Innovative Energietechnologien in Österreich: Marktentwicklung 2022

Biomasse, Photovoltaik, Photovoltaik-Batteriespeicher, Solarthermie, Großwärmespeicher, Wärmepumpen, Gebäudeaktivierung, Windkraft und innovative Energiespeicher

Bibliographische Daten

Markterhebung 36/2023
P. Biermayr, S. Aigenbauer, C. Dißauer, M. Eberl, M. Enigl, H. Fechner, C. Fink, M. Fuhrmann, F. Hengel, M. Jaksch-Fliegenschnee, K. Leonhartsberger, D. Matschegg, S. Moidl, E. Prem,T. Riegler, S. Savic, C. Schmidl, C. Strasser, P. Wonisch, E. Wopienka
Herausgeber: BMK
Deutsch, 320 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Das Jahr 2022 war durch Rahmenbedingungen geprägt, welche in vielen Bereichen zu einer ungewöhnlich hohen Marktdiffusion von Technologien zur Nutzung und Speicherung von erneuerbarer Energie geführt haben. Die bereits im Jahr 2021 beginnende Energiepreissteigerung wurde durch die Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine dramatisch verstärkt. Gleichzeitig entstanden große Unsicherheiten in Hinblick auf die Versorgungssicherheit mit Energie, zunächst mit einem Fokus auf Erdgas, später auch andere Energieträger betreffend. Die außerordentlich hohe Steigerung der Verbraucherpreise ließ zusätzlich Zweifel an Währungsstabilität bzw. Geldwert aufkommen. Unabhängig von diesen vorrangig exogenen Faktoren wurden die gegenständlichen Technologien im Jahr 2022 auch durch das energiepolitische Umfeld forciert.

Dieses Diffusionsumfeld führte 2022 in vielen Bereichen zu einem historischen Wachstum des Inlandsmarktes, wobei sich die Absatzzahlen bereits im Vorjahr auf hohem Niveau und auf Wachstumskurs befanden. Die stärksten Zuwächse waren dabei im Bereich der Biomassekessel mit plus 64 %, im Bereich der Wärmepumpen mit plus 60 % und im Bereich der Photovoltaik mit einem Plus von 36 % zu beobachten. Allesamt Bereiche, in denen Investitionsentscheidungen privater Haushalte ausschlaggebend waren. Als erstaunlich kann in diesem Zusammenhang auch die Leistungsfähigkeit der inländischen produzierenden Industrie, der Handelsunternehmen und der angeschlossenen Gewerke bezeichnet werden, die dieses Wachstum ermöglicht haben. Noch vorhandene Probleme mit Lieferketten und limitiert verfügbare Fachkräfte führten im Lauf des Geschäftsjahres mancherorts zu Verzögerungen, ohne deren hemmende Effekte das Marktwachstum noch höher ausgefallen wäre.

Die Marktentwicklung 2022 zeigt damit im Bereich der untersuchten Technologien über weite Bereiche ein deutliches Wachstum. Das längerfristige kontinuierliche Wachstum der Bereiche Wärmepumpen, Photovoltaik und Biomassekessel konnte erneut bestätigt werden. Aber auch im Bereich der Windkraft gab es nach dem Stillstand des Ausbaues im Jahr 2020 nun das zweite Jahr in Folge wieder ein starkes Lebenszeichen. In Hinblick auf die Erreichung der nationalen Energie- und Klimaziele für 2030 bzw. 2040 liefert die Marktentwicklung 2022 einen markanten Impuls. Für eine Zielerreichung muss die nun vorhandene Marktdynamik jedoch noch weiter ausgebaut und über einen längeren Zeitraum stabilisiert werden.

Nachfolgend werden technologiespezifische Schlussfolgerungen gezogen. Zusammenfassende Steckbriefe zu den untersuchten Technologien finden sich in den PDF-Downloads.

Biomasse Brennstoffe

Neben der klassischen Nutzung von Bioenergie zur Raumwärmebereitstellung steht bis 2050 zunehmend die Rolle der Bioenergie als Teil eines Gesamtsystems in Kombination mit anderen Erneuerbaren im Fokus. Hier können Biomassebrennstoffe vor allem als wetterunabhängige Energielieferanten und als Energiespeicher punkten. Gezielt eingesetzt hat Bioenergie damit beste Chancen, wesentlich zur Erreichung der nationalen und europäischen Klima- und Energieziele beizutragen. Die thermische Umwandlung von Biomasse ist auch als Teil der Kreislaufwirtschaft von zentraler Bedeutung. So nimmt die Herstellung biobasierter Rohstoffe wie z. B. Pflanzenkohle oder Pyrolyseöl zu.

