World Energy Outlook 2019

Der World Energy Outlook 2019 analysiert globale Energietrends und beschreibt die bisherige Entwicklung, zeigt unterschiedliche Szenarien für mögliche zukünftige Entwicklungspfade auf und untersucht Faktoren, die diese beeinflussen.

Herausgeber: International Energy Agency (IEA), © OECD/IEA 2019 World Energy Outlook, IEA Publishing
Englisch, 810 Seiten

Inhaltsbeschreibung

2018 stieg der weltweite Endenergiebedarf mit 2,3 % überdurchschnittlich stark an und führte zu einem erhöhten Einsatz aller Energieträger und Technologien – von Kohle bis Solar. Wie sich diese Entwicklung fortschreiben könnte, beschreiben die wichtigsten Szenarien des World Energy Outlook.

Die wichtigsten Szenarien des WEO 2019

Current Policies Szenario

Das Current Policies Scenario veranschaulicht, was geschieht, wenn der aktuelle Kurs ohne weitere Politikänderungen fortgesetzt wird. In diesem Szenario steigt der Energieverbrauch bis 2040 jährlich um 1,3 %, wobei die steigende Nachfrage nach Energiedienstleistungen nicht durch weitere Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz gebremst wird. Die energiebezogenen Emissionen steigen kontinuierlich.

Stated Policies Scenario

Das „Stated Policies Scenario" berücksichtigt dagegen die bestehenden Maßnahmen und Ziele. Ziel dieses Szenarios ist es, den politischen EntscheidungsträgerInnen die Auswirkungen ihrer Weichenstellungen zu veranschaulichen, ohne Interpretationen vorzunehmen, welche politischen Entscheidungen noch folgen könnten. Im „Stated Policies Scenario" steigt der Primärenergieverbrauch bis 2040 um 1 % pro Jahr. CO2-arme Energiequellen, angeführt von Photovoltaik (PV), liefern mehr als die Hälfte des erwarteten Zuwachses. Der Anstieg der Emissionen verlangsamt sich zwar, der Scheitelpunkt wird aber vor 2040 nicht erreicht, womit die vereinbarten Nachhaltigkeitsziele deutlich verfehlt werden würden.

Sustainable Development Scenario

Das Sustainable Development Scenario zeigt auf, wie nachhaltige Energieziele erreicht werden können, die mit dem Pariser Klimaabkommen übereinstimmen. Zudem veranschaulicht es, dass eine schnelle und umfassende Änderungen in allen Teilen des Energiesystems erforderlich ist. Es unterstreicht, dass es keine einfache singuläre Maßnahme ist, die erforderlich ist, sondern eine tiefgreifende Transformation in einem Großteil der Bereiche der Sektoren bedarf (siehe alle drei Szenarien in Abbildung 1 Weltweiter Energiebedarf nach Energieträger und CO2-Emissionen für die drei Szenarien.

 Quelle: International Energy Agency (IEA), © OECD/IEA 2019 World Energy Outlook, IEA Publishing).

Übersicht und wichtige Erkenntnisse

Energieeffizienz

Der globale Endenergiebedarf ist 2018 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % gestiegen, gleichzeitig ist ein abgeschwächtes globales Momentum bei Energieeffizienzverbesserungen festzustellen. Gerade vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an Heizungs-, Kühlungs-, Beleuchtungs-, Mobilitäts- und anderen Energiedienstleistungen ist das eine alarmierende Entwicklung, da Energieeffizienzmaßnahmen eines der wichtigsten Instrumente zur Erreichung des Sustainable Development Scenarios darstellen.

Die Verbesserung der Energieintensität der Weltwirtschaft (d.h. der weltweite Energieverbrauch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) war im Jahr 2018 mit 1,2 % nur ungefähr halb so hoch wie im Durchschnitt der Jahre seit 2010.

Dabei zeigt das Sustainable Development Scenario, dass die globale Energieintensität um mehr als 3 % gesenkt werden könnte, wenn alle wirtschaftlichen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung genützt würden. Dabei könnte allein durch die Steigerung der Materialeffizienz bei der Gestaltung, Nutzung und Wiederverwertung von Werkstoffen wie Stahl, Aluminium, Zement das Emissionswachstum in diesen Sektoren gestoppt werden.

Der Trend zur Elektrifizierung bleibt bestehen

Kostengünstigere erneuerbare Energien und fortschrittliche digitale Technologien eröffnen enorme Möglichkeiten für den Umbau des Energiesystems. Betont werden im WEO aber auch die damit einhergehenden Risiken und Herausforderungen wie die Versorgungssicherheit, die Gestaltung der Speichermärkte oder die Schnittstellen zwischen Elektrofahrzeugen und Netz.

Im Stated Policies Scenario entfällt 2040 über die Hälfte der zusätzlichen Stromerzeugung auf Windkraft und Photovoltaik. Wobei 90 % des Nachfragewachstums auf sich entwickelnde Volkswirtschaften entfällt (zu zwei Drittel aus Asien) und durch voranschreitende Industrialisierung sowie durch einen wachsenden Dienstleistungssektor bedingt ist. In entwickelten Volkswirtschaften wird das Wachstum der Stromnachfrage zum Großteil durch Effizienzmaßnahmen kompensiert. Der Anteil fossil erzeugten Stroms fällt, von aktuell zwei Drittel, auf unter 50 %.

