Innovative Energietechnologien in Österreich: Marktentwicklung 2018

Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und Windkraft

Bibliographische Daten

Markterhebung 20/2019
Peter Biermayr, Christa Dißauer, Manuela Eberl, Monika Enigl, Hubert Fechner, Lukas Fischer, Bernhard Fürnsinn, Kurt Leonhartsberger, Stefan Moidl, Christoph Schmidl, Christoph Strasser, Werner Weiss, Patrik Wonisch, Elisabeth Wopienka
Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 253 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Motivation, Methode und Inhalt

Die Dokumentation und Analyse der Marktentwicklung der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie schafft eine Daten-, Planungs- und Entscheidungsgrundlage für zahlreiche Akteursgruppen in der Politik, der Wirtschaft und im Bereich der Forschung und Entwicklung. Die vorliegende Marktstudie "Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2018" schafft diese Grundlagen für die Bereiche feste Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und Windkraft.

Zur Ermittlung der Marktentwicklung werden technologiespezifische Methoden angewandt, wobei fragebogenbasierte Erhebungen bei Technologieproduzenten, Handelsunternehmen und Installationsfirmen sowie bei den Förderstellen der Länder und des Bundes den zentralen Ansatz darstellen. Weiters werden Literaturanalysen, Auswertungen verfügbarer Statistiken und Internetrecherchen zur Informationsbereitstellung durchgeführt. Die generierten Daten werden in konsistenten Zeitreihen dargestellt, um eine Ausgangsbasis für weiterführende Analysen und strategische Betrachtungen bereitzustellen.

Neben der Darstellung der Marktentwicklung in Stückzahlen oder Leistungseinheiten auf Jahresbasis erfolgt die Ermittlung des in Betrieb befindlichen Anlagenbestandes und des Energieertrages aus dem Anlagenbestand unter der Berücksichtigung der technischen Lebensdauer. Die erforderliche Hilfsenergie für Antriebe und Hilfsaggregate wird thematisiert und Brutto- sowie Nettoeinsparungen von Treibhausgasemissionen werden ausgewiesen. Die dargestellten Branchenumsätze und die Beschäftigungseffekte veranschaulichen die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der unterschiedlichen Technologien in Österreich. Die nachfolgende Darstellung der Ergebnisse erfolgt in alphabetischer Reihung der Technologien.

Einleitung

Die Marktentwicklung der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie wurde im Jahr 2018 gleichsam von hemmenden und fördernden Faktoren beeinflusst. Die anhaltend niedrigen bis moderaten Preise fossiler Energieträger, geringe Sanierungsraten, verhaltene Signale aus dem Bereich der energiepolitischen Instrumente, der Wettbewerb unter den verschiedenen Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie und nicht zuletzt die warme Witterung wirkten diffusionshemmend, während das allgemeine Wirtschaftswachstum und die steigenden Privatausgaben diffusionsfördernd wirkten. Vor diesem Hintergrund konnte ein Wachstum des Inlandsmarktes im Jahr 2018 nur in den Bereichen Wärmepumpen und Windkraft beobachtet werden. Die Technologiebereiche Biomasse Brennstoffe, Biomasse-kessel und -öfen, Photovoltaik und Solarthermie verbuchten jeweils prozentuell einstellige Marktrückgänge.

Der Trend der zögerlichen bis rückläufigen Marktentwicklung der letzten Jahre findet damit auch im Jahr 2018 seine Fortsetzung. Ein beständiges, dynamisches Wachstum im Bereich der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie, das für einen Systemwechsel von fossiler zu erneuerbarer Energie erforderlich wäre, kann zurzeit nicht beobachtet werden. Sollen die gesteckten nationalen Energie- und Klimaziele erreicht werden, müssen die Anstrengungen im Bereich der Technologie-, Forschungs-, Energie- und Umweltpolitik deutlich gesteigert werden. Erforderlich ist die Anwendung einer Kombination aus anreizorientierten, normativen und informatorischen energie- und umweltpolitischen Instrumenten in einem budgetneutralen Gesamtmodell, das über den erforderlichen Hebel zur Überwindung der stark hemmenden exogenen Faktoren verfügt.