Im Jahr 2022 konnten, vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen und der Energiekrise, steigende Preise bei den Biomassebrennstoffen, insbesondere bei den Pellets, beobachtet werden. Die sehr hohen Pelletspreise im Jahr 2022 sind für eine weitere Marktdiffusion hinderlich, da hohe Brennstoffkosten in Anbetracht von preissensitiven EndkundInnen einen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu anderen erneuerbaren Technologien darstellen. Interessant wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung des Marktes bei Umsetzung des im Regierungsprogramm geplanten Vorschlages zur Verankerung einer Verpflichtung zur Pelletsbevorratung für Produzenten und Importeure im Rohstoffbevorratungsgesetz. Initiiert durch Förderprogramme zur Erreichung der Klima- und Energieziele konnten Wirtschaftstreibende im Bioenergiesektor den Aufschwung 2022 noch gut nutzen. Dabei können sie auf existierendem Know-How aufbauen. Mehr als weitere technologische Optimierung sind Vereinfachung und Flexibilisierung von Technologien gefragt. Am wichtigsten ist derzeit jedoch die Korrektur des durch die hohen Brennstoffpreise ausgelösten Imageverlustes, der sich bei den eingebrochenen Verkaufszahlen der Biomassekessel im 4. Quartal 2022 bereits manifestierte. Um mittel- bis langfristig weiterhin eine vorwiegend inländische Brennstoffversorgung sicherzustellen, ist es entscheidend, dass die österreichische Sägeindustrie, welche in den letzten Jahren ihre Kapazitäten bereits ausgebaut hat, diese auch halten kann. Aktivitäten wie sie aktuell im Waldfonds geplant sind oder bereits durchgeführt werden, sollen jedenfalls weitergeführt werden.

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Biomasse Kessel und Öfen

Die österreichischen Biomassekessel-Hersteller sind gut für eine gesteigerte Nachfrage gerüstet. Der limitierende Faktor für den schnelleren Ausbau von Biomasse Heizsystemen dürfte in Zukunft eher das verbundene Handwerk sein (Installateur, Heizungsbauer) – hier braucht es ganz dringend Gegenmaßnahmen wie Qualifizierungsoffensiven oder Aufwertung handwerklicher Berufe (monetär und gesellschaftlich). Bis 2050 wird die Bereitstellung von Raumwärme durch feste Biomasse sicher an Relevanz verlieren. Dazu tragen neben der thermischen Verbesserung des Gebäudebestands auch der Umstieg auf strombasierte Heizsysteme (z. B. Wärmepumpen in Kombination mit PV) sowie Verunsicherungen im Zusammenhang mit steigenden Biomassepreisen, sowie der Klimawandel und die damit verbundene Reduktion der Heizgradtage bei. Den derzeit beobachteten immer strenger werdenden Überprüfungen, Zulassungen und Förderrichtlinien auf internationalen Märkten sollte gezielt der Beitrag von Biomasse zur Dekarbonisierung gegenübergestellt werden. Für Raumheizgeräte (Öfen) ist diese Prognose nur bedingt zutreffend, da hier Aspekte wie Design/Optik, Wohlbefinden und das Sicherheitsgefühl durch ein „Back-up" System wesentlich für die Kaufentscheidung sind. Diese Aspekte sollten Inhalt zukünftiger F&E Aktivitäten und im Bereich der Bewusstseinsbildung sein.

Gleichzeitig bietet die Prozesswärme ein enormes Potenzial, da diese heute meist über fossile Energieträger bereitgestellt wird und die nötigen Temperaturniveaus durch andere erneuerbare Wärmetechnologien schwer erreicht werden können. Hier liegt ein großes Zukunftspotential im Hinblick auf die Dekarbonisierung der Industrie. Welche Umwandlungswege bzw. Zwischenschritte (z. B. Grünes Gas) hier beschritten werden, hängt maßgeblich von den jeweiligen Anwendungen und deren Anforderungen ab. Die aktuelle Situation auf den Energiemärkten beschleunigt derzeit die Entwicklung von Prozesswärme-Lösungen durch Bioenergie zusätzlich. Der zu erwartende Anstieg des Biomassebedarfs muss dabei in den strategischen Planungen entsprechend berücksichtigt werden.

