Innovative Energietechnologien in Österreich - Marktentwicklung 2016

Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und Windkraft

Bibliographische Daten

Markterhebung 13/2017
Peter Biermayr, Christa Dißauer, Manuela Eberl, Monika Enigl, Hubert Fechner, Kurt Leonhartsberger, Florian Maringer, Stefan Moidl, Christoph Schmidl, Christoph Strasser, Werner Weiss, Patrik Wonisch, Elisabeth Wopienka
Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 242 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Die Marktentwicklung der Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie wurde im Jahr 2016 von hemmenden Faktoren wie den anhaltend niedrigen Heizöl- und Erdgaspreisen, den geringen Neubau- und Sanierungsraten, den rückläufigen Anreizen aus Förderprogrammen und nicht zuletzt durch den Wettbewerb unter den Technologien selbst beeinflusst. Diese nun schon länger wirkenden Hemmnisse führten 2016 in vielen Bereichen zu einem weiteren Rückgang der Absatzzahlen.

So mussten die Bereiche Biomassekessel und -öfen, die Solarthermie und die Windkraft empfindliche Marktrückgänge hinnehmen. Die Photovoltaik- und die Wärmepumpen-branche konnten vor diesem Hintergrund zumindest die Absatzzahlen des Vorjahres halten. Alleine im Bereich der Biomasse-Brennstoffe konnte der Absatz witterungsbedingt und durch das sukzessive Anwachsen des Biomasse-Kesselbestandes um 8,6 % gesteigert werden.

Die Marktzahlen 2016 müssen in Hinblick auf die nationalen Energie- und Klimaziele für das Jahr 2020 und darüber hinaus als Warnung verstanden werden. Um unter den momentan ungünstigen Rahmenbedingungen jene Wachstumsdynamik der Absatzzahlen herbeizuführen, welche in der Folge die Erreichung der gesteckten Ziele ermöglicht, sind unverzüglich effektive und effiziente Maßnahmen zu ergreifen. Hierbei müssen sowohl kurzfristig als auch langfristig und strategisch wirkende energie-, umwelt- und forschungspolitische Instrumente eingesetzt werden, welche gemeinsam mit den Anstrengungen der Wirtschaft zu neuem Wachstum führen.

Feste Biomasse - Brennstoffe

Die energetische Nutzung fester Biomasse, welche in Österreich auf eine lange Tradition zurückblicken kann, stellt eine der tragenden Säulen der nationalen erneuerbaren Energienutzung dar.

Der Bruttoinlandsverbrauch fester Biobrennstoffe ist von 142 PJ im Jahr 2007 auf rund 179 PJ im Jahr 2013 gestiegen. 2014 ist aufgrund der relativ hohen Durchschnittstemperaturen ein Rückgang zu beobachten. In den Jahren 2015 und 2016 steigt der Bruttoinlandsverbrauch fester Biobrennstoffe wieder an, in 2016 auf rund 179,7 PJ.

Der Hackgutverbrauch stieg seit Beginn der 1980er Jahre kontinuierlich an und hat im Jahr 2013 83 PJ erreicht, 2014 sinkt er auf 68,3 PJ, um im Jahr 2016 wieder auf 81,6 PJ zu steigen.

Der sehr gut dokumentierte Pelletsmarkt entwickelte sich bis zum Jahr 2006 mit einem jährlichen Wachstum von 30 % bis 40 % pro Jahr. Diese Entwicklung wurde im Jahr 2006 durch eine Pelletsverknappung und temporäre Verteuerung des Brennstoffes gebremst und erholte sich anschließend wieder. Im Vergleich zu 2015 stieg der nationale Pelletsverbrauch im Jahr 2016 um rund 6 % an. Zur Sicherung der Versorgung haben 28 österreichische Pelletsproduzenten eine Produktionskapazität von 1,45 Mio.t/a aufgebaut. Im Jahr 2016 wurden in Österreich rund 15,3 PJ (900.000 t) Pellets verbraucht.

Mittels biogener Brennstoffe konnten im Jahr 2016 rund 9,8 Mio. t CO2äqu eingespart werden.

Die Biobrennstoffbranche konnte im Vorjahr einen Gesamtumsatz von 1,487 Mrd. € erwirtschaften, was in der Branche einen Beschäftigungseffekt von 17.486 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht.

Der Erfolg der Bioenergie hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit geeigneter Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen ab. Dies setzt verstärkte Maßnahmen zur Mobilisierung zusätzlicher Energieholzpotentiale voraus, sowie eine effizientere und intensivere Nutzung von biogenen Reststoffen und Abfällen.

