IEA Bericht: Global Methane Tracker 2024

Methan ist für etwa 30 % der globalen Erderwärmung verantwortlich – eine rasche und nachhaltige Reduktion der Methanemissionen ist somit essenziell, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Der Energiesektor liegt nach der Landwirtschaft auf Platz zwei der durch Menschen verursachten Methanemissionen und weist daher besonderen Handlungsbedarf auf. Die Analysen des Global Methane Tracker der IEA stellen ein wichtiges Instrument zur Senkung der energiebezogenen Emissionen dar.

Inhaltsbeschreibung

Der diesjährige Bericht gibt einen Überblick über die Methanemissionen des Energiesektors und beschreibt mögliche Reduktionspfade sowie deren Kosten. Außerdem werden die politischen Bestrebungen und bereits gesetzten Maßnahmen zur Senkung der Methanemissionen als auch die Fortschritte zur Erreichung dieser Ziele beleuchtet. Erstmals werden die Investitionen, die für die Emissionsreduktion erforderlich sind, sowie die potenziellen Erträge aus diesen Maßnahmen beziffert.

Die Methanemissionen des Energiesektors waren 2023 annähernd so hoch wie in Jahr des Rekordhochs von 2019. Es wird erwartet, dass die Emissionen aus fossilen Brennstoffen bald zurückgehen, da die Methanintensität in der Produktion geringfügig gesunken ist. Die neue Analyse der IEA zeigt allerdings, dass die vollständige Umsetzung der bestehenden politischen Verpflichtungen in Bezug auf Methan nicht ausreicht, um das 1,5 °C Ziel zu erreichen. Dazu müssten die Methanemissionen aus fossilen Brennstoffen bis 2030 um 75 % reduziert werden (siehe: Net Zero Emission Szenario der IEA).

Methanintensität ist weltweit sehr unterschiedlich

Von den ca. 120 Millionen Tonnen an Methanemissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe stammen etwa 80 Mio. Tonnen bzw. 70 % aus den zehn Ländern, die zu den größten Methanemittenten gehören. Die USA sind der größte Emittent von Methan aus dem Öl- und Gassektor, dicht gefolgt von Russland. China ist mit Abstand der größte Emittent im Kohlesektor. Die Menge an Methan, die bei der Nutzung fossiler Brennstoffe im Jahr 2023 weltweit freigesetzt wurde, beläuft sich auf 170 Milliarden Kubikmeter und ist damit größer als die Erdgasproduktion von Katar.

Dabei fällt die Intensität der Methanemissionen bei der Öl- und Gasförderung sehr unterschiedlich aus – die Länder mit der niedrigsten Intensität (z.B. Norwegen und die Niederlande) schneiden 100-mal besser ab als die Emittenten mit der höchsten (z.B. Turkmenistan und Venezuela). Hohe Emissionsintensitäten sind nicht unvermeidlich; sie können durch eine Kombination aus hohen Betriebsstandards, politischen Maßnahmen und Technologieeinsatz kosteneffizient reduziert werden. In all diesen Bereichen gibt es bereits bewährte Verfahren.

Tiefgreifende Maßnahmen erforderlich

Die Senkung der Methanemissionen, welche aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe resultieren, hat das größte Potenzial für eine baldige und rasche Emissionsreduktion. Die IEA schätzt, dass etwa 80 Mio. Tonnen der jährlichen Methanemissionen durch den Einsatz bekannter und bestehender Technologien vermieden werden könnten, und zwar häufig zu geringen oder sogar negativen Kosten.

Selbst wenn die Nutzung fossiler Brennstoffe zurückgeht, sind gezielte Maßnahmen zur Verringerung der Methanemissionen erforderlich, um die notwendige Emissionsreduktion zu erreichen. Wenn alle politischen Ziele und Verpflichtungen von Ländern und Unternehmen in vollem Umfang und zeitgerecht umgesetzt werden, können die Methanemissionen bis 2030 um etwa 50 % reduziert werden. Dazu fehlen jedoch meist noch konkrete Umsetzungspläne, Strategien und Regelungen. Die bereits gesetzten Maßnahmen würden die Emissionen bis 2030 nur um etwa 20 % senken.