Die österreichischen Technologieanbieter zeichnen sich großteils durch eine hohe inländische Fertigungstiefe aus. In den letzten 2 Jahren wurden speziell für die Biomassekessel die Fertigungskapazitäten in Österreich stark ausgebaut. Um diesen Status zu halten, ist es wichtig, Programme wie Raus aus Gas und Öl fortzuführen, um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in der Raumwärme zu forcieren. Zusätzlich ist der Bereich Mobilität als wichtiges Anwendungsfeld für Biomasse-Ressourcen zu nennen. Neben den „klassischen" Biotreibstoffen stellen innovative synthetische Treibstoffe aus Biomasse (z. B. Fischer Tropsch Treibstoffe aus fester Biomasse) interessante Alternativen für unterschiedliche Anwendungen (grüner Diesel/Benzin und Kerosin) dar. Dafür sollten die F&E Tätigkeiten intensiviert werden, damit diese Technologien letztlich implementiert, und auch exportiert werden können.

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Photovoltaik

Trotz der Steigerung des heimischen Photovoltaikmarktes im Jahr 2022 mit erstmals über einem GWpeak neuinstallierter Anlagen kann nicht erwartet werden, dass die Klima- und Energieziele in einfacher Weise erreicht werden können. Beachtung sollte nun nicht mehr vorrangig den 2030er Stromzielen, sondern dem 2040er Klimaneutralitätsziel geschenkt werden. Vermehrt auftretende Probleme beim Netzzugang bzw. bei der Möglichkeit der Einspeisung von Überschussenergie müssen rasch gelöst werden, um die aktuelle Entwicklung nicht deutlich abzubremsen. Dem Mangel an qualifizierten Fachkräften, der schon derzeit für lange Wartezeiten bei der Installation sorgt, ist rasch entgegenzuwirken. Lieferprobleme bei Komponenten sollten sich reduzieren, da weltweit die rasante Steigerung des PV-Marktes zu enormen Produktionssteigerungen bei den PV relevanten Komponenten führt. Chancen für den österreichischen Markt abseits der Installation würden vor allem dann entstehen, wenn Forschung und Entwicklung intensiviert werden, um neue und innovative PV-Komponenten und -anwendungen in den Markt zu bringen und damit die asiatische Abhängigkeit verringert werden kann. Vorrangiges Beispiel dafür ist die bauwerksintegrierte Photovoltaik. Der Auf- und Ausbau von innovativer PV-Modul- aber auch Zellproduktion und weiterer Produktionen entlang der gesamten PV-Wertschöpfungskette sollte rasch und unbürokratisch erfolgen, um bei den massiven globalen Ausbautendenzen der Photovoltaikindustrie nicht das Nachsehen zu haben. Mittelfristig ist zu erwarten, dass zumindest eine weitere Verdoppelung des aktuellen jährlichen Marktes realistisch scheint, wenn die notwendigen Weichenstellungen bei Netz, Arbeitskräften und heimischer Produktion rasch erfolgen.

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Photovoltaik Batteriespeicher

Auch bei den PV-Speichersystemen konnte trotz Fachkräftemangel sowie Material- bzw. Komponentenengpässe erneut ein deutlicher Zuwachs erzielt werden. Gründe dafür sind sowohl im Privat- als auch im Gewerbebereich weiterhin sinkende Investitionskosten in Verbindung mit steigenden Strompreisen, aber auch der Wunsch nach Energieautonomie sowie die Sorge vor einem Blackout. PV Speichersysteme gewinnen damit zunehmend an Bedeutung für die Energiewende.

In diesem Kontext rückt daher immer stärker die Frage in den Mittelpunkt, wie (geförderte) PV-Speichersysteme zukünftig netz- und/oder systemdienlich eingesetzt werden können – vor allem vor dem Hintergrund, dass PV-Speichersysteme in Österreich nahezu ausschließlich eigenverbrauchsoptimiert bewirtschaftet werden und damit keinen bzw. keinen verlässlich positiven Beitrag für das Stromnetz bzw. unser Versorgungssystem leisten. Anders als noch vor einigen Jahren in Deutschland gibt es in Österreich auch keine energietechnisch bzw. volkswirtschaftlich sinnvollen Auflagen bei Inanspruchnahme von Förderungen für PV-Speichersysteme. Die baldige Einführung zielorientierter Fördermechanismen ist daher von großer Bedeutung um das Potenzial vorhandener und zukünftiger PV-Speichersysteme in Österreich nutzen zu können.

