Verleihung der Österreichischen Solarpreise 2020

Die Verleihung der diesjährigen Österreichischen Solarpreise fand am 3. Oktober 2020 in Raabs an der Thaya statt. Mit dem Solarpreis werden besonders nachhaltige Energieprojekte ausgezeichnet.
Der Preis: Die Solarpreis-Skulptur stellt einen Sonnenscheinautograph, auch Heliograph oder Pyroheliometer genannt, dar. Ein Heliograph ist ein einfaches Messgerät, mit dem die Sonnenscheindauer bestimmt werden kann. Es besteht aus einer Glaskugel, die als Brennglas wirkt. In der Brennfläche der Kugel ist ein Plastik- oder Papierstreifen mit einer Zeitmarkierung angebracht. Bei Sonnenschein brennt die Sonne einen schmalen Strich in den Plastik- bzw. Papierstreifen. Anhand der Zeitmarkierung kann nachher genau bestimmt werden, zu welcher Zeit und wie lange die Sonne schien. © EUROSOLAR

Die Solarpreise werden jährlich von Eurosolar Austria an vorbildliche Projekte der Energiewende vergeben. Die Verleihung der österreichischen Solarpreise 2020 fand am 3. Oktober 2020 in Raabs an der Thaya statt. Hedda Sützl-Klein (Abteilung Energie- und Umwelttechnologien im BMK) überreichte die österreichischen Solarpreise in Vertretung von Frau Bundesministerin Leonore Gewessler.

VertreterInnen von Bund (BMK), Land NÖ, Stadt Raabs, National- und Bundesrat, Eurosolar Österreich und Tschechien hielten Eröffnungsstatements. Der Vorsitzende von Eurosolar Austria Wolfgang Hein führte durch die Veranstaltung, in der wegweisende Projekte der Energiewende prämiert wurden.

Die SolarpreisträgerInnen 2020

Preis für Städte und Gemeinden oder Stadtwerke

  • Haus des Meeres
    Wien Energie GmbH, Abteilung Wind-, Wasserkraft und Photovoltaik

    Auf dem Dach des Hauses des Meeres wurde erstmalig eine PV-Anlage der Wien Energie mit bifazialen Modulen errichtet. Dies sind zweiseitige Zellen, die das einfallende Licht nicht nur über die Vorder-, sondern auch über die Rückseite nutzen können. Die Photovoltaik-Anlage dient nicht nur als Sonnenkraftwerk, sondern auch als Schattenspender für das Rooftop-Café.

Preis für industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche Betriebe / Unternehmen

  • Zero emission factory – energieautarkes Ein-Gigawatt-Photovoltaikmodulwerk in Liebenfels/Kärnten
    Energetica Industries GmbH, CEO lng. Rene Battistutti

    Mit seiner im Frühjahr 2019 eröffneten Anlage hat das Unternehmen die technisch modernste und leistungsfähigste Produktion am europäischen Kontinent. Eine 2,7 MWp PV mit Speicher, Wärme aus Biomasseheizwerk und Nutzung der Prozessabwärme machen das Werk unabhängig von fossiler Energie. Sämtlicher Gütertransport, auch für den Bau des Werkes, wird mit der Bahn durchgeführt.
  • IKEA Logistikzentrum Wien-Strebersdorf
    IKEA Austria GmbH und TBH Ingenieur GmbH (Pinkafeld, Bgld)

    Ein Eisspeicher, Wärmepumpen und Solarpaneele versorgen das Gebäude mit erneuerbarer Energie. Free Cooling Systeme, hocheffiziente Lüftungsgeräte mit regenerativer Wärmerückgewinnung zur Raumluftkonditionierung, Bauteilaktivierung sowie eine Photovoltaik-Anlage runden das ressourcenschonende Konzept ab.

Anerkennung für industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche Betriebe/ Unternehmen

  • APV erneuerbar versorgt und unterwegs
    Technische Produkte GmbH, Ing. Jürgen Schöls (Bezirk Horn, NÖ)

    APV erzeugt Landmaschinen auch verstärkt für die ökologische Landwirtschaft. Das Werk in Dallein nutzt Biomasse-Nahwärme, eine 230kWp PV-Anlage und eine Elektroautoflotte mit 4 eigenen Ladepunkten. Das neue Firmengebäude ist ein Plusenergiehaus.

Preis für lokale oder regionale Vereine als Förderer von Projekten für Erneuerbare Energien

  • Klimacent als lokaler Anstoß für eine CO2-Bepreisung (Bottom-up)
    Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie Vorarlberg, DI Johann Punzenberger

    Mit der freiwilligen CO2 Abgabe von 1 Cent/kg für die selbst verursachten Emissionen wird nicht nur die Eigen- sondern auch die Mitverantwortung für die Transformation zu einer enkeltauglichen klimaneutralen Wirtschaft realisiert. Online-Anmeldung für CO2 Abgabe und Projektträger: www.Klimacent.at

Preis für Solares Bauen

  • SMART BLOCK_Geblergasse, Energiewende in der bestehenden Stadt (Wien 17)
    Architekt DI Johannes Zeininger und TB Käferhaus GmbH, Dr. Jochen Käferhaus

    Erstmals wurde in Wien eine nachhaltige solar-geothermiebasierte Energieversorgung für einen Gründerzeit-Häuserblock in Angriff genommen. Geothermisch wird für einen ausgeklügelten, saisonalen Energieshift die Sonnenwärme des Sommers in 110m Tiefe vor Ort eingelagert.
  • Energieeffizientes Studierenden-Wohnheim GreenHouse in Wien-Aspern
    Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft der Privatangestellten, Mag. Michael Gehbauer, und Österreichische Jungarbeiterbewegung und Österreichischer Austauschdienst - Wohnraumverwaltung

