Stufenplan der IEA soll Energiesektor bis 2050 klimaneutral machen

Die Internationale Energieagentur rechnet durch, wie die Welt sich bis 2050 mittels ambitionierter Maßnahmen klimaneutral mit Energie versorgen kann.

Die Welt kann bis 2050 den CO2-Ausstoß auf Null reduzieren, ist die Internationale Energieagentur (IEA) überzeugt. Die dafür nötigen Anstrengungen sind allerdings atemberaubend: Der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft müsste sich vervielfachen, der Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren 2035 verboten werden, die Energieeffizienz jährlich doppelt so schnell wie bisher steigen. Die Hälfte der bis 2050 eingeplanten Einsparungen brauchen Technologien, die es noch gar nicht gibt, erläutert die IEA in ihrem Bericht Net Zero by 2050: a Roadmap for the Global Energy Sector (Mai 2021).

In Österreich soll die Klimaneutralität bereits bis zum Jahr 2040 erreicht werden. Dies erfordert einen enormen Kraftakt auf technologischer, aber auch gesellschaftlicher Ebene. Für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft sind Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energieträger, in energieeffiziente Technologien, in die Sanierung von Gebäuden und in den öffentlichen Verkehr essenziell. Um einen breiten gesellschaftlichen Wandel anzustoßen, kann dieser Umbau auch nur unter Einbeziehung der Bevölkerung geschehen. Nur mit der Unterstützung der Menschen, deren Leben auf vielfältige Art betroffen ist, wäre eine solche massive und rasche Veränderung überhaupt möglich.

Die IEA hat 400 Milestones definiert, die es einzuhalten gilt, damit die Weltwirtschaft tatsächlich 2050 CO2-neutral sein kann. Dazu gehört, dass ab sofort nichts mehr in die Versorgung mit fossilen Treibstoffen investiert wird und auch keine neuen Kohlekraftwerke ohne CO2-Abscheidung beschlossen werden. 2030 müssten 60 Prozent der Neuwagen elektrisch sein, spätestens 2035 werden keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft, 2040 ist die weltweite Stromproduktion emissionsfrei.

Weltweite Kooperationen

Die interaktive Weltkarte (zoombar) zeigt die Kooperationen Österreichs bzw. österreichischer Organisationen in den Technologieprogrammen (TCPs) der Internationalen Energieagentur (IEA) mit anderen Ländern.

Bis 2050 wären zwei Drittel aller Energiequellen erneuerbar, Atomkraft würde seinen Anteil am Energieaufkommen auf 11 Prozent verdoppeln. Der Rest wäre zwar noch auf Erdölbasis, aber großteils mit CO2-Abscheidung. Auf dem Weg dorthin müsste der Neubau von Photovoltaikanlagen 2030 jährlich 630 Gigawatt erreichen, bei Windkraft 930 GW. Das wären viermal so viele neue Wind- und Solarkraftwerke wie 2020 gebaut wurden. Die Energienutzung müsste bis 2030 jährlich um 4 Prozent effizienter werden – das ist eine drei mal so starke Verbesserung wie im vergangenen Jahrzehnt erreicht wurde. Alle neuen Gebäude wären ab 2030 zu 100 Prozent CO2-neutral heizbar, alte würden zunehmend nachgerüstet – um die Ziele zu erreichen müssten jährlich 2,5 Prozent des weltweiten Gebäudebestands thermisch saniert werden.

Während die bis 2030 von der IEA angepeilten Verbesserungen mit jetzt schon vorhandenen Technologien möglich sind, gibt es die für 2050 nötigen Technologien bestenfalls Prototypen. Entsprechende Investitionen sind nötig, um die Ziele einzuhalten.

Forschung & Entwicklung als Schlüssel

Auf die westliche Welt kämen dabei wohl nicht nur die Kosten für den Umbau der eigenen Wirtschaft zu, denn sie müssten auch den ärmeren Ländern unter die Arme greifen, damit diese den Umbau schaffen. Im kommenden Jahrzehnt müssten weltweit jährlich 1,3 Billionen Euro in die Stromproduktion investiert werden, 700 Milliarden Dollar in die weitere Energieinfrastruktur, 40 Milliarden Dollar müssten fließen, damit alle 790 Millionen Menschen die noch keinen Zugang zu Elektrizität haben, diesen bis 2030 bekommen.

Hinter allem stehen gewaltige regionale Umwälzungen. Ganz allgemein sollten die Investitionen zu neuen Jobs und Wirtschaftswachstum führen. Aber die erdölerzeugenden Länder würden bis 2050 80 Prozent ihrer Öl-Einnahmen verlieren, aber auch bei den erdöl-importierenden Ländern würden 90 Prozent der Steuereinnahmen auf die Nutzung von Öl und Gas wegfallen. Die Staatseinnahmen müssten auf eine andere Basis gestellt werden.

Der Wille für eine Umstellung auf Null-Emissionen ist gut, es mangele jedoch oft an gesetzlicher Umsetzung oder Verankerung, vermerkt die IEA. Für rund 70 Prozent der weltweiten Wirtschaft und CO2-Emissionen gäbe es bereits von Politikern das Bekenntnis einer Emissionsreduktion, in Österreich wie eingangs erwähnt, das Bekenntnis zur Klimaneutralität bis 2040.

Der Forschung und Entwicklung kommt dabei zur Erreichung der Klimaneutralität eine entscheidende Rolle zu: Optimierungen und Effizienzsteigerungen in allen Sektoren sowie die Entwicklung disruptiver Technologien und Lösungen sind dabei notwendig. Die Digitalisierung, die Elektrifizierung, der vermehrte Einsatzes von Wasserstoffanwendungen in der Industrie und der zunehmenden Kopplung der Sektoren Strom, Wärme, Industrie und Mobilität erfordert umfassende Systemänderungen, welche nur gelingen können, wenn diese durch entsprechende F&E-Aktivitäten begleitet werden. In diesem Kontext muss eine ausgewogene und offene Technologieentwicklung gefördert werden, um ein breites Feld an Handlungsoptionen zu bewahren und mögliche Lock-In Effekte zu vermeiden.

Auch politische Rahmenbedingungen müssen derart ausgestaltet sein, dass sie die Transformation hin zu einem von von Öl, Kohle und Erdgas unabhängigen sowie ressourceneffizienten Wirtschaftssystem fördern. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) stellt als zentrales Regelwerk den rechtlichen und organisatorischen Rahmen dar, um das Ziel einer vollständig erneuerbaren Stromversorgung bis zum Jahr 2030 in Österreich zu erreichen. Im Wärmesektor wird die Energiewende aktuell durch die politische Einigung zum schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bei der Raumwärme bis 2040 eingeleitet.