Feste Biomasse – Brennstoffe

Die energetische Nutzung fester Biomasse, welche in Österreich auf eine lange Tradition zurückblicken kann, stellt eine der tragenden Säulen der nationalen erneuerbaren Energienutzung dar. Der Bruttoinlandsverbrauch fester Biobrennstoffe ist von 142 PJ im Jahr 2007 auf rund 179 PJ im Jahr 2013 gestiegen. 2014 kam es aufgrund der außergewöhnlich milden Witterung zu einem Rückgang, um in den Folgejahren wieder anzusteigen - siehe Abbildung 1. Im Jahr 2018 war allerdings wieder eine milde Witterung zu beobachten, daher sank der Bruttoinlandsverbrauch fester Biobrennstoffe im Vergleich zum Vorjahr auf 179,4 PJ ab. Der Hackgutverbrauch stieg seit Beginn der 1980er Jahre, mit Ausnahme 2014, kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2017 ein Maximum von rund 88,8 PJ. Im Jahr 2018 betrug der Hackgutverbrauch nur 81,8 PJ. Der gut dokumentierte Pelletsmarkt entwickelte sich bis zum Jahr 2006 mit einem jährlichen Wachstum von 30 % bis 40 % pro Jahr. Diese Entwicklung wurde im Jahr 2006 durch eine Pelletsverknappung und temporäre Verteuerung des Brennstoffes gebremst und erholte sich anschließend wieder. Im Vergleich zu 2017 sank der nationale Pelletsverbrauch im Jahr 2018 um 1 % auf rund 16,2 PJ (950.000 t) Pellets. Zur Sicherung der Pelletsversorgung haben 29 österreichische Pelletsproduzenten eine Produktionskapazität von 1,63 Mio.t/a aufgebaut.

Mittels fester biogener Brennstoffe konnten im Jahr 2018 rund 9,9 Mio. t CO2äqu eingespart werden. Die Biobrennstoffbranche konnte 2018 einen Gesamtumsatz von 1,624 Mrd. € erwirtschaften, was in dieser Branche einen Beschäftigungseffekt von 17.981 Vollzeit-arbeitsplätzen entspricht. Der Erfolg der Bioenergie hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit geeigneter Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen ab. Dies setzt auch verstärkte Maßnahmen zur intensiveren Nutzung von biogenen Reststoffen und Abfällen voraus. Neben der klassischen Nutzung zur Raumwärmebereitstellung rückt zunehmend auch die Rolle der Bioenergie als Teil eines Gesamtsystems in Kombination mit anderen Erneuerbaren in den Fokus. Hier können Biomassebrennstoffe vor allem als leicht speicherbare Energieträger punkten. Im Sinne einer möglichst effizienten Ressourcen-Nutzung ist in diesem Zusammenhang auch die Co-Produktion von Strom und/oder stofflichen Produkten wie z.B. Pflanzenkohle von großem Interesse.

Feste Biomasse – Kessel und Öfen

Der Markt für Biomassekessel wuchs in Österreich im Zeitraum von 2000 bis 2006 kontinuierlich mit hohen Wachstumsraten. 2007 reduzierte sich der Absatz aller Kesseltypen aufgrund der niedrigen Ölpreise, siehe Abbildung 2. Im Jahr 2007 kamen die Auswirkungen einer Verknappung des Handelsgutes Holzpellets hinzu, wodurch die Pelletspreise signifikant stiegen. Dies bewirkte einen Markteinbruch am Pelletkesselmarkt in der Größenordnung von 60 %. 2009 kam es aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise neuerlich zu einem Rückgang der Verkaufszahlen um 24 %. In den Jahren 2011 und 2012 stiegen die Verkaufszahlen von Pelletkessel wieder stark an. Zwischen 2013 und 2016 kann ein neuerlicher Rückgang der Verkaufszahlen von Biomassekessel beobachtet werden. Gründe hierfür waren steigende Biomassebrennstoffpreise und vorgezogene Investitionen in den Jahren nach der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie niedrige Ölpreise und hohe Durchschnittstemperaturen. Nach einem leichten Anstieg 2017, sinken die Verkaufszahlen aller Kesseltypen im Jahr 2018. Die Verkaufszahlen der Stückholzkessel sinken um 10,7 %, jene der Hackgutkessel (<100 kW) um 17,4 %. Die Verkaufszahlen der Pelletkessel (<100 kW) stagnieren (-0,2 %).

