World Energy Outlook 2018
Herausgeber: International Energy Agency (IEA), © OECD/IEA 2018 World Energy Outlook, IEA Publishing
Englisch, 661 Seiten
Inhaltsbeschreibung
Der WEO 2018 enthält wieder zwei Schlüsselszenarien: Das "New Policies Scenario"(NPS), berücksichtigt die bestehende Energiepolitik sowie die angekündigten Maßnahmen. Das "Sustainable Development Scenario" (SDS) fußt auf einem integrierten Ansatz zur Erreichung der UN-SDGs und der Pariser Klimaziele.
Global betrachtet wird im NPS-Szenario der Primärenergieverbrauch bis 2040 um 27 % steigen, wobei die Energienachfrage in sich entwickelnden Volkswirtschaften (vor allem Asien wächst). 2017 sind die energiebedingten CO2–Emissionen zum ersten Mal seit drei Jahren wieder um 1,6 % angestiegen. Die Vorhersagen gehen von einem weiteren Anstieg bis 2040 (+10 % im Vergleich zu 2017) aus. Trotz der relativen Reduktion fossiler Energien am gesamten Energieverbrauch von 81 auf 74 % steigt deren Gesamtnachfrage in absoluten Größen um 16 % bis 2040.
Der Wandel des Energiesystems begünstigen kostengünstigere erneuerbare Energietechnologien, digitalen Anwendungen und der zunehmenden Bedeutung der Elektrizität, wobei sich der Stromsektor sich im größten Umbruch seit seiner Entstehung befindet. Erneuerbare Energieträger decken im NPS 43 % des Zuwachses am Primärenergieverbrauch und 70 % des Zuwachses der globalen Stromerzeugung ab.
Grundlegend für eine rasche weltweite Energiewende sind verstärkte Investitionen in umweltfreundlichere und effizientere Energietechnologien. Derzeit werden etwa 70 % der 2 Billionen USD der globalen Energieinvestments durch Regierungen initiiert.
Um im Einklang mit den Pariser Klimaabkommen zu sein, müssten die CO2-Emissionen bis 2040 um 46 % sinken. Einen möglichen Pfad zur Erreichung dieser Ziele zeigt das Sustainable Development Scenario auf.
New Policies Scenario - Elektrizität
Nachfrage
Der weltweite Stromverbrauch ist seit 2000 um rund 70 % gestiegen und macht heute 19 % des gesamten Endenergiebedarfs (27 % des Nutzenergiebedarfs) aus, verglichen mit knapp 15 % im Jahr 2000. Bis 2040 soll sich der Strombedarf um weitere 60 % erhöhen. Der Energiebedarf im Gebäudesektor wird aktuell zu 32 % durch Strom gedeckt und liegt damit deutlich vor dem Sektor Industrie mit 21 %.
Die Elektrifizierung im Haushaltsbereich schreitet voran. Im Jahr 2017 sank die Zahl der Menschen die über keine zeitgemäße Energieversorgung verfügen unter eine Milliarde. Jedoch sind relevante Bereiche wie Schiff- und Flugverkehr sowie Langstreckenfracht mit den aktuellen Technologien nicht „Electric Ready". Dabei würde die Elektrifizierung vor allem den großen Vorteil bringen, dass lokale Emissionen stark reduziert würden. Dafür bedarf es jedoch weitere Anstrengung für die Dekarbonisierung des Energiesystems, ansonsten würde lediglich die CO2 Emissionen vom Endkunden zum Produzenten wandern.
Angebot
Das Wachstum der erneuerbaren Energieerzeugungskapazität hat sich beschleunigt, so ist die jährliche Zunahme bereits seit 2015 höher als die bei der fossilen Erzeugungskapazität. Diese ist bereits das zweite Jahr in Folge, hauptsächlich im Bereich Kohle, gesunken. (siehe Abbildung 1).
Kamen im Jahr 2000 noch 0,6 % der globalen Stromerzeugung aus den Bereichen Wind und Photovoltaik, sind es im Jahr 2017 bereits 6%. Damit erhöht sich auch die Anforderung an die Energiesysteme und stellt diese vor ihre größte Herausforderung, die Flexibilität.
Besonders schnell wird dabei die installierte Kapazität von PV-Anlagen ansteigen und jene von Wind-, Wasserkraft und Kohle übersteigen (siehe Abbildung 1).
Der Wind- und Photovoltaik-Anteil der Energieerzeugung in Österreich liegt bei 10-20 % somit ähnlicher Höhe wie in Italien und Großbritannien.
Batteriepreise fallen schnell und konkurrieren zunehmend mit Gaskraftwerke zur Abdeckung kurzfristiger Lastfluktuationen. Gleichwohl werden "herkömmliche Kraftwerke" den Großteil der Flexibilität bereitstellen müssen und werden von Demand Side Management und Speichern lediglich unterstützt.
