Artikel in der Zeitschrift "nachhaltige technologien" Ausgabe 2021-1: Integration von Versorgungs­sicherheit und disruptiven Ereignissen in der Energieplanung

Durch die Zunahme von disruptiven Ereignissen, wie extremen Wetterereignissen, werden die Anforderungen an Infrastrukturen stark erhöht. Ziel von IEA EBC Annex 73 ist die Entwicklung von Methoden und Tools, die Entscheidungsträger darin unterstützen, Resilienz und nachhaltige Energieversorgung integral in ihren Planungen zu berücksichtigen.

Herausgeber: AEE - Dachverband, 2021 (nachhaltige technologien 01-2021, Seite 25)
Deutsch, 1 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Die Analyse von Best-Practice Beispielen zeigt, dass Resilienz derzeit höchst unterschiedlich berücksichtigt wird. Dies resultiert sowohl aus unterschiedlichen Herangehensweisen und „Planungskulturen" in den verschiedenen Ländern, als auch aus unterschiedlichen Best-Practice-Beispielen, z. B. Militärbasen gegenüber Uni-Campus. Beispiele für Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz sind Notversorgung mit Notstromaggregaten, Nutzung von Speichern, aber auch Redundanzen in Verteilung und Erzeugung.

Neben technischen sind aber auch organisatorische Maßnahmen wie Notfallpläne und Evakuierungsroutinen für die Resilienz von Infrastrukturen von Bedeutung. Wie aber kann Resilienz konsequent und umfassend in der Energieplanung berücksichtigt werden? Dazu wurde in der internationalen Zusammenarbeit des Annex 73 ein Arbeitsablauf erstellt, welcher die Planung von resilienten und energie-effizienten Energiesystemen erleichtern soll.

In Österreich wird eine Pilotstudie zum Campus der Johannes Kepler Universität in Linz durchgeführt und im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft untersucht, wie eine resiliente Versorgung des Campus mit 25 Gebäuden, mehr als 100.000 m² Energiebezugsfläche und einem errechneten Primärenergiebedarf von >26 Mio. kWh/a aussehen könnte. Grundsätzlich besteht der Analyseprozess aus der Bestandserhebung, der Analyse des Ist-Zustands, der Analyse der Resilienz, der Konzeption von Varianten sowie Planung und Analyse der Varianten und der Entscheidungsfindung sowie Umsetzung (Blue Sky/Black Sky-Ansatz). Dabei werden Fragen zur Annäherung an die Problemstellung genutzt (z. B. Welche Funktionen erfüllt die Infrastruktur? Welche dieser Funktionen müssen auch im Krisenfall funktionieren?).

Bisherige Ergebnisse aus der internationalen Kooperation zeigen, dass Resilienz und Nachhaltigkeit sich wechselseitig verstärken können und Ansätze zur Kosten-Reduktion und Nutzung von erneuerbaren Ressourcen gleichzeitig auch zu verlässlicheren Energiesystemen führen. Konkrete Beispiele sind die Nutzung von Speichern für Wärme und Kälte und Bauteilaktivierung, da dadurch höhere Nutzungsgrade von erneuerbaren Energien möglich sind. Durch die Steigerung der Redundanz wird die Resilienz erhöht und ein kurzzeitiger autarker Betrieb ermöglicht. Gleichzeitig können Betriebskosten gesenkt werden, da in Zeiten hoher Energiekosten auf den Speicher zurückgegriffen werden kann.

Auf Gebäudeebene kann Bauteilaktivierung zur Resilienz beitragen, da sie wie ein Speicher die Auswirkungen eines Versorgungsausfalls reduziert. Die Dezentralisierung der Versorgungssysteme und gesteigerte Umweltgefahren bedürfen einer Verankerung von Resilienz in der Planung von Versorgungssystemen auf Gebäude- und kommunaler Ebene. Der im IEA ECB Annex 73 entwickelte Ansatz kann als Grundlage zur Integration von Resilienz dienen und bietet interessante Anknüpfungspunkte und Synergien mit bestehenden Planungstools.

Artikel in der Zeitschrift "nachhaltige technologien" Ausgabe 2021-1: Integration von Versorgungssicherheit und disruptiven Ereignissen in der Energieplanung