Die nachhaltige Nutzung dieser Biomassepotenziale erfordert die Optimierung von Technologie und Logistik, die Einbindung kaskadischer Nutzungspfade und regionaler Konzepte sowie die Berücksichtigung ökologischer Grenzen. Die Etablierung nachhaltiger Versorgungs- und Wertschöpfungsketten und die Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette sind hierbei von zentraler Bedeutung.

Feste Biomasse – Kessel und Öfen

Der Markt für Biomassekessel wuchs in Österreich im Zeitraum von 2000 bis 2006 kontinuierlich mit hohen Wachstumsraten. 2007 reduzierte sich der Absatz aller Kesseltypen aufgrund der niedrigen Ölpreise.

Im Jahr 2007 kamen die Auswirkungen einer Verknappung des Handelsgutes Pellets hinzu, wodurch die Pelletspreise signifikant stiegen. Dies bewirkte einen Markteinbruch am Pelletskesselmarkt in der Größenordnung von 60 %. Durch die Inbetriebnahme neuer Pellets-Produktionskapazitäten konnte die Verknappung am Pelletsmarkt behoben werden.

2009 kam es aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise neuerlich zu einem Rückgang des Verkaufs um 24 %. In den Jahren 2011 und 2012 stiegen die Verkaufszahlen von Pelletskessel stark an, wobei 2012 mit einem Wachstum von 15 % das historische Maximum erreicht werden konnte.

Seit 2013 kann ein Rückgang der Biomassekessel-Verkaufszahlen beobachtet werden. Gründe hierfür sind steigende Biomassebrennstoffpreise und vorgezogene Investitionen in den Jahren nach der Wirtschaftskrise sowie niedrige Ölpreises und hohe Durchschnittstemperaturen in den Jahren 2014 und 2015.

2016 ist ein weiterer Rückgang der Verkaufszahlen aller Kesseltypen, mit Ausnahme der Großanalgen >100 kW, zu beobachten. Während sich die Anzahl der verkauften Hackgutkessel (<100 kW) im Vergleich zu 2015 um 12,4 % reduzierte, sanken die Pelletskessel-Verkaufszahlen um weitere 13,6 %.

Im Jahr 2016 wurden auf dem österreichischen Markt 4.378 Pelletskessel, 3.177 typengeprüfte Stückholzkessel, 696 Stückholz-Pellets Kombikessel sowie 2.083 Hackschnitzelkessel – jeweils alle Leistungsklassen – abgesetzt. Zusätzlich konnten zumindest 1.773 Pelletsöfen, 5.468 Herde und 8.638 Kaminöfen verkauft werden. Österreichische Biomasse-Kesselhersteller setzten typischer Weise ca. 80 % ihrer Produktion im Ausland ab.

Durch die Wirtschaftstätigkeit im Biomassekessel- und -ofenmarkt konnte 2016 ein Umsatz von 757 Mio. Euro erwirtschaftet werden, was einen Beschäftigungseffekt von 3.162 Arbeitsplätzen mit sich brachte.

Forschungsanstrengungen bei Biomassekessel fokussieren auf die Erweiterung des Lastbereiches und der Modulierfähigkeit, auf die weitere Reduktion der Emissionen und auf die Optimierung von Systemen und Systemkombinationen, um Nutzungsgrade zu verbessern.

Photovoltaik

Der Photovoltaikmarkt erlebte in Österreich nach seiner frühen Phase der Innovatoren und autarken Anlagen ab den 1980er Jahren mit dem Ökostromgesetz 2001 seinen ersten Aufschwung, brach aber bald danach im Jahr 2004 durch die Deckelung der Tarifförderung wieder ein.

Nach einem durch eine Förderanomalie ausgelösten Rekordzuwachs im Jahr 2013 hat sich der PV-Markt in den Folgejahren bei jährlichen Zubauraten zwischen 150 und 160 MWpeak eingependelt, wobei die Gesamtleistung der in Österreich im Jahr 2016 neu installierten PV Anlagen gegenüber dem Jahr 2015 leicht anstieg.

Netzgekoppelte Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 154.802 kWpeak und autarke Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 952 kWpeak wurden installiert.