Diverse Studien zeigen darüber hinaus, dass Stromspeicher nicht immer die wirtschaftlichste Option darstellen, sondern auch andere Flexibilitätspotenziale mit geringerem (finanziellen) Aufwand einen vergleichbaren Systemnutzen bieten können. Im Sinne einer kosten- und nutzeneffizienten Energiewende bedarf es daher einer klaren Strategie sowie nachvollziehbarer Entscheidungsgrundlagen um einen koordinierten, bedarfsgerechten und optimalen Ausbau der Speicherkapazitäten sowie weiterer Flexibilitäten in Österreich sicherstellen zu können.

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Solarthermie

Die Entwicklung der Solarthermie am Inlandsmarkt muss als kritisch bezeichnet werden. Trotz enormer Potenziale (der Wärmeanteil am österreichischen Energieverbrauch beträgt rund 50 %, über 60 % davon werden nach wie vor fossil gedeckt) ist der Inlandsmarkt seit Jahren rückläufig. Hier ist die Politik gefordert, für den aktuellen Hauptmarkt der Ein- und Mehrfamilienhäuser endlich die notwendigen Rahmenbedingungen zu setzen. Erfolgreiche Marktentwicklungen in anderen europäischen Ländern (z. B. zweistelliges Marktwachstum in Deutschland, Italien, Polen und Griechenland) zeigen, dass trotz Konkurrenzsituation zwischen Erneuerbaren mit gezielten Förderimpulsen und legistischer Lenkung nachhaltige Marktimpulse möglich sind. Hier gilt es in Österreich in Zusammenarbeit zwischen Branche und öffentlicher Hand rasch neue Ansätze zu finden. Die Rückgänge im Wohnungssektor konnten bis dato durch Aktivitäten im Bereich solarthermischer Großanlagen in den Sektoren Nah- und Fernwärme bzw. industrielle Prozesswärme nicht kompensiert werden. Aktuell über 20 in Ausarbeitung befindliche Machbarkeitsstudien für solarthermische Großanlagen (jeweils > 3,5 MWth) stimmen positiv und lassen konkrete Umsetzungsprojekte für die nächsten Jahre erwarten. Was die Branche für die Erschließung des Großanlagenmarktes benötigt, ist Kontinuität im Förderungsumfeld.

Ein Exportanteil von 95 % an der österreichischen Jahresproduktion zeigt die wichtige Position bzw. das Potenzial österreichischer Unternehmen als anerkannte Zulieferer am Weltmarkt. Um die ausgezeichnete Positionierung am Weltmarkt zu halten bzw. auszubauen und auch den Heimmarkt mit Innovation zu stimulieren, braucht es gezielte FTI-Aktivitäten, insbesondere im Bereich von Hybridkollektoren (PVT), saisonaler Wärmespeicher sowie in neuen verfahrenstechnischen Anwendungen wie z. B. Solarreaktoren (zur Generierung von H2 oder CH4 aus Reststoffen) und die Abwasseraufbereitung.

Aufgrund der über Jahre aufgebauten Expertise und Produktionskapazitäten sowie hoher Verfügbarkeit von Materialressourcen ist Solarthermie ein ausgezeichnetes Beispiel für hohe österreichische Technologiesouveränität und im Vergleich mit anderen erneuerbaren Energietechnologien auch für hohe heimische Wertschöpfung.

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Großwärmespeicher

Der Bedarf an Flexibilität im Betrieb von Nah- und Fernwärmenetzen wird aufgrund der Transformation des Energieversorgungssystems in den nächsten Jahren rasant ansteigen. Erfolgte bisher die Versorgung mit Fernwärme zum überwiegenden Teil zentral über wenige Kesselanlagen, erfordert die Substitution der fossilen Energieträger und die limitierte Verfügbarkeit des Energieträgers Biomasse einen Umbau auf mehrere, verteilte Anlagen basierend auf erneuerbaren Energieträgern und Abwärme. Die Treiber für diese sowohl national als auch international zu beobachtende Entwicklung sind insbesondere die Volatilität der Energiequellen sowie wirtschaftliche Gesichtspunkte.