Nuklearenergie stellt nach Wasserkraft nach wie vor die zweitgrößte Quelle für CO2-arme Energiebereitstellung dar und wird weiterhin ca. 10% des Strombedarfs decken. Es kommt jedoch zu einer geographischen Verschiebung der Produktion - so werden zukünftig nicht mehr die USA und Europa die größten Mengen produzieren, sondern in 2030 von China abgelöst werden.
New Policies Scenario - Fossile Energieträger
Öl
Nachfrage
Das New Policies Scenario bildet eine jährliche Steigerung der Ölnachfrage um eine Million Barrel/Tag bis 2025 ab – danach schwächt sich das jährliche Wachstum auf durchschnittlich 0,25 Millionen Barell/Tag ab. Dieses Szenario sieht die Nachfragespitze im Jahr 2040 – getragen hauptsächlich von der dem Nachfrageanstieg der Petrochemie und Straßentransport in wachsenden Volkswirtschaften. Die Nachfrage in entwickelten Volkswirtschaften wird hingegen stetig sinken.
Angebot
Auf der Angebotsseite decken die USA bis 2025 den Großteil des Zuwachses mit der Produktion von Shale Oil und werden Anfang der 2020er zum Nettoexporteur. Bis 2040 werden die USA zur drittgrößten Exportregion (nach Mittlerer Osten und Russland) aufsteigen.
Druck auf den Raffineriemarkt wird kurzfristig bemerkbar sein, wenn 2020 auf Grund neuer Regularien die Nachfrage nach schwefelhaltigem Schiffsdiesel sinken wird (Senkung des erlaubten Schwefelanteils von 3,5 % auf 0,5%).
Kohle
Nachfrage
Nachdem die produzierte Strommenge aus Kohlekraftwerken zwei Jahre in Folge gesunken ist, verzeichnet diese im Jahr 2017 wieder einen Anstieg. Allerdings sind die Investitionen in Kohlekraftwerke weiter gesunken. Der Umstand, dass das durchschnittliche Alter von Kohlekraftwerken in entwickelten Volkswirtschaften über 40 Jahre beträgt und im Asiatischen Raum unter 15 Jahren liegt zeigt, dass eine weitere geographische Verschiebung des Kohleverbrauchs zu erwarten ist.
Das New Policies Scenario weist einen stabilen globalen Kohleverbrauch bis 2040 aus, wobei ein sinkender Bedarf in Europa, Nord-Amerika und selbst in China, durch einen Anstieg in Südostasien und Indien kompensiert wird. Der WEO 2018 prognostiziert für Österreich einen Kohleausstieg für das Jahr 2025 und somit drei Jahre nach Frankreich und Schweden.
Gas
Nachfrage
Der Gasverbrauch in Europa wird als sinkend prognostiziert, Hintergrund ist ein größeres Angebot an PV- und Wind-Strom im Europäischen Markt der die Volllaststunden von Gas-Kraftwerken verringert und ein verbesserter Baustandard den Gasbedarf für die Raumwärme reduziert. Der globale Gasverbrauch wird allerdings weiterhin steigen, allein der Bedarf Chinas wird sich bis 2040 verdreifachen.
Angebot
Der Anstieg der Ressourcen amerikanischen Schiefergases lässt die Preisvorhersagen für Gas auf absehbare Zeit auf einem niedrigen Niveau bleiben. Russland bleibt, auch dank neuer Transportrouten nach Asien, größter Gas-Exporteur.
Sustainable Development Scenario
Maßnahmen um das Sustainable Development Scenario erreichbar zu machen
Im Sustainable Development Scenario Durchläuft das globale Energiesystem eine Reihe von Transformationen. Den größten Einfluss zur Erreichung der Ziele hat dabei die Elektrifizierung des Energiesystems bei gleichzeitiger Steigerung der Energieeffizienz. Das resultiert in einem gleich bleibenden globalen Endenergieverbrauch bis 2040 bei einer nahezu Verdopplung der Wirtschaftsleistung.
Elektrisch betriebene Fahrzeuge erreichen einen Anteil von über 50 % (900.000.000 Fahrzeuge) was den Erdölverbrauch im Transportsektor um 40 % sinken lässt und beim globalen Ölverbrauch zu einem Scheitelpunkt in Mitte der 2020er führt.
Während der Strombedarf in diesem Szenario bis 2040 um 45 % steigt, findet eine große Verschiebung Richtung Erneuerbare, angeführt von Photovoltaik, statt. Aber auch eine nahezu Verdoppelung der globalen Stromerzeugung aus Kernenergie bis 2040 ist darin vorgesehen (siehe Abbildung 2)