    Das GreenHouse bietet 313 Wohnplätze und ist energieeffizient und barrierefrei gestaltet. Es hat eine 244 kWp PV am Dach und einen Batteriespeicher. Das Haus ist ein Passivhaus und alle Geräte sind nach Energieeffizienz ausgewählt. Die Beleuchtung ist mit Tageslichtnutzung und LED-Lampen optimiert.
  • MGG22 Mühlgrundgasse – Ein initialer Baustein für die Stadt als Speicher Erneuerbarer Energie (Wien 22)
    M2plus Immobilien (Salzburg) und Wohnbaugenossenschaft Neues Leben (Wien) und FIN Future is now – Kuster Energielösungen (Anif bei Salzburg)

    Überwiegend mit Windüberschussstrom werden die mit Erd-Tiefensonden gekoppelten Wärmepumpen betrieben und diese laden die bauteilaktivierten Decken als Temperaturspeicher auf. Das Quartier mit 160 Wohnungen ist Baustein einer zukunftstauglichen Stadt, die kurzfristig auch Überproduktion erneuerbarer Sonnen- und Windenergie aufnehmen und speichern kann.

Preis für Medien

  • Herbert Saurugg MSc, Wien
    Er ist internationaler Blackout- und Energiewende-Experte, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge GfKV (www.gfkv.at), Autor zahlreicher Fachpublikationen sowie gefragter Keynote-Speaker und Interviewpartner zu einem europaweiten Strom- Infrastruktur- sowie Versorgungsausfall.

Preis für Transportsysteme mit Erneuerbaren Energien

  • Elektro-Überland-Linienbusse Vorarlberg
    Verkehrsverbund Vorarlberg und Österreichische Postbus AG

    Mit erneuerbarem Strom betriebene E-Busse verursachen unter Berücksichtigung der erhöhten Emissionen für die Batterieherstellung weniger als 10 Prozent CO2-Emissionen als moderne Dieselbusse. Seit Anfang 2020 sind erstmals in Österreich vier französische E-Überland-Linienbusse zwischen Bludenz, Feldkirch und Götzis im Einsatz.

Preis für Bildung und Ausbildung

  • Sonnenkindergärten
    Energieinstitut Vorarlberg (Dornbirn), Mag. DI Carmen Jungmayr, Andreas Bertel BSc

    Mehr als 40 Jahre nach der Ablehnung der Atomkraft unterstützt das Land Vorarlberg etwa 40 Sonnenkindergärten im Land. Es gibt finanzielle und pädagogische Unterstützung zur Sonnenenergienutzung, an 17 Standorten wurden insgesamt 300 kWp PV unterstützt.

Preis für Eine-Welt-Zusammenarbeit

  • Schwimmende seewasserfeste PV-Anlagen auf den Malediven
    Swimsol GmbH, Mag. Martin Putschek (Wien)

    Swimsol ist mit mehr als 10 MWp PV das führende Solarunternehmen auf den Malediven und Entwickler von SolarSea, der bisher weltweit ersten und einzigen schwimmenden Solaranlage für Meeresgebiete. Sie hält bis zu zwei Meter hohen Wellen stand und ist für einigermaßen geschützte Meeresbereiche geeignet.

Sonderpreis für besonderes persönliches Engagement

  • Hofrat Dr. Gerhard Proißl
    Pionier und Wegbereiter für Erneuerbare Energie und der damit verbundenen kooperativen regionalen Wirtschaftsentwicklung (Waidhofen an der Thaya)

    Als Bezirkshauptmann von 1992 bis 2006 war er die treibende Kraft für die Integration der 15 Gemeinden des Bezirks in die Kleinregion Zukunftsraum Thayaland. Er war 1998 Gründungsobmann der Energieagentur Waldviertel. Es entstanden 50 Energiekonzepte für Gemeinden und 15 für Regionen, viele EU-Projekte, hunderte thermische Gebäudesanierungen, Contractingmodelle, regionale Boiler- und Pumpentauschaktionen, 42 Biomasseheizwerke und 18 Biogasanlagen, hunderte PV- und Solarthermieanlagen, E-Carsharing und lokale und betriebliche Beteiligungsmodelle.

Die Vergabe der österreichischen Solarpreise wird vom BMK gefördert.

Über den Solarpreis 

Der Österreichische und Europäische Solarpreis wird von EUROSOLAR an Gemeinden, kommunale Unternehmen, Privatpersonen, IngenieurInnen, ArchitektInnen, Eigentümer von Anlagen sowie an Organisationen und JournalistInnen vergeben, die sich um die Nutzung der Sonnenenergie im besonderem Maße verdient gemacht haben und somit neue Anstöße zur Breiteneinführung gegeben haben.

Die Preisvergabe soll das Thema Solarenergienutzung in die breite Öffentlichkeit tragen, Leuchtturm-Solarprojekte und Vorhaben aufzeigen und EnergiekonsumentInnen überzeugen, dass die Nutzung einer abgestimmten Mischung aus Erneuerbaren Energien am besten geeignet ist, den Energiebedarf nachhaltig, umweltfreundlich und kostengünstiger als mit fossilen und atomaren Energien zu decken. Es werden besonders innovative Projekte und Initiativen Erneuerbarer Energien in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie, Wind, Biomasse, Geothermie sowie Mobilität ausgezeichnet.