen noch unterstrichen. Zukünftige Energiesysteme werden daher auch funktional (sozio-technisch) stärker integriert sein. ISGAN WG 7 unterscheidet daher vier Dimensionen der sozio-technischen Transition von etablierten elektrischen Energienetzen hin zu distribuierten Smart Grids: Technologien, Akteure/Nutzer:innen, Institutionelle Strukturen/Netzwerke und Governanceprozesse.

Das Projekt umfasste die Koordination der Working Group 7 (vormals Annex 7) als "standing working group" in der Funktion als Working Group Manager (vormals Operating Agent), die Dissemination der Ergebnisse auf nationaler Ebene sowie die Koordination und Durchführung von Aktivitäten / Tasks im Rahmen des Programme of Work (PoW). Die Tasks wurden in Zusammenarbeit mit dem Team an nationalen Expert:innen aus mehr als zehn Ländern als gemeinsame Aktivitäten durchgeführt und Outputs generiert. Diese Aktivitäten basierten auf den Methoden der sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Forschung zu institutionellen Rahmenbedingungen der Transition, insbesondere zu Fragen der Governance und zur Entwicklung von Prozessen zur breiten Partizipation relevanter gesellschaftlicher Gruppen am Smart Grids Transitionsprozess.

Die Ergebnisse der Arbeiten aus den drei Tasks wurden in Policy Communications, mehreren Stakeholder-Workshops und Webinaren der Politik, der Energiewirtschaft und anderen Stakeholder-Gruppen (einschließlich Regulierungsbehörden) zur Verfügung gestellt. Die Vernetzung der Expert:innen und der wissenschaftliche Austausch erfolgten durch Beteiligung an wissenschaftlichen Konferenzen und Workshops. Unter Verwendung einer LinkedIn Diskussionsgruppe zu Smart Grid Transition (https://www.linkedin.com/groups/7489503) wurde ein Netzwerk von gegenwärtig mehr als 144 Expert:innen und Praktiker:innen aufgebaut und betrieben, das auch für österreichische Expert:innen, Praktiker:innen und Forscher:innen auf Anfrage offensteht.

In den 3 Tasks der WG 7 wurden in der Periode von 2020-2023 folgende Ergebnisse erzielt:

Task 1 – Transition Processes and Pathways

Es wurden mehrere Formate für die Beteiligung von neuen und etablierten Stakeholdern und Akteuren entwickelt und umgesetzt. Für die Arbeiten in Task 2 konnte eine Community of Practice für den internationalen Wissensaustausch von Policy Makern aus Ministerien und Stakeholdern wie Regulierungsbehörden und Förderagenturen aus mehr als zehn Ländern aufgebaut und erfolgreich etabliert werden. Weiters wurde ein ISGAN-Wiki Tool entwickelt, um die Kommunikation über Sektoren, Disziplinen, nationale Kontexte/Gesetze/Paradigmen hinweg zu verbessern und um ein gemeinsames Verständnis zu Smart Grid Narrativen zu erarbeiten. Die Veröffentlichung ist für 2024 geplant.

Task 2 – Smart Reflexive Governance

Die mehrjährige Beschäftigung mit dem Thema „Regulatorisches Experimentieren" hatte auf nationaler Ebene einen bedeutenden Einfluss auf die Ausgestaltung des Energie.Frei.Raum Programms des BMK zur Förderung von Sandboxes und die dafür erforderlichen gesetzlichen Grundlagen, die im EAG 2021 vom Parlament beschlossen wurden. Österreich ist mit Energie.Frei.Raum auch am internationalen Wissensaustausch in der ISGAN Sandbox Community of Practice vertreten. Diese und andere Aktivitäten haben zur Erkenntnis geführt, dass durch Experimentieren in Sandboxes regulatorisches Lernen ermöglicht wird. 2021 wurden dem Clean Energy Ministerial diesbezügliche Empfehlungen vorgelegt. Die Erkenntnisse aus den Arbeiten flossen 2023 auch in ein Dokument der Europäischen Kommission zu Regulatory Learning in der EU {SWD(2023) 277 final} ein.

