FTI-Roadmap Geothermie: Vision und FTI-politische Fragestellungen

Die im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und in Abstimmung mit dem Klima- und Energiefonds erstellte „FTI-Roadmap Geothermie“ zeigt Potenziale, aber auch Hürden für den Ausbau und ist zentraler Bestandteil einer übergeordneten Gesamtstrategie für Wärme, Kälte und Strom.

Bibliographische Daten

Theodor Zillner, Hannes Bauer (beide BMK), Elvira Lutter (Klima- und Energiefonds), Hannes Warmuth (ÖGUT), Edith Haslinger (AIT) und Gregor Götzl (GBA)
Herausgeber: BMK, Klima- und Energiefonds, 2022
Deutsch, 46 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Cover FTI-Roadmap Geothermie. © Coverfoto: stock.adobe.com
Cover FTI-Roadmap Geothermie. © Coverfoto: stock.adobe.com

Mit Wärme aus der Erde in Richtung Klimaneutralität

Um die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 in Österreich zu erreichen, braucht es den raschen Umbau des Energiesystems. Es muss klimafreundlich, zuverlässig, robust und bezahlbar werden. Insbesondere im Wärmebereich birgt die Geothermie zahlreiche Vorteile und kann somit einen enormen Beitrag leisten: Geothermie ist saisonal speicherbar, kostengünstig, stabil und vor allem importunabhängig.

Riesenpotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft

Im Untergrund gespeicherte Wärme (Geothermie), kann zum Heizen und Kühlen von einzelnen Gebäuden bis hin zu Städten oder zur Gewinnung von elektrischer Energie eingesetzt werden. Bis dato wird sie noch selten genutzt, das Potenzial für diese nachhaltige und regional vorhandene Energiequelle ist jedoch enorm.

Österreichs Energiebedarf für Heizen und Kühlen macht mehr als 50 % des Gesamtenergiebedarfes aus. Eine erfolgreiche Energiewende muss also vor allem im Wärme- und Kältesektor ansetzen. Geothermische Anlagen sind heute vor allem im oberflächennahen Bereich bereits vielfach verbreitet. Zukünftig könnte der Anteil der oberflächennahen Geothermie am erneuerbaren Wärmemarkt bei über 20 % liegen. Betrachtet man jedoch den Anteil der Geothermie an den installierten erneuerbaren Energien für Heizzwecke, ist dieser noch sehr gering (1,6 %) und für die erneuerbare Stromerzeugung geradezu vernachlässigbar (< 0,1 %). Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf den allgemein geringen Kenntnisstand über geothermische Technologien und Lösungen in der Öffentlichkeit. Darüber hinaus hemmen hohe Investitionskosten in der Erschließung und Errichtung den Ausbau maßgebend.

Unsere Wärmeversorgung muss sauber, sicher und vor allem unabhängig von Importen funktionieren. Wir haben daher das Gesetz für erneuerbare Wärme auf den Weg gebracht. Gasthermen müssen schon bald der Vergangenheit angehören. Geothermie hat ein enormes Potenzial – die Roadmap zeigt auf, in welchen Bereichen noch Anschub nötig ist. Mit unserem Forschungs- und Umweltförderangebot werden wir hier ansetzen und so Planungssicherheit bieten.

Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Geothermie braucht Forschung und Innovation

Damit die Geothermie mit anderen erneuerbaren Technologien in vergleichbaren Anwendungs- und Leistungsspektren konkurrenzfähig wird, müssen nicht nur die Kosten für Bohrungen und Bohrtechnologien gesenkt, sondern auch die Entwicklungszeiträume um 30 bis 50 % reduziert werden. Forschung und Entwicklung sind daher gefragt, um offene, richtungsweisende Fragen zu beantworten.

Die FTI-Roadmap adressiert neben FTI Themen auch wichtige nicht-technologische Hürden für den benötigten massiven Ausbau der Geothermie in Österreich – hierzu zählt der Zugang zu Planungsinformationen und die Stärkung der Sichtbarkeit durch innovative Vorzeigeprojekte. Mission ist, die Entwicklung innovativer Technologien Made in Austria für den Ausbau der Geothermie in Österreich und im Ausland voranzutreiben.

Geothermie hat in Österreich zu lange eine untergeordnete Rolle gespielt – aus ökonomischen Gründen, denn man hatte ja billiges Gas. Für den urbanen Bereich stellt Geothermie jedoch eine machbare und importunabhängige Alternative dar. Jeder Hinterhof kann Zugang zu einem geeigneten Aquifer bedeuten und Möglichkeiten zur Dekarbonisierung, jedes Wärmenetz kann gespeist werden. Das in Österreich vorhandene Know-How ist groß und kompetente Unternehmen stehen bereit, sei es in der Auffindung, Erschließung und Nutzung von Wässern aus der Tiefe oder in Bohr- und Rohrtechnologien. Erfolgreiche Projekte aus unseren Forschungsprogrammen zeigen wie es geht: z.B. das Projekt GeoTief unter dem Lead von Wien Energie, wo das Geothermiepotenzial im Wiener Becken erforscht und erschlossen wird. Oder in der Wiener Geblergasse, wo Haushalte an ein Anergienetz angeschlossen werden.

Theresia Vogel, GF des Klima- und Energiefonds

Partizipativer Prozess führte zu FTI-Roadmap Geothermie

In einem vom Klimaschutzministerium und Klima- und Energiefonds initiierten mehrstufigen, partizipativen Prozess, konnten Vertreter:innen aus Unternehmen und Forschung sowie relevante Verbände, Anregungen und Beiträge zur Ausrichtung der Forschungs- und Innovationsagenda in der Geothermie einbringen. Dieser Expert:innen-Community wurde die Möglichkeit eingeräumt, die für die Geothermie relevanten Forschungs- und Innovationsfelder zu identifizieren, zu kommentieren und Schwerpunkte zu priorisieren.

Mit der FTI-Roadmap Geothermie soll anhand strategischer Forschungs-, Technologie- und Innovationsfelder das Fundament zu einer verstärkten Nutzbarmachung geothermischer Potenziale in Österreich gelegt werden. Gleichzeitig soll das Strategiepapier als Basis für die Ausrichtung der Forschungs- und Technologiepolitik der kommenden Jahre dienen sowie einen Beitrag zu übergeordneten Strategien des Bundes leisten, wie z.B. die Wärmestrategie.

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