Reduktion der Methanemissionen ohne zusätzliche Kosten möglich

Methanemissionen bei der Nutzung fossiler Brennstoffe zu reduzieren, ist eine der einfachsten und kostengünstigsten Optionen zur Reduktion der Treibhausgase. Die Technologien sind bekannt und werden weltweit bereits erfolgreich eingesetzt. Rund 40% der 120 Mio. Tonnen an Methanemissionen könnten ohne zusätzliche Kosten vermieden werden. Die Investitionen für die notwendigen Maßnahmen sind niedriger als der Marktwert des zusätzlichen Methangases, das abgeschieden und verkauft oder genutzt wird.

Warum Unternehmen diese kostengünstigen Reduktionsmaßnahmen nicht umsetzen, kann viele mögliche Gründe haben: z.B. die lange Amortisationszeit von Projekten zur Methanreduktion im Vergleich zu anderen Investitionen, fehlendes Bewusstsein, unzureichende Infrastruktur oder auch institutionelle Rahmenbedingungen. Laut Schätzungen der IEA wären die Maßnahmen zur Verringerung der Methanemissionen attraktiver, wenn die Emissionskosten bei etwa 20 USD pro Tonne CO2-Äquivalent liegen würden. Dazu braucht es neue rechtliche Rahmenbedingungen, Finanzierungsmechanismen und eine verbesserte Erfassung und Überwachung der Emissionen.

Um die Emissionsreduktion von 75% des Net-Zero-Szenario der IEA zu erreichen, sind Investitionen in Höhe von ca. 170 Mrd. USD erforderlich. Davon entfallen rund 100 Mrd. USD auf den Öl- und Gassektor und 70 Mrd. USD auf die Kohleindustrie. Die Verantwortung für die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen sollte bei der fossilen Energiewirtschaft liegen, da die Ausgaben weniger als 5% der von der Branche im Jahr 2023 erzielten Einnahmen ausmachen.

Neue Methoden und Instrumente für mehr Transparenz

Im Jahr 2023 wurde ein neues Instrument veröffentlicht, welches große Methanemissionen mittels Satellitenbilder quantifiziert und Methanintensitäten auf Länderebene für die Öl- und Gasförderung liefert. Außerdem wurde der Einsatz von Satelliten zur Erfassung von Methanemissionen und zur Alarmierung von Regierungsbehörden und beteiligten Betreibern ausgebaut.

Auch Lecks bei der Förderung fossiler Brennstoffe, welche große Mengen an Methanemissionen freisetzen, werden durch Satelliten beobachtet. Im Jahr 2023 haben diese Emissionen im Vergleich zum Vorjahr erheblichen zugenommen – so wurde in Kasachstan eine Bohrlochpanne verzeichnet, welche mehr als 200 Tage andauerte. In Summe wurden weltweit mehr als 5 Mio. Tonnen an Methanemissionen durch Lecks verursacht.

Derzeit basieren die meisten Emissionen, die weltweit gemeldet werden, auf wenigen oder keinen Messdaten – was ein Problem darstellt, da die gemessenen Emissionen tendenziell höher sind als die gemeldeten Werte. Die von Öl- und Gasunternehmen gemeldeten Emissionen machen nur rund 5% der von der IEA geschätzten Werte aus, und die von Ländern gemeldeten Emissionen betragen etwa die Hälfte. Diese Diskrepanzen lassen sich nur durch eine systematische und transparente Verwendung von Messdaten beseitigen.

Es besteht dringender Handlungsbedarf

Die Einschätzungen der IEA machen jedenfalls deutlich, dass die Methanemissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe akutes Gegenlenken weltweiter Regierungen, Unternehmen und Finanzakteuren erfordert. In den letzten Monaten wurden umfangreiche politische Maßnahmen angekündigt sowie neue Vereinbarungen zur Emissionsreduktion beim COP28-Klimagipfel in Dubai getroffen.

Now, we must focus on transforming commitments into action – while continuing to aim higher. The IEA stands ready to help the energy sector meet its goals by deploying these measures, and we will continue to monitor progress – a key part of our wider efforts to ensure countries deliver on the energy promises they made at COP28.

IEA Executive Director Fatih Birol