World Energy Outlook 2016
Herausgeber: International Energy Agency (IEA), © OECD/IEA 2016 World Energy Outlook, IEA Publishing
Englisch, 684 Seiten
Inhaltsbeschreibung
Ein Jahr nach der Klimakonferenz in Paris, bei der sich alle beteiligten 195 Staaten auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2°C (bzw. nach Möglichkeit auf 1,5°C), geeinigt haben, analysiert die IEA im World Energy Outlook 2016 die aktuellen Entwicklungen und Trends im weltweiten Energiesystem und führt die Weichenstellungen an, um diese klimapolitischen Ziele zu erreichen.
Im aktuellen World Energy Outlook werden mehrere Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Energieverbrauchs und der damit verbundenen Treibhausgasemissionen betrachtet. Es wurde untersucht, wie sich die im Pariser Klimaabkommen angekündigten Maßnahmen auf die weitere Entwicklung der globalen Treibhausgasemissionen auswirken.
New Policies-Scenario und 450-Scenario
Die Auswirkungen der Umsetzung der in Paris zugesagten Maßnahmen sind im „New Policies-Scenario" dargestellt. Es wurde festgestellt, dass diese Maßnahmen zu einem reduzierten Zuwachs an energiebezogenen CO2-Emissionen von durchschnittlich 2,4% pro Jahr (Basis ist das Jahr 2000) bis 2040 führen werden. Diese Maßnahmen reichen jedoch nicht aus, die Erderwärmung auf 2°C zu begrenzen. Die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre würde demnach bis 2100 um 2,7°C steigen.
Um dennoch das wichtige 2°C-Ziel zu erreichen, ist ein schnelleres Tempo hinsichtlich Effizienzverbesserung und Dekarbonisierung des Energiesystems notwendig. Diese Entwicklungen sind im „450-Scenario" abgebildet. Das 450-Szenario entspricht einer 50%igen Chance, die globale Erwärmung auf 2°C zu begrenzen.
Die untenstehende Abbildung zeigt offene technologische und sektorale Potenziale im 450-Szenario. In diesem Szenario ist der Stromsektor bis 2040 weitgehend dekarbonisiert: Fast 60% der gesamten Stromerzeugung im Jahr 2040 stammen aus erneuerbaren Energien, fast die Hälfte davon aus Windkraft und Photovoltaik. Ein ebenso bedeutender Anteil für die Dekarbonisierung im 450-Szenario sind Energieeffizienzverbesserungen in allen Endverbrauchssektoren (Strom, Industrie, Transport und Gebäude).
Aktuelle Entwicklungen im globalen Energiesystem
Der Bericht zeigt auf, dass erste Maßnahmen hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Energiesystem wirken:
- 2015 kam das Wachstum energiebezogener CO2-Emissionen zum Stillstand, auch die Energieintensität der Weltwirtschaft sank um 1,8%. Hauptgründe dafür sind in verbesserter Energieeffizienz und dem weltweit gestiegenen Einsatz erneuerbarer Energien zu suchen.
- Der weltweite Zuwachs an Kapazitäten der erneuerbaren Energien im Stromsektor war 2015 höher als die Zuwächse in den Bereichen Kohle, Gas, Öl und Nuklearenergie zusammen.
- Die weltweiten Subventionen für den Verbrauch fossiler Brennstoffe gingen 2015 um ein Drittel (ca. USD 175 Mrd.) im Vergleich zu 2014 zurück. Gründe
dafür waren neben den niedrigeren Preisen für fossile Brennstoffe vor allem der
Reformprozess für Subventionen, der in mehreren Ländern an Dynamik gewonnen
hat. Die globalen Subventionen für fossile Energieträger waren 2015 mit USD 325
Mrd. dabei immer noch doppelt so hoch wie die weltweiten Subventionen für
erneuerbare Energien mit rd. USD 150 Mrd. - Durch die Beschlüsse der Klimakonferenz in Paris wird auch zukünftig mit einem Anstieg der weltweiten Subventionen für erneuerbare Energien und dem weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien gerechnet.
Der Energiesektor in einer 1,5°C-Welt
Um ein noch ambitionierteres Reduktionsziel von 1,5°C bis 2100 zu erreichen, müssten die CO2 Emissionen des Energiesektors entsprechend der im WEO 2016 skizzierten Einschätzung der IEA je nach Emissionspfad zwischen 2040 und 2060 auf netto-Null fallen und erfordern einen sofortigen intensiven Ausbau aller kohlenstoffarmen Optionen. Bis 2040 müsste lt. IEA dabei Folgendes erreicht sein (siehe WEO 2016, S 344):
- Alle Personenkraftfahrzeuge und leichte Nutzfahrzeuge werden elektrisch betrieben
- zunehmende Elektrifizierung von schweren Nutzfahrzeugen und Bussen
- praktisch alle Wohn- und Bürogebäude sind Nullemissionsgebäude und decken den verbleibenden Energiebedarf ausschließlich durch erneuerbare Energien oder kohlenstoffarme Energien
- Die Stromproduktion ist gegenüber heute doppelt so hoch; 90% dieser erfolgen durch Erneuerbare oder nuklear (wo dies politisch akzeptabel ist), den Rest liefern Gaskraftwerke mit Kohlenstoffabtrennung und -speicherung und gewährleisten Systemflexibilität
- der Anteil fossiler Energieträger am gesamten Energiemix im Energiesektor beträgt rd 30% (gegenüber rd 80% heute)
Empfehlungen für die Energie- und die Technologiepolitik
- Weitere starke Beschleunigung der Energiewende - Windkraft und Photovoltaik sind die am raschesten wachsenden Energietechnologien
- Smart Grids, kosteneffiziente Nachfragesteuerung (Demand Response) und Energiespeicher zur Integration der variablen erneuerbaren Energien
- staatliche Lenkungsmaßnahmen wie CO2-Steuern, regionale und sektorale Emissionshandelssysteme, verstärkte Vorgaben zu Energieeffizienz bei technischen Geräten, Fahrzeugen und Gebäuden, mehr staatliche Unterstützung für Erneuerbare, Auslaufen von Subventionen von fossilen Energieträgern
- Verlagerung des politischen Fokus auf die Integration von erneuerbaren Energien
- verstärkte Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen von Regierungen und Unternehmen im Bereich sauberer Energien
- Wesentlich stärkere Anstrengungen zur Verringerung der Treibhausgasintensität
- Alternativen zum zunehmenden Ölbedarf im Frachtbereich, für die Luftfahrt sowie für die Petrochemie
Der WEO 2016 zeigt in einem eigenem Kapitel die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Energie und Wasser auf, welche sich in den kommenden Jahren intensivieren wird, da der Wasserbedarf des Energiesektors ebenso steigt wie der Energiebedarf des Wassersektors.
Der Teil B besteht aus einen Fokusbericht zu Erneuerbaren Energien. Dieser gibt einen Ausblick im New Policies-Szenario und im 450-Szenario für die Bereiche Strom, Wärme und Transport und enthält jeweils ein Kapitel zur Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien und zur Integration von variablen erneuerbaren Energien in den Strommarkt mit Analysen zu Smart Grids und Fallbeispielen aus Europa.
Die Publikation ist im IEA-Bookshop bestellbar.