Im Jahr 2018 wurden auf dem österreichischen Markt 5.156 Pelletkessel, 2.456 typengeprüfte Stückholzkessel, 689 Stückholz-Pellets Kombikessel sowie 1.925 Hackschnitzelkessel – jeweils alle Leistungsklassen – abgesetzt. Zusätzlich konnten 2.014 Pelletöfen, 5.652 Herde und 7.320 Kaminöfen verkauft werden. Österreichische Biomassekesselhersteller setzen typischer Weise ca. 80 % ihrer Produktion im Ausland ab. Durch die Wirtschaftstätigkeit im Biomassekessel- und -ofenmarkt konnte 2018 ein Umsatz von 820 Mio. Euro erwirtschaftet werden, was einen Beschäftigungseffekt von 3.402 Arbeitsplätzen mit sich brachte. Forschungsanstrengungen bei Biomassekessel fokussieren auf die weitere Reduktion der Emissionen und den Einsatz von Biomasse als Energieträger in industriellen und gewerblichen Prozessen mit hohem Wärmebedarf. Um weiterhin Erfolge auf internationalen Märkten erzielen zu können, ist eine weitere Kostensenkung der Anlagentechnik unter Beibehaltung der hohen technischen Qualität erforderlich.

Photovoltaik

Der Photovoltaikmarkt erlebte in Österreich nach seiner frühen Phase der Innovatoren und autarken Anlagen ab den 1980er Jahren mit dem Ökostromgesetz 2003 seinen ersten Aufschwung, brach aber bald danach im Jahr 2004 durch die Deckelung der Tarifförderung wieder ein. Nach einem durch eine Förderanomalie ausgelösten Rekordzuwachs im Jahr 2013 hat sich der PV-Markt in den Folgejahren bei jährlichen Zubauraten zwischen 150 und 175 MWpeak eingependelt, siehe Abbildung 3. Auch 2018 wurden netzgekoppelte Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 168.458 kWpeak und autarke Anlagen mit einer Gesamtleistung von 212 kWpeak installiert, was einem leichten Rückgang von ca. 2,5 % entspricht.

Insgesamt ergibt dies einen Zuwachs von 168.670 kWpeak, der in Österreich mit Ende 2018 zu einer kumulierten Gesamtleistung aller Photovoltaikanlagen von rund 1.437,64 MWpeak geführt hat. Die in Österreich in Betrieb befindlichen Photovoltaikanlagen führten 2018 zu einer Stromproduktion von mindestens 1.437,6 GWh und damit zu einer Reduktion der CO2-Emissionen im Umfang von mindestens 509.356 Tonnen.

Die österreichische Photovoltaikindustrie beschäftigt sich mit der Herstellung von Modulen, Wechselrichtern und weiteren Zusatzkomponenten, der Installation, dem Monitoring und der Wartung von Anlagen sowie mit Forschung und Entwicklung. In diesem Wirtschaftssektor waren im Jahr 2018 2.478 Vollzeitarbeitsplätze zu verbuchen. Der mittlere Systempreis einer netzgekoppelten 5 kWpeak Photovoltaikanlage in Österreich ist von 2017 auf 2018 von 1.621 Euro/kWpeak auf 1.567 Euro/kWpeak – das heißt um 3,3 % – gesunken.