Insgesamt ergibt dies einen Zuwachs von 155.754 kWpeak, der in Österreich mit Ende 2016 zu einer kumulierten Gesamtleistung aller Photovoltaikanlagen von rund 1.096 MWpeak geführt hat. Die in Österreich in Betrieb befindlichen Photovoltaik-anlagen führten 2016 zu einer Stromproduktion von 1.096 GWh und damit zu einer Reduktion der CO2-Emissionen im Umfang von 920.653 Tonnen.

Die österreichische Photovoltaikindustrie ist breit aufgestellt und beschäftigt sich mit der Herstellung von Modulen, Wechselrichtern und weiteren Zusatzkomponenten, der Installation von Anlagen sowie Forschung und Entwicklung.

In diesem Wirtschaftssektor waren im Jahr 2016 2.822 Vollzeitarbeitsplätze zu verbuchen. Der mittlere Systempreis einer netzgekoppelten 5 kWpeak Photovoltaikanlage in Österreich ist von 2015 auf 2016 von 1.658 Euro/kWpeak auf 1.645 Euro/kWpeak - das heißt um 0,78 % - gesunken.

Für Österreich ist besonders die Entwicklung von photovoltaischen Elementen zur Gebäudeintegration von strategischer Bedeutung, da genau in dieser Sparte eine besonders hohe nationale Wertschöpfung erreichbar scheint. Mit einem BIPV (Bauwerksintegrierte PV) Forschungs- und Innovations-Schwerpunkt könnte die Chance für Österreichs Industrie bestehen, eine Nische zu besetzen, die weltweit Chancen für bedeutende Exportmärkte eröffnet.

Solarthermie

Einen ersten Boom erlebte die thermische Solarenergie im Bereich der Warmwasserbereitung und der Erwärmung von Schwimmbädern bereits in den 1980er Jahren. Zu Beginn der 1990er Jahre gelang es den Anwendungsbereich der Raumheizung für die thermische Solarenergie zu erschließen.

Zwischen dem Jahr 2002 und 2009 stiegen die Verkaufszahlen signifikant und erreichten im Jahr 2009 den historischen Höhepunkt. Diese Entwicklung war auf den Anstieg der Energiepreise, sowie die Erweiterung der Einsatzbereiche der thermischen Solarenergie auf den Mehrfamilienhausbereich, den Tourismussektor und die Einbindung von Solarenergie in Nah- und Fernwärmenetze sowie in gewerbliche und industrielle Anwendungen zurückzuführen.

Nach der Phase des massiven Wachstums bis zum Jahr 2009 ist der Inlandsmarkt nun seit sieben Jahren in Folge rückläufig. Dies war zu Beginn der Entwicklung unter anderem auf die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen; hat nun aber auch seine Ursachen in den deutlich gesunkenen Preisen von Photovoltaikanlagen, dem vermehrten Einsatz von Wärmepumpen und dem anhaltend niedrigen Ölpreis.

Mit Ende des Jahres 2016 waren in Österreich 5,2 Millionen Quadratmeter thermische Sonnenkollektoren in Betrieb, was einer installierten Leistung von 3,6 GWth entspricht. Der Nutzwärmeertrag dieser Anlagen lag bei 2.130 GWhth. Damit werden unter Zugrundelegung des österreichischen Wärmemixes 426.473 Tonnen an CO2-Emissionen vermieden.

Im Jahr 2016 wurden 111.930 m² thermische Sonnenkollektoren, entsprechend einer Leistung von 78,4 MWth neu installiert. Im Vergleich zum Jahr 2015 verzeichnete der Solarthermiemarkt in Österreich damit einen Rückgang um 19 %. Der Exportanteil thermischer Kollektoren konnte auf rund 83 % leicht erhöht werden. Der Umsatz der Solarthermiebranche wurde für das Jahr 2016 mit 196 Mio. Euro abgeschätzt, die Anzahl der Vollzeitarbeitsplätze kann mit ca. 1.600 beziffert werden.

Wärmepumpen

Die historische Entwicklung des Wärmepumpenmarktes ist von einer ersten Phase starker Marktdiffusion von Brauchwasserwärmepumpen in den 1980er Jahren, einem deutlichen Markteinbruch in den 1990er Jahren und einer starken Marktdiffusion von Heizungswärmepumpen ab dem Jahr 2001 gekennzeichnet.

Die Verbreitung von Heizungswärmepumpen fand ab dem Jahr 2001 parallel zur Marktdiffusion von energieeffizienten Gebäuden statt, die durch geringen Heizwärmebedarf und geringe Heizungsvorlauftemperaturen einen energieeffizienten und wirtschaftlich attraktiven Einsatz dieser Technologie ermöglichten.