Im Current Policies Scenario wächst der Strombedarf um 2,2 % jährlich, wobei fossile Energieträger bis 2040 eine wichtige Rolle in der Stromerzeugung spielen. Kohlestrom wird in etwa 30 % und Strom aus Gaskraftwerken wird in etwa 25 % ausmachen. Die Gesamtemissionen steigen in diesem Scenario bis 2040 um 20 %.

Im Sustainable Development Scenario entfällt das gesamte Wachstum der Stromerzeugung auf Windkraft und Photovoltaik, bis 2040 stammen zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Gas soll langfristig nur noch zur Bereitstellung von Flexibilität dienen.

Einer aktuellen Einschätzung der IEA zufolge erklärt sich fast ein Fünftel der 2018 verzeichneten Zunahme des weltweiten Energieverbrauchs daraus, dass gestiegene Sommertemperaturen den Raumkühlungsbedarf und Kältewellen den Heizbedarf erhöhten.

Die zukünftige Bedeutung von Erdgas, Biogas und Wasserstoff

Gasnetze stellen einen wichtigen Teil der Energieinfrastruktur dar, liefern in der Regel mehr Energie als Stromnetze und stellen Flexibilität bereit. Aus Sicht der Energiewende kann Erdgas kurzfristig Vorteile bringen, wenn es umweltschädlichere Brennstoffe ersetzt. Eine wichtige längerfristige Frage ist, ob Gasnetze wirklich kohlenstoffarme oder kohlenstofffreie Energiequellen wie Wasserstoff und Biomethan transportieren werden.

Wasserstoff und seinen Einsatzmöglichkeiten wird derzeit sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, doch ist die Herstellung noch sehr teuer. Die Einspeisung ins bestehende Gasnetz würde nicht nur die Emissionen aus dem Gasverbrauch verringern, sondern auch die Möglichkeit bieten, die Kosten der Wasserstofftechnologie durch Skaleneffekte zu senken. Dies könnte wiederum die direkte Verwendung von Wasserstoff in den Bereichen Gebäude, Verkehr, Industrie und Energie erleichtern.
Nach aktueller Einschätzung der IEA zum Potential für die Biomethanversorgung (aus organischen Abfällen und Rückständen hergestellt) könnte diese 20 % des heutigen Gasbedarfs decken.

Sowohl für Wasserstoff als auch für Biomethan gilt, dass die Vergütung von CO2- und Methan-Vermeidungsmaßnahmen einen großen Beitrag zur Verbesserung der Kostenwettbewerbsfähigkeit leisten würde.

Ölmärkte – USA spielt eine Schlüsselrolle

Die Schiefer-Öl und -Gas Produktion in den Vereinigten Staaten wächst weiter, wenn auch nicht mehr so schnell wie in vergangenen Jahren und verändert so Weltmärkte, Handelsströme und Sicherheitsanforderungen. Dem Stated Policies Scenario zufolge könnten im Jahre 2030 die USA für 85 % des weltweiten Wachstums bei der Öl- und 30 % bei der Gasförderung verantwortlich sein. 2025 soll das Volumen der unkonventionellen Öl- und Gasförderung der Vereinigten Staaten das der gesamten Öl- und Gasförderung Russlands übertreffen.

Der Anteil der OPEC-Länder und Russland an der weltweiten Ölproduktion wird von 55 % Mitte der 2000er Jahre auf 47 % in 2030 sinken. Gleichwohl bleibt der Nahe Osten der bei weitem größte Öl-Versorger auf den Weltmärkten und ein wichtiger Exporteur von Flüssiggas (LNG).

Im Stated Policies Scenario gehen im Jahr 2040 80 % des internationalen Ölhandels nach Asien, was zu einem großen Teil auf eine Verdoppelung des indischen Importbedarfs zurückzuführen ist.

Batteriekosten haben entscheidenden Einfluss

Die Geschwindigkeit, mit der die Batteriekosten sinken, ist sowohl für Strommärkte als auch für Elektroautos eine kritische Größe. Eine Kombination aus billigem Batteriespeicher und Solar-PV kann erheblichen Einfluss auf den Strommix bestimmter Länder haben, wenn damit PV-Produktionsspitzen zur Mittagszeit Nachfragespitzen am frühen Abend deckten. Insbesondere in Indien, woher ein großer Teil des Wachstums der Energienachfrage stammt, könnte das für die kommenden Jahrzehnte zu einer Reduktion von Investitionen in neue Kohlekraftwerke führen und den Anteil erneuerbarer Energie in Indiens Strommix deutlich erhöhen.

Offshore-Wind nimmt Fahrt auf

Fallende Kosten und eine steile Lernkurve bei Projekten in der Europäischen Nordsee eröffnen ein großes Potential für die Erzeugung erneuerbarer Energie. Die Nutzbarmachung höherer Windgeschwindigkeiten in größerer Entfernung von der Küste in Kombination mit wachsenden Turbinengrößen führen zu einem erheblich höheren Jahresnutzungsgrad als bei Onshore-Wind oder PV. Im Sustainable Development Scenario ist Windenergie die führende Energiequelle zur Stromerzeugung und trägt maßgeblich zur vollständigen Dekarbonisierung des europäischen Stromsektors bei.

World Energy Outlook 2019