Für Österreich ist besonders die Entwicklung von photovoltaischen Elementen zur Gebäudeintegration von strategischer Bedeutung, da genau in dieser Sparte eine besonders hohe nationale Wertschöpfung erreichbar scheint. Mit einem BIPV (Bauwerkintegrierte PV) Forschungs- und Innovationsschwerpunkt könnte die Chance für Österreichs Industrie bestehen, eine Nische zu besetzen, die weltweit Chancen für bedeutende Exportmärkte eröffnet. Das betrifft nicht nur architektonische, sondern auch die systemische Integration im Sinne einer optimalen Nutzung des lokal erzeugten Stromes.

Solarthermie

Einen ersten Boom erlebte die thermische Solarenergie im Bereich der Warmwasser-bereitung und der Erwärmung von Schwimmbädern bereits in den 1980er Jahren. Zu Beginn der 1990er Jahre gelang es, den Anwendungsbereich der Raumheizung für die thermische Solarenergie zu erschließen. Zwischen dem Jahr 2002 und 2009 stiegen die Verkaufszahlen rasant und erreichten im Jahr 2009 den historischen Höhepunkt. Diese Entwicklung war auf den Anstieg der Energiepreise, sowie die Erweiterung der Einsatzbereiche der thermischen Solarenergie auf den Mehrfamilienhausbereich, den Tourismussektor und die Einbindung von Solarenergie in Nah- und Fernwärmenetze sowie in gewerbliche und industrielle Anwendungen zurückzuführen.

Nach der Phase des massiven Wachstums bis zum Jahr 2009 ist der Inlandsmarkt nun seit neun Jahren in Folge rückläufig. Im Jahr 2018 war eine gewisse Stabilisierung des Marktes nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen europäischen Ländern zu erkennen. 2018 konnten erstmals seit 2009 mehr als die Hälfte der europäischen Top 10 Länder wieder Wachstumszahlen verzeichnen. In Österreich verzeichnete der Inlandsmarkt im Vergleich zum Jahr 2017 nur einen leichten Rückgang um 2 %.

Mit Ende des Jahres 2018 waren in Österreich 5,1 Millionen Quadratmeter thermische Kollektoren in Betrieb, was einer installierten Leistung von 3,5 GWth entspricht. Der Nutzwärmeertrag dieser Anlagen lag bei 2.104 GWhth. Damit werden unter Zugrundelegung des österreichischen Wärmemixes 425.434 Tonnen an CO2äqu-Emissionen vermieden.

Im Jahr 2018 wurden 99.390 m2 thermische Sonnenkollektoren, entsprechend einer Leistung von 69,6 MWth neu installiert, siehe Abbildung 4.

Der Exportanteil thermischer Kollektoren lag 2018 bei 81 %. Der Umsatz der Solarthermie-branche wurde für das Jahr 2018 mit 164 Mio. Euro abgeschätzt und die Anzahl der Vollzeitarbeitsplätze kann mit ca. 1.400 beziffert werden.

Wärmepumpen

Die historische Entwicklung des Wärmepumpenmarktes ist von einer ersten Phase starker Marktdiffusion von Brauchwasserwärmepumpen in den 1980er Jahren, einem deutlichen Markteinbruch in den 1990er Jahren und einer starken Marktdiffusion von Heizungs-wärmepumpen ab dem Jahr 2001 gekennzeichnet, siehe Abbildung 5. Die Verbreitung von Heizungswärmepumpen fand ab dem Jahr 2001 parallel zur Marktdiffusion von energie-effizienten Gebäuden statt, die durch einen geringen Heizwärmebedarf und geringe Heizungsvorlauftemperaturen einen energieeffizienten und wirtschaftlich attraktiven Einsatz dieser Technologie ermöglichten.

Der Gesamtabsatz von Wärmepumpen (Inlandsmarkt plus Exportmarkt) steigerte sich von 36.837 Anlagen im Jahr 2017 auf 39.181 Anlagen im Jahr 2018. Dies entspricht einem Wachstum von 6,4 %. Ein Wachstum war dabei sowohl im Inlandsmarkt (+3,0 %) als auch im Exportmarkt (+13,7 %) zu beobachten. Ein starkes Wachstum war vor allem bei Heizungs-wärmepumpen im kleinsten Leistungssegment bis 10 kW zu beobachten. Die Verkaufszahlen für Brauchwasserwärmepumpen zeigten im Inlandsmarkt einen Rückgang von 12,8 % und im Exportmarkt einen Anstieg um 19,8 %.