Großwärmespeicher können hierzu die erforderlichen Flexibilitäten vergleichsweise kostengünstig bereitstellen. Bilden die aktuell eingesetzten Speichertechnologien im Wesentlichen Behälterwasserspeicher, so ist davon auszugehen, dass zukünftig, insbesondere für erforderliche Speicherkapazitäten >1 GWhth, Erdbeckenspeicher, Aquiferspeicher und Bohrfeldspeicher an Bedeutung gewinnen werden. Aber auch Hochtemperaturwärmespeicher in Verbindung mit sogenannten Carnot-Batterien (P2H2P) wird eine entsprechende Bedeutung zukommen.

Österreichische Unternehmen, insbesondere aus dem Bereich des Anlagenbaus und der Bautechnik, sind im internationalen Umfeld bei der Technologie- bzw. Produktentwicklung für die nächste Generation an Großwärmespeichern sehr gut positioniert. Um zukünftig auch am gerade in Entstehung befindlichen Markt für Großwärmespeicher (Speicherkapazität >1 GWhth) partizipieren zu können, müssen die bisherigen Aktivitäten rasch mit gezielten FTI-Maßnahmen (national wie auch auf kooperativer, internationaler Ebene) unterstützt werden. Nur so kann in einer Phase, wo die Technologieführerschaft noch nicht besetzt ist, rasch konkurrenzfähige Technologie entwickelt bzw. Technologiesouveränität aufgebaut werden.

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Wärmepumpen

Die enorme Steigerung des Absatzes von Wärmepumpen im Jahr 2022 belegt einerseits die Leistungsfähigkeit der Branche unter schwierigen Umständen wie Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel und andererseits die Eignung der Technologie, einen wesentlichen Teil der Wärmewende zu bewerkstelligen. Die Herausforderung liegt in den kommenden Jahren jedoch darin, die nunmehrige Entwicklungsdynamik beizubehalten und mittelfristig zu stabilisieren. In Hinblick auf die Wärmewende geht es in der Folge nicht nur darum, den Wärmebedarf des Neubaues zu decken. Die größere Herausforderung liegt im Ersatz des gewaltigen Bestandes an öl- und gasbasierten Wärmebereitstellungsanlagen. Die größte energiepolitische Aufgabe besteht dabei darin, die im Jahr 2022 gemessenen Diffusionsraten auch in Zeiten wieder rückläufiger Preise und guter Verfügbarkeit fossiler Energie abzusichern.

Die Stärke der österreichischen Wärmepumpenhersteller liegt in ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich des nationalen und internationalen Marktes sowie der technologischen Forschung und Entwicklung. Nicht zuletzt die nationalen geographischen, klimatischen und strukturellen Bedingungen führten bei den österreichischen Wärmepumpenherstellern zu einer breiten Kompetenz, z. B. in Hinblick auf die Nutzung unterschiedlicher Wärmequellen, Leistungsklassen oder Einsatzbereiche. Die österreichische Forschungs-, Technologie- und Innovationsstrategie kann dieses Profil in Zukunft durch Anreize für nationale und internationale Forschungs- und Entwicklungskooperationen weiter fördern. Für die mittel- bis langfristige Weiterentwicklung der Technologie und der Marktdiffusion in Österreich sind darüber hinaus Maßnahmen erforderlich, welche die Verfügbarkeit von Fachkräften in den Bereichen F&E, Produktion, sowie Implementierung der Technologie fördern.

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Bauteilaktivierung in Gebäuden

Die Speicherung von Wärme und/oder Kälte in Bauteilen von Gebäuden oder in ganzen Gebäuden stellt in Österreich ein großes Speicherpotenzial dar, das im Zuge der Energiewende wertvolle Beiträge zum Lastmanagement leisten kann. Zwar geht es dabei primär um die kurz- bis mittelfristige Speicherung von Wärme und/oder Kälte, also um thermische Energie. Da dieser Ansatz im strengeren Sinne jedoch mit dem Einsatz von Wärmepumpen verbunden ist, entsteht auf diesem Wege ein großes netzdienliches Lastverlagerungspotenzial von elektrischer Energie. Eine smarte Nutzung dieses Potenzials setzt die Verfügbarkeit von Smart Grid Ready Wärmepumpen und von Smart Metern voraus. Entsprechende Wärmepumpen diffundieren nicht zuletzt durch das Rekordergebnis des Jahres 2022 zurzeit rasch in den Markt und die Netzbetreiber arbeiten mit Hochdruck an der flächendeckenden Installation von Smart Metern. Dies lässt auch das theoretisch nutzbare Lastverlagerungspotential rasch anwachsen und mit zunehmender Anlagendichte wird die Hebung des Potenzials für die Akteure aus der Energiewirtschaft immer attraktiver. Mit der Entwicklung passender Geschäftsmodelle ist zu erwarten, dass die Nutzung bereits vorhandener Potenziale zeitnah erfolgen wird.

