Arbeitspapier der FTI AG2 „Bioökonomie-FTI-Strategie“
Bibliographische Daten
Sub-Arbeitsgruppe Bioökonomie der FTI AG2 Klimawandel und RessourcenknappheitHerausgeber: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Deutsch, 58 Seiten
Inhaltsbeschreibung
Bioökonomie, ein radikales Wirtschaftskonzept, das ausschließlich auf biogene Ressourcen setzt, kann zu nachhaltiger Entwicklung und grünem Wachstum beitragen. Seit 2013 ist Bioökonomie im Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung verankert. In Folge wurde die FTI-AG2 „Klimawandel und Ressourcenknappheit" mit der Entwicklung einer Bioökonomie-FTI-Strategie beauftragt.
In Österreich wird in der Bioökonomie großes Potential gesehen, denn Bioökonomie bietet große Chancen, die österreichische Wertschöpfung zu stärken. Mit ressourceneffizienter und nachhaltiger Nutzung biogener Rohstoffe gibt es für die Wirtschaft vielfältig nutzbare Alternativen zu fossilen Rohstoffen. Ziel ist es, nicht nur die Wirtschaft auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen, sondern gleichzeitig Wirtschaftsfelder zu besetzen (First Mover Advantage), deren Wertschöpfung zu einem deutlich höheren Teil in der Region selbst liegt als bisher.
Forschung, Technologie-Entwicklung und Innovation (FTI) sind die Säulen erfolgreicher Bioökonomie. Von technologischer Entwicklung abgesehen, ist die systemische Verbindung von technisch-naturwissenschaftlichen mit wirtschaftlichen, politisch-gesellschaftlichen und ethischen Fragen von zentraler Bedeutung. Sozial- und geisteswissenschaftliche Fragen müssen von Anfang an in Bioökonomie-(Forschungs-)Strategien integriert, inter-institutionelle Kooperation und gesellschaftlicher Diskurs (im Sinne des Prinzips Responsible Science) ausgebaut werden. Um Innovationskraft über die Grenzen der Disziplinen, Branchen und Institutionen hinweg freizusetzen, wird auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Gesellschaft (Open Innovation) gezielt forciert. Die Mitwirkung an europäischen Initiativen wird als zentrales Element der FTI-Entwicklung gesehen.
Im FTI-Bereich sind zahlreiche Aktivitäten im Gange, die sich mit Aspekten der Bioökonomie befassen, doch gab es bisher keine umfassende Bioökonomie-FTI-Initiative. Aus diesem Grund stellten sich die Bundesministerien für Bildung, Wissenschaft, Forschung (BMBWF), für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW), für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) und für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) im Rahmen der FTI-AG2 „Klimawandel und Ressourcenknappheit" die Aufgabe, eine Bioökonomie-FTI-Strategie zu erstellen.
Die Strategie wurde im Dialog mit relevanten Stakeholdern entwickelt. Aufgrund der frühzeitigen Einbindung der relevanten Akteure und Akteurinnen konnten die vielfältigen Themen, Schwerpunkte und Ziele breit abgestimmt sowie wesentliche Forschungsaufgaben und wichtige Zielkonflikte, die es zu bearbeiten gilt, identifiziert werden.
Im Strategieprozess wurden auf Basis der Vision 2050 Österreich, dynamischer FTI-Kompetenz-Standort für Bioökonomie inhaltliche sowie strategische Ziele formuliert. Für die Ableitung konkreter inhaltlicher Ziele wurden im Vorfeld relevante Themenfelder (TF) identifiziert, die eine systematische Betrachtung ermöglichen.
- TF 1: Ressourcen der Bioökonomie – Schutz der limitierten natürlichen Ressourcen
- TF 2: Rohstoffproduktion aus der Primärproduktion – Sicherstellung der biogenen Rohstoff-Bereitstellung
- TF 3: Rohstoffaufbereitung – Optimales Schnittstellenmanagement
- TF 4: Konversion – Ressourceneffiziente Verarbeitung biogener Ressourcen
- TF 5: Produkte und Dienstleistungen – Kreislauffähiges Produktdesign
- TF 6: Konsum und Lebensstil – Gesellschaftliche Anbindung und Akzeptanz
- TF 7: Re-Use und Recycling – Ressourceneffizienz
- TF 8: Governance – Orientierung für gemeinsames Handeln im Sinne der Bioökonomie
- TF 9: Nachhaltigkeitsbewertung und -management – Robustes System für Nachhaltigkeitsbewertung und monitoring
Auch umsetzungsrelevante FTI-Instrumente und Maßnahmen werden in der Bioökonomie-FTI-Strategie angeführt. So wollen die verantwortlichen Ministerien den Dialog mit relevanten Akteuren und Akteurinnen aus Forschung, Wirtschaft und Verwaltung weiterführen und Ressort-übergreifende Maßnahmen initiieren.
Durch die Potentialanalysen, welche die für Bioökonomie essentiellen Bereiche abdecken, dabei stehen neben der regionalen Rohstoffverfügbarkeit und dem entsprechenden Rohstoffbedarf auch Substitutionspotentiale und in diesem Zusammenhang die funktionale Äquivalenz im Vordergrund. Weiters werden Potenzialstudien, die es ermöglichen identifizierte Zielkonflikte fachlich fundiert zu diskutieren, beauftragt.
Zusätzliche Maßnahmen betreffen weitergehende und steigende Anstrengungen der öffentlichen Hand, die nationale, in diesem Bereich besonders stark vertretene industrielle Forschung und Entwicklung zu unterstützen, um den Standort Österreich durch regionale Wertschöpfung gezielt zu stärken, Kompetenzaufbau voranzutreiben und die Technologieführerschaft auszubauen.
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