Der Anteil des Exportmarktes am Gesamtabsatz betrug im Jahr 2018 nach Stückzahlen 33,9 % und war damit um 2,5 Prozentpunkte größer als 2017. Der Wirtschaftsbereich Wärmepumpe (Produktion, Handel, Installation und Wert der Umweltwärme) erzielte im Jahr 2018 einen Gesamtumsatz von 601 Mio. Euro und einen Beschäftigungseffekt von 1.469 Vollzeit-arbeitsplätzen. Weiters konnten durch den Einsatz von Wärmepumpen ca. 638.000 Tonnen CO2äqu Emissionen vermieden werden.

Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen fokussieren bei Wärmepumpensystemen zurzeit auf Kombinationsanlagen mit anderen Technologien wie z.B. mit solarthermischen Anlagen oder Photovoltaikanlagen, auf die Erschließung von neuen Energiedienstleistungen wie die Raumkühlung- und Klimatisierung oder auch die Gebäudetrockenlegung im Sanierungsbereich. Der Einsatz neuer Antriebsenergien wie Erdgas und der Einsatz in smart grids ergänzen das Innovationsspektrum.

Windkraft

Die historische Marktdiffusion der Windkraft in Österreich ist in Abbildung 6 dargestellt. Seit 2018 beträgt erstmals in der Geschichte der österreichischen Windkraft die installierte Gesamtleistung mehr als 3.000 MW. Damit wurde ein wichtiger Meilenstein im Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Windkraft erreicht. So wurden in Österreich 71 Windkraftanlagen mit insgesamt 230 MWel neu errichtet. Von den insgesamt 71 Anlagen entfielen 41 Anlagen mit 132,8 MWel auf Niederösterreich, 10 Anlagen mit 33,2 MWel auf die Steiermark, 20 Anlagen mit 64,1 MWel auf das Burgenland. Ende des Jahres waren damit 1.313 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 3.045 MWel am Netz. Diese Leistung ermöglicht eine jährliche Stromproduktion von 7 TWh, was ca. 11 % des österreichischen Stromverbrauchs entspricht. Verglichen mit dem Bestand Ende 2017 erhöhte sich das Stromerzeugungspotential aus Windkraft um 7 %. Der Ausbau der Windkraft ist in den letzten Jahren bedeutend zurück gegangen. Konnten 2014 noch netto 141 Windräder errichtet werden, waren es 2018 nur mehr 53.

Technologisch dominierte auch im Jahr 2018 die Leistungsklasse der 3 MWel-Windkraftanlagen mit einem durchschnittlichen Rotordurchmesser von 114 Metern. Die österreichischen Betreiber erlösten durch den Verkauf von Windstrom im Jahr 2018 knapp 514 Mio. Euro. Die durch diese Unternehmen getätigten Investitionen von knapp 380 Mio. Euro lösten eine heimische Wertschöpfung von rund 108 Mio. Euro aus. Durch den Betrieb der Anlagen in den nächsten 20 Jahren kommen weitere 250 Mio. Euro heimische Wertschöpfung hinzu. Der Umsatz der österreichischen Zulieferindustrie betrug im Jahr 2018 knapp 400 Mio. Euro und der Gesamtumsatz des Sektors Windkraft betrug 915 Mio. Euro. In der österreichischen Windbranche waren Ende 2018 4.067 Personen beschäftigt. Rund 3.170 in den Bereichen Errichtung, Rückbau und Wartung, davon 468 bei Betreibern von Windkraftanlagen. Aus der zuliefernden Industrie wurden rund 897 Beschäftigte gemeldet.

