Österreichische Umwelttechnik-Wirtschaft: Export, Innovationen, Startups und Förderungen

Die österreichische Umwelttechnik-Wirtschaft hat die Krise im Vergleich zu anderen Branchen bisher recht gut gemeistert, sichert eine Vielzahl an Arbeitsplätzen ab und zeigt für die Zukunft weiterhin Optimismus. In der aktuell herausfordernden Situation braucht es aber auch zeitnah eine Vielzahl an Entscheidungen von Politik und Wirtschaft, um rasch aus der Krise zu kommen. Die vorliegende Studie zeigt eine beachtliche Aufwärtsentwicklung österreichischer Umwelttechnik-Industrie und -Dienstleistungen.

Bibliographische Daten

Schriftenreihe 41/2020
H. W. Schneider, G. Pöchhacker-Tröscher, D. Demirol, P. Luptáčik, K. Wagner
Herausgeber: BMK
Deutsch, 332 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Die Förderung der Anwendung und Verbreitung von innovativen Umwelttechnologieprodukten und Dienstleistungen stellt einen wesentlichen Ansatz zur Bewältigung der ökologischen Herausforderungen dar. Die österreichische Umwelttechnik-Wirtschaft zeichnet sich seit Jahren durch ein stetiges überdurchschnittliches Wachstum, beeindruckende Exporterfolge und hohe Forschungs- und Innovationsorientierung aus.

Im Zuge der aktuellen Umwelttechnikerhebung wurden über 2.700 Unternehmen der österreichischen Umwelttechnik-Wirtschaft aus Industrie und Dienstleistungen im Frühjahr und Herbst 2020 befragt. Die Unternehmen der Umwelttechnik-Wirtschaft schaffen rund 51.500 Arbeitsplätze und generierten im Jahr 2019 rund 15,24 Mrd. EUR an Umsatzerlösen, was einem jährlichen Wachstum von 6,0% seit 2015 entspricht. Rund 11,94 Mrd. EUR an Umsätzen und mehr als 37.800 Arbeitsplätze entfallen dabei auf die Umwelttechnik-Industrie. Etwa die Hälfte des Umwelttechnik-Umsatzes der produzierenden Unternehmen wird mit Produkten der erneuerbaren Energietechnologien erwirtschaftet, bei den Umwelttechnik-Dienstleistungsunternehmen wird über ein Drittel der Umsätze im Bereich der Abfalltechnologien und Recycling generiert. Mehr als die Hälfte der befragten Umwelttechnik-Industrieunternehmen hat ihren eigenen Marktanteil in den letzten drei Jahren vergrößert (54%).

Mit einer Exportquote von 71,8% ist die Umwelttechnik-Wirtschaft überdurchschnittlich exportorientiert (Industrie 82%, Dienstleister 30%). Die wichtigsten Exportmärkte sind die EU-Staaten und die weiteren europäischen Länder. In den letzten Jahren konnten die österreichischen Umwelttechnik-Unternehmen (Industrie und Dienstleistungsunternehmen) ihre Position in Fernmärkten wie Asien, Nordamerika und Afrika ausbauen.

Forschung und Innovation stellen eine wesentliche Basis für die erfolgreiche Entwicklung der Umwelttechnik-Wirtschaft dar, was sich in der überdurchschnittlich hohen F&E-Quote von 6,5% in der Umwelttechnik-Industrie und von 5,0% bei den Umwelttechnik-Dienstleistungsunternehmen zeigt. Mehr als die Hälfte der Innovationen der Umwelttechnik-Industrieunternehmen werden als Marktneuheiten bezeichnet. Die österreichischen Forschungsschwerpunkte liegen dabei z.B. in der Steigerung der Energieeffizienz, bei erneuerbaren Energietechnologien, im Recycling und der Kreislaufwirtschaft.

In der Umwelttechnik-Wirtschaft sind viele junge Unternehmen und Startups zu finden, so wurden 21% der befragten Unternehmen seit dem Jahr 2011 gegründet. Über die Hälfte der Startups befindet sich in einer Wachstumsphase, 62% sind bereits im Export, insbesondere im EU-Raum, aktiv.

Österreich verfügt über ein weit gefächertes Förderinstrumentarium auf Bundes- und Länderebene mit Relevanz für die Umwelttechnik-Wirtschaft in den Bereichen Forschung, Investition, Export und Startups. Die Förderungen im F&E-Bereich werden von knapp der Hälfte der befragten Unternehmen der Umwelttechnik-Wirtschaft genutzt, 33% nutzt die des Klima- und Energiefonds, für Exportaktivitäten greifen 18% der Unternehmen auf Förderungen zurück. Darüber hinaus werden Förderungen von der Umweltförderung im Inland (10%) oder der International Energy Agency (2%) genutzt.

Die Gesetzgebung auf nationaler und EU-Ebene sowie das Umweltbewusstsein der Bevölkerung stellen die wesentlichsten Nachfragedeterminanten nach heimischen Umwelttechnologien dar.

Die Umwelttechnik-Industrie zeigt sich im Vergleich zu anderen Branchen besonders krisenresistent: 10% der befragten Unternehmen konnten ihre Umsätze im Erhebungszeitraum 2020 (März – September 2020) weiterhin steigern und ein gutes Drittel der Unternehmen der Umwelttechnik-Industrie (39%) hatten im Erhebungszeitraum (März – September 2020) keine Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Der Mitarbeiterstand ist nur leicht gesunken. Trotzdem wirkt sich die COVID-19-Pandemie auch negativ auf die Geschäftsentwicklung der österreichischen Umwelttechnik-Wirtschaft aus. Ca. die Hälfte (51%) der Umwelttechnik-Industrie hatte in diesem Zeitraum mit Einbußen zu kämpfen. Forschungsaktivitäten wurden zurückgestellt, die Exporte gingen zurück. Für die Zukunft zeigt die Umwelttechnikbranche weiterhin Optimismus: Für 2021 sieht ein Drittel der befragten Unternehmen eine positive Entwicklung bei Umsatz und Beschäftigten, eine Erholung wird von zwei Drittel der Unternehmen-Industrie (bzw. mehr als 60% der Unternehmen der Umwelttechnik-Wirtschaft) in den nächsten drei Jahren (bis 2023) erwartet.

Der wichtigste Einflussfaktor für die Nachfrage nach dem Umwelttechnologieangebot während der COVID-19-Pandemie ist für die Unternehmen der Umwelttechnik-Wirtschaft die Investitionsprämie (74% sehr wichtig oder wichtig). Die Klimaschutzmilliarde für Österreich ist für zwei Drittel der Unternehmen eine sehr wichtige bzw. wichtige Nachfragedeterminanten, gefolgt vom Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) (65%), dem Europäischen Green Deal (62%) und dem Konjunkturstärkungsgesetz (65%).

In dieser Studie wurden eine Reihe von Empfehlungen abgeleitet, die etwa auf die Erschließung der internationalen Marktchancen durch die zunehmende ökologische Transition, die Forcierung der Entwicklung digitaler Umwelttechniklösungen, die Einrichtung von Startup-Programmen für Circular Economy oder die Weiterentwicklung der Förderlandschaft abzielen.

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