IEA ISGAN Annex 7: Why We Do Not Know Much about the Social Dimension of Smart Grids Transition? (2017)

Diese Policy Conclusions für CEM8 thematisieren die Herausforderungen in der Forschung zur Smart Grid Transition aus der Perspektive der Geistes-Sozial-und Kulturwissenschaften.

Herausgeber: IEA ISGAN Annex 7
Englisch, 2 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Policy-Maker im Bereich der Smart Grids stehen vor wichtigen Weichenstellungen, die systematisches Wissen über die Dynamiken des institutionellen Wandels voraussetzen.

Wie auch anderenorts in diesem Bericht erwähnt geht die Breite der Fragestellungen weit darüber hinaus, was in Annex7 behandelt werden kann. Anstelle einfache Antworten zu den institutionellen und sozialen Dimensionen der Smart Grids geben zu können ist es jedoch möglich, jene Gründe zu identifizieren, die dem Wissensaufbau entgegenstehen. So wurden zwei Hauptgründe für das beschränkte Wissen zum Übergang zu Smart Grids identifiziert.

Die strukturelle Herausforderung liegt darin, dass sich die Energieforschung hauptsächlich auf die Technologien für physische Stromnetze konzentriert. Das Wissen zu institutionellem Wandel und sozialen Dimensionen der Energiewende sind begrenzt. In einem Artikel des Nature Magazins (Vol 511, 2014) untersuchte B.K. Sovacool den Inhalt von über 4400 Artikeln in führenden Energietechnologie- und Energiepolitikmagazinen über 15 Jahre. Darin stellte er vier Trends fest, die Sorgen bereiten könnten, wenn nicht rasch gegengesteuert wird:

  • Eine Unterschätzung des Einflusses der sozialen Dimensionen auf die Energienutzung,
  • Eine zu einseitige Ausrichtung der Forschungsagenden auf Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaft und Ökonomik gegenüber den Geistes-und Sozialwissenschaften,
  • Ein Mangel an interdisziplinärer Zusammenarbeit und
  • Zu geringe Repräsentation von weiblichen Autorinnen und Minderheitengruppen.

Diese Trends korrespondieren mit den identifizierten Herausforderungen für die Entwicklung einer strategischen Forschungsagenda für Smart Grid Transitions in Annex 7. Die Europäische Kommission versucht, diese Probleme im Rahmen des Horizon 2020 Forschungs- und Innovationsprogramms zu adressieren und fördert SSH-Forschung (Social Sciences and Humanities - SSH) im Rahmen von Energieforschungsprojekten. Eine Zwischenevaluation zeigt jedoch, dass SSH-Forschung nur für einen minimalen Teil der Projekte im Fokus steht. Den größten Anteil der als SSH relevant gekennzeichneten Projekte haben daher die Wirtschaftswissenschaften (insb. Marketing). Andere Disziplinen sind kaum vertreten. Außerdem lässt sich eine signifikante geografische Schieflage zwischen den westlichen und östlichen EU-Staaten in Bezug auf die Inanspruchnahme der Möglichkeit zu Integration von SSH-Forschung feststellen.

Um relevante Impacts zu erzielen, müssen in Smart Grid-Projekte soziale und umweltpolitische Dimensionen miteinfließen. Exzellenz in den technologischen und ökonomischen Bereichen eines Projektes reichen nicht aus, sondern sollten auf einer fundierten sozialen Analyse basieren und die Bedenken, Bedürfnisse und Erwartungen von Bevölkerung und Konsumenten beachten. Dazu kann SSH-Forschung einen konstruktiven Beitrag leisten.

F&E-Statistiken (OECD/IEA, EU-Horizon 2020) zeigen, dass die den Sozial- und Geisteswissenschaften zugehörigen F&E-Investitionen auf einem sehr niedrigen Level stagnieren. Während der politische Wille in den CEM-Staaten zum Ausbau der öffentlichen F&E-Investitionen im Energiebereich immanent ist, verdeutlichen die F&E Statistiken, dass die Erhöhung der öffentlichen F&E-Ausgaben in den letzten Jahren zu keiner ausgeglichenen Ressourcenverteilung auf alle Forschungsdisziplinen geführt hat. Besonders gering ist die Ausstattung der Sozial-und Geisteswissenschaften (SSH) Forschungsressourcen. Jedoch wären gerade diese Disziplinen besonders hilfreich, um mehr über die sozio-ökonomischen Folgen technologische Entwicklung und deren Einbettung in das ökonomische und soziale Umfeld zu lernen (z.B. Energieverbrauch, oder Marktvorhersagen). Obwohl Unklarheit über die Genauigkeit der statistischen Daten besteht, können zwei Aussagen getroffen werden:

  • Der Anteil von sozial-und geisteswissenschaftlicher F&E im Energiebereich der OECD-Staaten hat in den letzten Jahren deutlich geschwankt. Die Zahlen aus den verschiedenen Staaten schwanken in den Jahren 1974 und 2015 zwischen 0,1% und 9%.
  • Insofern sie überhaupt berichtet werden wachsen die SSH-Forschungskapazitäten und -förderungen in absoluten Zahlen weit langsamer als jene in den Ingenieurs- und Naturwissenschaften.

Angesichts der vielen Ungewissheiten über zukünftige Entwicklungen – wie eine globale Energiewende erreicht werden kann und der Mangel an Orientierung, wohin die technologische Entwicklung führen soll – wird die sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung noch dringender gebraucht, als in den letzten Jahrzehnten in denen das Energiesystem nur wenigen Änderungen ausgesetzt war. Die Absicht von Mission Innovation Initiative, die öffentlichen Investitionen in F&E für „saubere" Energie in den beteiligten Ländern in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln, ist ein ermutigendes Signal für F&E-Akteure. Dies wird vermutlich auch zu strukturellen Veränderungen im Forschungs- und Innovationsökosystem führen. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob es auch ohne signifikante Ressourcen und notwendige Instrumente für Forschung in den Sozial- und Geisteswissenschaften einen deutlichen Zuwachs an Wissen über die sozialen Dimensionen von Smart Grid Transitions geben wird.

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