Weiters lag ein Schwerpunkt auf den FTI-politischen Herausforderungen in der Gestaltung von missionsorientierter Förderprogrammen und -Instrumenten, die in Zusammenhang mit dem Kriterium der Technologiereife stehen. Diese stehen im Zusammenhang mit der Kritik am etablierten Technology Readiness Level (TRL) Ansatz und der Frage ob bzw. warum er transformative Innovation blockiert. In Europa sind politische Entscheidungsträger:innen, die für die Einrichtung von Forschungs- und Innovationsprogrammen für die Energiewende verantwortlich sind, mit der Beschränkung auf angebotsorientierte F&E Projekte konfrontiert, da die Festlegung der TRL-Logik als zentralem Kriterium die Förderung von missions- und nachfrageseitig-orientierten F&E Projekten kaum ermöglicht. Unterschiedliche alternative, bzw potentiell komplementäre Readiness Konzepte wurden identifiziert: Societal Readiness, Scaling Readiness, Socio-technical Innovation Maturity, (Combined) Market Readiness, Demand Readiness, Institutional Readiness, Organisational Readiness, Commercial Readiness, ... Im Rahmen der Entwicklung der Strategischen Forschungsagenda der Europäischen Clean Energy Transition Partnership, und der ersten Ausschreibungen wurden einige der Readiness Konzepte komplementär eingeführt.

Task 3 – Smart Grid Transitions and Institutionalizations

Die Arbeiten schafften ein erweitertes Verständnis der Rationalitäten zunehmend dezentralisierter Energiesysteme und der damit einhergehenden Rollen neuer und etablierter Akteure am Grid-Edge, d.h. in lokalen Stromnetzen. So wurde festgestellt, dass für zukünftige Dezentralisierungskonfigurationen Wertorientierung (individuell versus kollektiv) und Serviceorientierung (Selbstversorgung versus Systemdienlichkeit) der Haushalte und Unternehmen ausschlaggebend sein werden. Als zentrale Akteure am Grid-Edge sind sie nicht mehr ausschließlich Empfänger einer Energiedienstleistung; vielmehr können sie sowohl als PV-Stromerzeuger, durch Demand-Response und oder als Speicherakteure als Anbieter von Flexibilitätsdienstleistung gegenüber dem Netzbetreiber agieren und damit einen Beitrag zur Daseinsvorsorge leisten. Weiters wurden unterschiedliche Lock-Ins identifiziert und Fälle beschrieben, wie Entscheidungen Pfadabhängigkeiten verursachen, die die Geschwindigkeit und Richtung der Transition und die Ausrichtung des zukünftigen Energiesystems bestimmen.

Klaus Kubeczko, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, beim IEA Vernetzungstreffen am 29. September 2021

Das Video wird über Youtube bereitgestellt, dabei wird eine Verbindung zu den Servern von Youtube hergestellt (sh. Datenschutzerklärung).

Publikationen

IEA International Smart Grid Action Network (ISGAN) Annex 7 III: Smart Grid Transitions – On Institutional Change

Die Arbeitsgruppe 7 des ISGAN hat zum Ziel, internationale Erfahrungen und interdisziplinäre Forschungsaktivitäten zu Smart Grids zu bündeln, aufzubereiten und für Policy Maker und Regulatoren nutzbar zu machen. Diese umfassen sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftliche Forschung zu institutionellen Rahmenbedingungen der Transition, insbesondere zu Governance-Fragen sowie die Entwicklung von Prozessen zur breiten Partizipation relevanter gesellschaftlicher Gruppen an Smart Grids Transitionsprozessen. Schriftenreihe 27/2024
K. Kubeczko, M. Gasser, A. Wang
Herausgeber: BMK
Deutsch, 52 Seiten

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Teilnehmende Staaten

Dänemark, Deutschland, Frankreich, Indien, Niederlande, Österreich (Leitung), Schweden, Vereinigtes Königreich

Kontaktadresse

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Dr. Klaus Kubeczko
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E-Mail: Klaus.kubeczko@ait.ac.at