"gugler! build & print triple zero" - Subprojekt 4: Energiekonzept Gugler
Kurzbeschreibung
Dieses Projekt ist ein Subprojekt des Leitprojekts "gugler! build & print triple zero"
Status
abgeschlossen
Kurzfassung
Ausgangssituation/Motivation
Das Projekt "gugler" besteht aus Grundlagenforschung, angewandter experimenteller Entwicklung, integrierter Generalplanung, Gebäudeerrichtung, Monitoring/Optimierung und Dissemination. Das vorliegende Subprojekt 4 "Energiekonzept Leuchtturm Gugler" erarbeitet für Zu- und Umbau des Druckereibetriebes Gugler ein Gesamtenergiekonzept, das von einer optimierten Gebäudestrukur und -hülle ausgehend über effiziente Anlagentechnik und konsequente Nutzung lokal verfügbarer Energiequellen den Plusenergiestandard sicherstellt und dokumentiert.
Inhalte und Zielsetzungen
Plusenergie bedeutet dabei, dass der Primärenergieverbrauch des Gebäudes unter der am Gebäude bzw. auf dem Grundstück erzeugten erneuerbaren Energie liegt. Dabei wurden im gegenständlichen Projekt alle Anwendungen innerhalb des Gebäudes zur Funktionsgewährleistung (Heizung, Kühlung, Lüftung, Warmwasser, Hilfsenergie) und zusätzlich noch alle office anwendungen umfasst (Beleuchtung, Arbeitshilfen, Aufzüge, etc.).
Die Neubauhülle wurde im Passivhausstandard in Rahmenbauweise geplant. Der Bestand wird energetisch ertüchtigt. Es werden alle Maßnahmen getroffen, um den Verbrauch zu minimieren. Der Energiebedarf wird teilweise aus der Produktionsabwärme gedeckt werden, weiters aus einer Kombination von Solarenergie, Windenergie und Grundwasser.
Auch die Verwendung eines Druckluftspeichers zur Kurzzeitspeicherung ist geplant. Der Stromverbrauch für die Prozessenergie wird in die Erstellung des Plusenergiekonzept miteinbezogen, jedoch nur im Falle wirtschaftlicher Darstellbarkeit auch in der Realisierungsphase umgesetzt.
Methodische Vorgehensweise
Ein wesentlicher Baustein ist die bedarfsgerechte Deckung der in Druckerei und Verwaltung geforderten Energiedienstleistungen. Passivhaustechniken stellen bewährte Maßnahmen dar, die im vorliegenden Fall durch eine druckerei-spezifische Optimierung ergänzt wird.
Diesem Konzept - passiven Maßnahmen einem aktiven Energieaufwand vorzuziehen - wird konsequent gefolgt. Durch die Einbringung der Zuluft mittels Quellluftenergieauslässen kann bei minimierten Zuluftstrom die Raumluftqualität im Aufenthaltsbereich erhöht, der Zuluftkonditionierungsaufwand (Befeuchtung) im Vergleich zum Bestand drastisch reduziert werden. Der verbleibende Energiebedarf wird soweit möglich aus den vorhandenen Energiequellen im Gebäude (Abwärme von Druckmaschinen, Kompressoren, Serverkühlung, Wärme- und Feuchterückgewinnung, Tageslicht, Erdwärme Halle) und Energieressourcen vor Ort (Sonne, Grundwasser, Nachtkühle, Wind) gedeckt. Dazu wurde eine detaillierte Erhebung des vorhandenen Potentials durchgeführt, wobei vor allem die Erhebung von dynamischen Abwärmepotentialen ein hohes Maß an Mess- und Auswertungsaufwand bedeuteten.
Auch die Verwendung eines Druckluftspeichers zur Kurzzeitspeicherung wurde untersucht und stellt eine derzeit zwar noch nicht wirtschaftliche, aber energetisch durchaus interessante Alternative dar.
Ergebnisse
Die Verschränkung von Nachfrage und Angebot erfordert neue Konzepte in der Beschreibung des dynamischen Charakters der Energiedienstleistung, des daraus resultierenden Energiebedarfs, dessen Deckung und der verfügbaren anbotsseitigen Energiequellen.
Ziel war zwar ein Plusenergiegebäude, das ein über das Jahr erzieltes energetisches "Plus" erzielt, es wurden aber im Detail die dynamische Reaktion von Produktionsprozessen und Gebäude auf die zeitliche Variabilität des erneuerbaren Energie- und Abwärmeangebot untersucht.
Wärme- und Kälteabgabe werden über Flächesysteme realsiert, um mit geringen Über-, bzw. Untertemperaturen heizen und kühlen zu können und damit auch Energie auf geringem Exergiegehalt nutzen zu können. Kälte und Wärme werden möglichst thermisch bereitgestellt, nur als Ausfallssicherheit und für Spitzenlasten wird klassische, aber optimierte Kompressionskälte eingesetzt.
Durch Speicher- und Lastmanagement im eigenen Betrieb und Standort konnte ein höherer Eigendeckungsanteil erreicht werden. Die quantitative Darstellung von Angebot und Verbrauch muss je nach Planungsstand in den dafür geeigneten Zeiträumen erfolgen (kurzfristige Schwankungen in Stunden, Tag/Nachtzyklus, Arbeitswoche/Wochenende, Jahreszeiten).
Neben der Nutzung des Gebäudes als Speicher und zwei 10m³ Wasserspeicher wurde auch die bewusste Vorheizen und -kühlen des Gebäudes in die Optimierung miteinbezogen. Die dynamisch gestützte Bewertung erfolgte anhand des Saldos von Endenergie, Primärenergiebedarf und Treibhauspotential.
Ausblick
Neubau und ertüchtigter Bestand können Plusenergiestandard (ohne Prozessenergie, aber inklusive Konditionierung und Beleuchtung Produktionshallen) mit einer 210kWp-Anlage und 2 Kleinwindräder mit je 15kW erreichen. Durch die eingesparten Betriebskosten und die Umweltförderungen ist der Plusenergiestandard über 30, aber auch innert 15 Jahren wirtschaftlicher als ein konventioneller Vergleichsbau.
Soll auch die Prozessenergie am Standort abgedeckt werden, ist zusätzlich eine ca. 300kWp Anlage erforderlich, die am Standort noch realisierbar ist. Das Gebäude ist gemäß Stand Entwurfsplanung CO2-neutral in Bezug auf Gebäudebetrieb und Herstellung und Instandsetzung Baumaterialien und Energieversorgungsanlagen.
Publikationen
Subprojekt 4: Energiekonzept Gugler: Prozess- und Betriebsenergie 100% erneuerbar
Leitprojekt: "gugler! build & print triple zero"
Schriftenreihe 34/2014 T. Zelger, J. Obermayer, U. Schneider et al., Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 240 Seiten
Downloads zur Publikation
Projektbeteiligte
Projektleiter
Thomas Zelger, Wolfgang Huber, Felix Heisinger
Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie Gmbh
Projekt- und Kooperationspartner
Kontaktadresse
Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie Gmbh
Thomas Zelger, Wolfgang Huber, Felix Heisinger
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