Schlussfolgerungen

Die Marktentwicklung der untersuchten Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie war im Jahr 2018 wenig dynamisch. Die Bereiche Biomassebrennstoffe, Biomassekessel, Photovoltaik und Solarthermie wiesen einen jeweils einstelligen prozentuellen Rückgang auf, während die Bereiche Wärmepumpen und die Windkraft wachsende Verkaufszahlen verbuchen konnten. Das Gesamtergebnis fügt sich gut in das Bild einer längerfristigen Betrachtung ein, bei der die für eine Energiewende erforderliche Dynamik der Entwicklung nicht und nicht aufkommen will. Diese Situation wird mittlerweile auch durch ein rückläufiges Produktionskapital, vor allem in den Bereichen Biomassekessel und -öfen sowie Solarthermie stabilisiert, wodurch sich die realistisch machbaren Zeitkonstanten einer Trendwende verlängern.

Die wesentlichen Einflussfaktoren auf das Marktgeschehen im Jahr 2018 waren:

  • Anhaltend niedrige Preise fossiler Energie: der Verfall der Rohölpreise begann im Herbst 2014 und bewirkte ein rasches Absinken der Preise bis unter 60 US$/barrel und ab Herbst 2015 sogar unter 40 US$/barrel. Da das niedrige bzw. moderate Ölpreisniveau auch im Jahr 2018 seine Fortsetzung fand, werden der Öl- und damit auch der Gaspreis von den KonsumentInnen mittlerweile als dauerhaft und verlässlich niedrig eingeschätzt. Dieser Umstand hat einen Einfluss auf die strukturelle Entwicklung des Kesselmarktes und ist in den Bereichen Neubau, Sanierung und Kesseltausch wirksam.
  • Der Preis fester Biomasse stieg in den vergangenen Jahren sukzessive an und erreichte im Sektor Pellets im Winter 2013/14 den realen spezifischen Preis des Jahres 2006, der im Jahr 2007 schon einmal zum Einbruch der Pelletkessel-Verkaufszahlen geführt hatte. Sinkende Pelletspreise jeweils nach der Heizsaison der darauf folgenden Jahre 2015 und 2016 konnten den Effekt der hohen Preise 2013/2014 jedoch kaum kompensieren. Hinzu kam in der Folge der dramatische Rückgang der Heizölpreise, der den relativen Preisvorteil von Biomasse-Brennstoffen gegenüber den fossilen Brennstoffen stark reduzierte.
  • In den vergangenen Jahren entstand ein wachsender Wettbewerb unter den Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie. Hierbei war ein Wettbewerb zwischen Solarthermie und Photovoltaik zu beobachten, wobei eine vollständige Substitution der Rückgänge in der Solarthermie durch Photovoltaik nicht beobachtet werden konnte. Weiters kam es vermehrt zu einem Wettbewerb zwischen Biomasse Heizsystemen und Wärmepumpen-systemen. Da es sich hierbei um zwei Wärmebereitstellungssysteme handelt, die sich jeweils für den monovalenten Betrieb eignen, kommt es in diesem Wettbewerb zu einer reinen Substitution ohne Zusatzeffekte.
  • Die Witterung der letzten 5 Jahre kann als ausgesprochen mild bezeichnet werden. Die Heizgradsummen lagen um minus 5,8 % bis minus 19,7 % unter dem langjährigen Schnitt des Zeitraumes von 1980 bis 2018. Im Jahr 2018 betrug diese Abweichung minus 14,7 %. Die technische Lebensdauer des alten Anlagenbestandes wird durch den reduzierten Leistungs- und Arbeitsbedarf signifikant verlängert. In Kombination mit den niedrigen Preisen fossiler Energieträger kommt es weiters zu vermehrten Anstrengungen, alte Anlagen auf Basis fossiler Energie durch lebensdauerverlängernde Maßnahmen, wie z.B. einen Brennertausch, weiter betreiben zu können.