Die erforderlichen technischen Komponenten wie passende Baustoffe, Wärmetauscher, das Smart Grid Interface an den Wärmepumpen oder die Smart Meter sind heute Standardkomponenten. Chancen für Forschung und Entwicklung liegen jedoch entlang der Wertschöpfungskette im Bereich der optimalen thermischen Erschließung der Gebäude, des Energiemanagements innerhalb des Gebäudes, im Bereich der Geschäftsmodelle der Netzbetreiber und ggf. der Energielieferanten, sowie bei Algorithmen zur optimalen Nutzung des netzdienlichen Lastverlagerungspotenzials im Netzbetrieb. Förderlich sind in diesem Bereich die Berücksichtigung dieser Themen in entsprechenden Forschungsprogrammen und die Förderung nationaler und internationaler Kooperationen zwischen Akteuren aus der Energiewirtschaft und entsprechenden Forschungseinrichtungen.

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Windkraft

2022 wurden 87 Windkraftanlagen (netto 60) errichtet. Der wieder angesprungene Windkraftausbau ist noch nicht auf das Ende 2022 geänderte Förderregime durch das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG), sondern allein auf das alte Ökostromgesetz zurückzuführen. Bei den ersten zwei Fördervergaben durch das EAG wurde nur die Hälfte der Windkraftleistung vergeben. Dies spiegelt auch die internationalen Erfahrungen wider, dass bei einer starken Änderung des Förderregimes die Branche deutlich verunsichert ist und erst mit der Zeit mit dem neuen Fördersystem umzugehen lernt. Darüber hinaus haben sich im letzten Jahr die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen komplett auf den Kopf gestellt. Durch stark steigende Anlagenpreise und angehobene Zinssätze haben sich die Projekte stark verteuert. Eine Anpassung des EAG an die neuen Rahmenbedingungen ist daher eine Grundvoraussetzung für einen raschen Windkraftausbau in Österreich. Neben weiteren gesetzlichen Änderungen (Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz, Elektrizitätswirtschaftsgesetz, Klimaschutzgesetz) sind vor allem Änderungen auf Ebene der Bundesländer ausständig. In allen Bundesländern müssen die Ausbauziele der Windkraft an die Klimaneutralität 2040 angepasst, mehr Flächen für den Windkraftausbau ausgewiesen und zusätzliches Personal in den Genehmigungsbehörden eingestellt werden. Die österreichische Bundes- und besonders die Landespolitik der nächsten Monate entscheidet, wie die Windkraftentwicklung der nächsten 3 bis 4 Jahre ausfallen wird.

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Innovative Energiespeicher

Gegenüber der ersten Erhebung für das Jahr 2020 hat sich im Bereich der Innovativen Energiespeicher die Anzahl der identifizierten Firmen und Forschungseinrichtungen von 36 auf 47 im Jahr 2022 erhöht. Die Anzahl der Patenteinreichungen im Bereich Batterien, Wasserstoff und Brennstoffzellen hat in den letzten 5 Jahren deutlich zugenommen. Einzelne Firmen sind seit der Erhebung 2020 verschwunden oder haben den Bereich aufgegeben, insgesamt ist eine Belebung der Szene zu beobachten. Trotzdem ist dieser Bereich weiterhin überschaubar. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Firmen und Forschungseinrichtungen im Bereich der innovativen Energiespeicher in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Eine Intensivierung der Forschung und Entwicklung wird nichtsdestotrotz notwendig sein, um im internationalen Vergleich bestehen zu können. Für den Aufbau von Produktionskapazitäten und die Markteinführung sind geeignete, möglichst unbürokratische Förderungen und Instrumente als Zusatz zu bestehenden Angeboten (z. B. bestehende Förderungen für Start-ups) gefragt. Interessierte neue Firmen oder Forschungseinrichtungen sind explizit eingeladen sich beim Team der Marktstatistik zu melden, bzw. einen Fragebogen auszufüllen, um die Marktstatistik kontinuierlich zu verbessern.

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Die Studie wurde am 26. Juni 2023 beim BMK-Symposium "Technologiesouveränität in der Energiewende" vorgestellt.

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