Berichte aus Energie- und Umweltforschung 1a/2001
Faser- und Färbepflanzen aus ökologischem Anbau - Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung
Inhaltsbeschreibung
VertreterInnen nichtstaatlicher Umweltschutzorganisationen, Vertreterinnen der Hoheitsverwaltung und Wissenschaftlerinnen fordern im Rahmen der Diskussion um "Nachhaltiges Wirtschaften" mit zunehmender nationaler und internationaler Akzeptanz die verstärkte Verwendung nach-wachsender, umweltfreundlich hergestellter und verarbeiteter Rohstoffe. Auf diese Weise sollen Rohstoffe bzw. Produkte, die auf der Basis fossiler und somit begrenzter Ressourcen hergestellt und mit negativen Auswirkungen auf Boden, Wasser, Luft und Mensch produziert werden, ersetzt werden.
Der Anbau von Faserpflanzen unter den Bedingungen des Biologischen Landbaus sowie die umweit- und sozialverträgliche Verarbeitung pflanzlicher und tierischer Fasern zu Naturtextilien gilt heute als sinnvolle Ergänzung der Produktpalette des Biologischen Landbaus. Darüber hinaus gelten bei etablierten internationalen Naturtextilfirmen Rohstoffe aus Biologischem Landbau als Weiterentwicklung der umweltverträglichen Gestaltung der textilen Kette vom Anbau bis zum fertigen Produkt.
Vor dem Hintergrund dieses sich international abzeichnenden Trends stand am Beginn des vorliegenden Forschungsprojektes das Anliegen, Informationen zu bündeln und darzustellen, um einen Beitrag zur Unterstützung der Entwicklung der österreichischen Naturtextil-Bewegung liefern zu können. Dies gilt vor allem auch für die in Österreich noch wenig bekannte Fasernessel und für Färbepflanzen, zu denen international jedoch bereits gearbeitet wird.
Ziel des Forschungsprojektes ist die Bereitstellung von Grundlageninformation zu Anbau, Verarbeitung und Handel von Faser- und Färbepflanzen aus Biologischem Anbau bzw. den daraus hergestellten Naturtextilien. Es sollten sowohl die aktuelle Situation, als auch das Potential und die limitierende Faktoren für eine weitere Entwicklung in Österreich erhoben und dargestellt werden. Die erhobenen Daten basieren auf Literatur- und Datenbankrecherchen, Interviews mit Akteurinnen aus der Landwirtschaft und der textilen Kette sowie einer Befragung österreichischer NaturtextilherstellerInnen und -händlerInnen.
Ein Potential für die Verwendung als Rohstoff aus biologischem Anbau für Naturtextilien haben alle untersuchten Pflanzen. Es liegt vor allem in der Möglichkeit der umweltverträglichen Herstellung, der Erweiterung der textilen Produktpalette (dies gilt vor allem für die Fasernesseltextilien und pflanzengefärbte Textilien, die derzeit noch nicht oder nur in geringem Ausmaß am Markt erhältlich sind) und in der Möglichkeit zur Mehrfachnutzung, die bei vielen Pflanzen möglich ist (für den Biologischen Landbau ist hier vor allem eine Kombination mit der Verwendung im Lebensmittel-, Arznei- und Kosmetikbereich interessant). Für den biologischen Anbau von Färbepflanzen besteht ein wesentliches Potential in der Nutzung der Erfahrungen und Strukturen des biologischen Heil- und Gewürzkräuteranbaus.
Die entscheidenden limitierenden Faktoren für eine positive Weiterentwicklung der Naturtextilien aus österreichischer Produktion liegen vor allem in der Verarbeitung, der Nachfragesituation und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und im Vergleich dazu weniger in fehlendem Wissen zum Anbau. Speziell für den biologischen Anbau gilt diese Einschränkung jedoch nicht, hier besteht nach wie vor Forschungs- und Optimierungsbedarf für den Anbau der Faser- und Färbepflanzen. Zu berücksichtigen ist auch, dass es bei Fasernessel und (bis auf wenige Ausnahmen) bei den Färbepflanzen noch keine Anbauerfahrungen im Praxismaßstab gibt (auch im konventionellen Anbau nicht). Auch selektionierte Herkünfte stehen noch nicht in großen Mengen sowie in der erforderlichen Qualität zur Verfügung.
Die Faser- und Färberohstoffe für Naturtextilien haben wie alle Produkte aus umweltverträglich angebauten und verarbeiteten nachwachsenden Rohstoffen mit einer preislichen Konkurrenz von nicht nachhaltig erzeugten und verarbeiteten Produkten zu kämpfen. Die Unternehmen sind klein und nicht so kapitalstark, um sich große Investitionen leisten zu können. Dadurch sind die angebotenen Mengen gering und teuer in der Herstellung. Hier ist die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen in Hinblick auf Förderung nachhaltiger Produktionsverfahren und ergänzend eine Förderung der Bewusstseinsbildung und Aufklärung der Konsumentinnen über die Vorteile von Naturtextilien gegenüber herkömmlich hergestellten Textilien gefordert.
Bibliographische Daten
Faser- und Färbepflanzen aus ökologischem Anbau - Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung. Erarbeitung von Grundlageninformationen und Strategien zur Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Faser- und Färbepflanzen aus Ökologischem Landbau
Anna Hartl, Christian Vogl
(alle: Institut für Ökologischen Landbau, Universität für Bodenkultur Wien)
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 1a/2001
Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie
Wien, Juni 2000
198 Seiten