Aus den dargestellten Ergebnissen der Arbeit können folgende zielgruppenspezifische Empfehlungen abgeleitet werden:

Energiepolitische Akteure stehen momentan vor der Herausforderung, die nur beschränkt verfügbaren Mittel für öffentliche Förderungen für gleichermaßen effiziente wie langfristig effektive anreizorientierte Instrumente einzusetzen. Neben der richtigen Förderhöhe und deren dynamische Gestaltung über die Zeit ist in diesem Bereich vor allem Kontinuität erforderlich. Auch für die Wirtschaft ist hierbei Kontinuität und Planbarkeit wichtiger, als hohe Einmal-Effekte. Innovative Methoden der optimalen Fördervergabe, wie z.B. Internet-Auktionen, ermöglichen eine gute Nutzung der privaten Zahlungsbereitschaft und verbessern die Effizienz der Förderung da z.B. "free rider" reduziert werden. Eine budgetneutrale Finanzierung von anreizorientierten energiepolitischen Instrumenten durch eine CO2-Steuer würde überdies einen doppelten Hebel bei der Erreichung gesteckter Ziele ergeben.

Der Einsatz normativer Instrumente ist in höchstem Maße effizient, prompt wirksam und bei Überprüfung der Vorschriften auch effektiv. Die budgetwirksamen Kosten beschränken sich auf den Kontrollaufwand. Ein optimales Design normativer Instrumente erfordert jedoch perfekte und neutrale Information und eine effektive Implementierung erfordert politischen Willen und politische Standfestigkeit gegenüber Proponenten des etablierten Systems. Beispiele für die Anwendung normativer Instrumente sind die Energieeffizienzvorschriften der Bauordnung, Emissionsgrenzwerte für typengeprüfte Kessel oder das seit 2019 in Niederösterreich und Wien bestehende Verbot der Installation von Ölkessel in Neubauten.

Zur Zielerreichung sind eine harmonisierte Gesamtstrategie, sektorale Teilstrategien, regelmäßig aktualisierte Technologieroadmaps und ein langfristiges Monitoring der tatsächlichen Entwicklungen erforderlich. Nur auf diese Weise können Zielpfade definiert, kontrolliert und mit Hilfe energiepolitischer Maßnahmen nachjustiert werden.

Den Technologieproduzenten der untersuchten Branchen kann aus den aktuellen Entwicklungen heraus empfohlen werden, einerseits durch beständige Innovations-bestrebungen wettbewerbsfähige Produkte zu erhalten und neue Märkte oder Anwendungen zu erschließen. Ebenso wichtig ist jedoch die Weitergabe von ökonomischen Lerneffekten an den Endkunden, um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Bei einem Stillstand der Entwicklung geht mit dem Innovationsvorsprung auch der Wettbewerbsvorteil z.B. gegenüber Mitbewerbern aus Billiglohnländern rasch verloren. Eine hohe Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Beobachtung und Analyse des Endkundenmarktes zu. Die Merkmale der Technologie müssen in Hinblick auf Komplexität, Design und Endkundenpreis dem jeweiligen Status des Innovations-Diffusionsprozesses entsprechen, da selbiger bei mangelnder dynamischer und angepasster Technologieentwicklung sowie Preisgestaltung rasch zum Stillstand kommen kann.

In Hinblick auf die Erreichung der Klima- und Energieziele 2030 und 2050 bleibt für den Bereich der Forschung und Entwicklung nur wenig Zeit, um einen Beitrag zur Zielerreichung auf Basis von technischen Systeminnovationen zu leisten. Da sich die Entwicklungs- und Diffusionszeit-konstanten in der Energietechnik im Bereich von Dekaden bewegen, wird es nicht möglich sein, diese Ziele mit gänzlich neuer Technik zu erreichen. Dringliche Aufgaben sind deshalb das Design von effizienten und effektiven energie- und umweltpolitischen Instrumenten, sowie die Entwicklung von Forschungsagenden, die auf die Beschleunigung der Marktdiffusion von bereits verfügbaren Schlüsseltechnologien ausgerichtet sind und auch die Forcierung der ökonomischen Lernkurven beinhalten.

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