Dialog in Fokusgruppen: F&E-Aktivitäten als Schlüssel zur nachhaltigen Sanierung des Gebäudebestands

10. September 2020
TUtheSky, Getreidemarkt 9, 1060 Wien und Online-Teilnahme

In der qualitativ hochwertigen Sanierung liegt der Schlüssel zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors, gleichzeitig soll damit ein Konjunkturimpuls gesetzt werden. Dafür erforderliche F&E-Aktivitäten wurden vorgestellt und mit ExpertInnen vertiefend diskutiert.

Rückblick & Vortragsunterlagen

Im aktuellen Regierungsprogramm hat sich die Bundesregierung ambitionierte Ziele gesteckt, um die Klimaneutralität Österreichs bis 2040 zu erreichen. Aus der Energieforschung und Innovation können dazu wesentliche Beiträge geleistet werden. Im Rahmen des eingerichteten Dialogs in Fokusgruppen des BMK sollen immer wieder einzelne Themen herausgegriffen und strategische Forschungsfragen in Teilbereichen vertieft werden.

Am 10. September wurden im Rahmen der Dialogveranstaltung, basierend auf einem Konzeptpapier der AEE INTEC, F&E-Aktivitäten als Schlüssel zur nachhaltigen Sanierung des Gebäudebestands vorgestellt und mit ExpertInnen vertiefend diskutiert. Insgesamt nahmen 27 Personen aufgrund der COVID-19 Einschränkungen vor Ort und rund 50 online teil. In den kommenden Wochen kann das Konzeptpapier öffentlich eingesehen und kommentiert werden. Die Ergebnisse aus diesem Konsultationsprozess dienen der Gestaltung zukünftiger Strategie- und Förderschwerpunkten des BMK.

Theodor Zillner (BMK) leitete in den Tag ein und stellte den Zusammenhang zwischen dem kurzfristigen Gelingen der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes und notwendiger F&E-Aktivitäten her. Angesichts des Vorhabens der österreichischen Bundesregierung, eine thermische Gebäudesanierungsoffensive zu starten, sind gezielte Forschungsaktivitäten notwendig, um Lock-in bzw. Rebound-Effekte, verursacht durch die heute angewandte technische Sanierungspraxis, zu vermeiden.

Wolfgang Amann (IIBW) stellte in seinem Impuls-Vortrag aktuelle Zahlen zur Sanierungsrate und -qualität in Europa und in Österreich vor. Bei großer Datenunsicherheit liegt diese zwischen 0,4 und 1,2% in den Mitgliedstaaten. Angesichts dessen, dass es keine einheitliche Definition der Sanierungsrate auf EU-Ebene gibt, müssen diese Zahlen mit Vorsicht betrachtet werden. Während man in Deutschland vom Plan einer Sanierungsrate als Maßeinheit für den Erfolg abrückt und stattdessen den Fokus auf Energieeffizienz (als die Qualität) und Umstieg auf Erneuerbare legt, entwickelte das IIBW gemeinsam mit Umweltbundesamt einen Vorschlag zur einheitlichen Definition der Sanierungsrate, welcher nach Ansicht von Amann einfach, datenbasiert und maßnahmenbezogen angelegt ist.

Die Aufgabe der öffentliche Hand sieht Amann darin, Personen, die Geld für Sanierungsmaßnahmen in die Hand nehmen, hinsichtlich umfassendem Sanierungskonzept und -qualität zu unterstützen. Gemäß seinen Berechnungen, würde eine allgemeine Sanierungsrate von 2,9% zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors bis 2050 benötigt, was einer Verdoppelung zum heutigen Stand entspricht. Gefordert sind hier vor allem Instrumente in den Sektoren „Eigenwohnheime ohne Hauptwohnsitz" und im Bereich der „Gemeinnützigen".

Sabine Kamill (BMK) adressierte in ihrem Vortrag den Green Deal der Europäischen Kommission, mit der die EU zu einer Gesellschaft mit einer ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft werden soll und das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung abgekoppelt ist. Grundlagen dafür sind u.a. Förderung von Forschung und Innovation. Das Ziel einer Verdoppelung der jährlichen Sanierungsrate soll durch eine „Renovierungswelle" (Renovation Wave) für öffentliche und private Gebäude ermöglicht werden, da gegenwärtig etwa 75% des Gebäudebestands innerhalb der Mitgliedstaaten nicht energieeffizient ist, und 80% noch bis 2050 in Nutzung sein wird.

Einleitend zur vertiefenden Diskussion in Kleingruppen, stellte Tobias Weiß (AEE INTEC) als letzter in der Vortragsreihe das Konzeptpapier vor, in dem 21 F&E-Themen in Kombination untereinander, umfassende, technisch hochwertige Sanierungsmaßnahmen für einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2040 ermöglichen sollen. Bei den strategisch wichtigen F&E Themen wurden marktnahe Themen mit hoher Relevanz für die Umsetzung betrachtet. Die Weiterentwicklung der Forschungsthemen bis zur breiten Umsetzung stärken folgende übergeordnete Ziele:

  • Gründung neuer Unternehmungen, welche Gesamtkonzepte anbieten
  • Entwicklung neuer Sanierungs-Geschäftsmodelle
  • Erhöhung der Sanierungsrate
  • Stärkung der Wertschöpfung in den Regionen
  • Erhöhung der Konjunktur
  • Beitrag zur Erreichung der Klimaziele

Die Themen und Schwerpunkte können in den kommenden Wochen im Rahmen einer Online-Diskussion auf der Plattform DISCUTO kommentiert und bewertet werden, um anschließend bei der Gestaltung von Förderprogrammen als strategisch strukturierter Fundus an Inhalten zu dienen, der je nach Kontext aufgriffen werden kann.

Programm

Video-Aufzeichnung

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ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
Hannes Warmuth
Tel.: +43 (1) 315 63 93 –18
E-Mail: hannes.warmuth@oegut.at