Der Gesamtabsatz von Wärmepumpen (Inlandsmarkt plus Exportmarkt) reduzierte sich geringfügig von 33.141 Anlagen im Jahr 2015 um 0,4 % auf 33.017 Anlagen im Jahr 2016 und stagnierte damit auf relativ hohem Niveau. Geringfügige Rückgänge waren dabei sowohl im Inlandsmarkt (-0,1 %) als auch im Exportmarkt (-1,0 %) zu beobachten.

Sektoral waren im Inlandsmarkt Heizungswärmepumpen der Leistungsklassen bis 50 kW von Rückgängen betroffen, während sich die Absatzzahlen von Heizungswärmepumpen größer 50 kW verdoppelten und Brauchwasserwärmepumpen einen Zuwachs von 1,3 % verzeichnen konnten.

Der Anteil des Exportmarktes am Gesamtabsatz betrug im Jahr 2016 nach Stückzahlen 30,4 % und war damit nur geringfügig kleiner wie 2015. Der Wirtschaftsbereich Wärmepumpe (Produktion, Handel, Installation und Wert der Umweltwärme) erreichte im Jahr 2016 einen Gesamtumsatz von 540 Mio. Euro und einen Beschäftigungseffekt von ca. 1.295 Vollzeitarbeitsplätzen. Weiters konnte durch den Einsatz von Wärmepumpen 571.183 Tonnen CO2äqu Emissionen vermieden werden.

Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen fokussieren bei Wärmepumpensystemen zurzeit auf Kombinationsanlagen mit anderen Technologien wie z.B. mit solarthermischen Anlagen oder Photovoltaikanlagen, auf die Erschließung von neuen Energiedienstleistungen wie die Raumkühlung- und Klimatisierung oder auch die Gebäudetrockenlegung im Sanierungsbereich. Der Einsatz neuer Antriebsenergien wie Erdgas und der Einsatz in smart grids ergänzen das Innovationsspektrum.

Windkraft

Im Jahr 2016 wurden 75 Windkraftanlagen mit insgesamt 228 MWel zugebaut. Bis Ende 2016 wurden in Österreich damit insgesamt 2.632 MWel Windkraft errichtet. Von den 75 Anlagen entfielen 54 Anlagen mit 167,9 MWel auf Niederösterreich, 14 Anlagen mit 42,0 MWel auf die Steiermark, 5 Anlagen mit 11,8 MWel auf das Burgenland und 2 Anlagen mit 6,0 MWel auf Oberösterreich.

Ende des Jahres waren somit 1.191 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 2.632 MWel am Netz. Diese Leistung reicht aus, um pro Jahr 5,7 Mrd. kWh Strom zu erzeugen, was ca. 9,3 % des österreichischen Stromverbrauchs entspricht.

Verglichen mit dem Bestand Ende 2015 erhöht sich das Stromerzeugungspotential um 10 % bzw. 500.000 kWh. Unter der Annahme der Substitution von fossilen ENTSO-E-Importen konnten im Jahr 2016 mehr als 4,8 Millionen Tonnen CO2äqu eingespart werden.

Technologisch dominierten im Jahr 2016 deutlich die 3 MWel-Windkraftanlagen, wobei in Österreich 69 Anlagen dieser Leistungsklasse installiert wurden. Die durchschnittliche Generatorleistung hat sich damit seit 1994 verzwanzigfacht.

Die österreichischen Betreiber erlösten durch den Verkauf von Windstrom im Jahr 2015 knapp 464 Mio. Euro. Die durch diese Unternehmen getätigten Investitionen von über 375 Mio. Euro lösten eine heimische Wertschöpfung von mehr als 105 Mio Euro aus. Durch den Betrieb der Anlagen in den nächsten 20 Jahren kommen weitere 250 Mio. Euro heimische Wertschöpfung hinzu.

Der Umsatz der österreichischen Zulieferindustrie betrug im Jahr 2016 knapp 529,4 Mio. Euro, der Gesamtumsätz des Sektors Windkraft 993,4 Euro. In der Windkraft-Zulieferindustrie waren 2016 direkt 1.739 Personen beschäftigt.

Weitere 2.929 Arbeitsplätze waren in den Bereichen Errichtung, Wartung und Rückbau von Windkraftanlagen angesiedelt. Davon waren 390 Arbeitsplätze bei heimischen Betreibern zu verzeichnen. Insgesamt kann also von rund 4.667 Arbeitsplätzen ausgegangen werden.

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