IEA Bericht: Global Methane Tracker 2022

Der aktuelle IEA Bericht Global Methane Tracker 2022 (©IEA 2022) zeigt auf, dass die globalen Methanemissionen im Jahr 2021 um 5 % gestiegen sind. Es wurde festgestellt, dass die Methanemissionen aus dem Energiesektor weltweit um etwa 70 % höher sind als die Summe der von den nationalen Regierungen vorgelegten Schätzungen. Das Update umfasst nun auch die Emissionen des Kohlesektors, wodurch erstmals ein vollständiger Bericht über die Emissionen des Energiesektors vorliegt.

Inhaltsbeschreibung

Der Bericht zeigt auf, dass eine rasche und nachhaltige Reduktion der Methanemissionen sowohl möglich als auch notwendig ist, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen zu begrenzen. Dem Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change) zufolge sind die heutigen Methankonzentrationen in der Atmosphäre so hoch wie seit mindestens 800 000 Jahren nicht mehr, und Methan ist für rund 30 % der bisher beobachteten globalen Erwärmung verantwortlich.

Methanemissionen aus dem globalen Energiesektor stiegen 2021 um fast 5 % an

Schätzungsweise war der Energiesektor im Jahr 2021 weltweit für rund 135 Millionen Tonnen Methan verantwortlich, die in die Atmosphäre gelangten. Nach dem Covid-bedingten Rückgang im Jahr 2020 bedeutet dies einen Anstieg der energiebedingten Methanemissionen um fast 5 % im Vergleich zum Vorjahr, was vor allem auf eine höhere Nachfrage und Produktion fossiler Brennstoffe zurückzuführen ist, da sich die Volkswirtschaften von dem Schock der Pandemie erholt haben. Auf Basis von nach Ländern aufgeschlüsselten Schätzungen für Kohleaktivitäten ist China mit 28 Mio. Tonnen die größte Quelle von energiebezogenen Methanemissionen weltweit, gefolgt von Russland mit 18 Mio. Tonnen und den Vereinigten Staaten mit 17 Mio. Tonnen.

Der Energiesektor ist für etwa 40 % der gesamten Methanemissionen verantwortlich, die auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind und steht damit nach der Landwirtschaft an zweiter Stelle. Von den 135 Mio. Tonnen energiebedingter Emissionen stammen schätzungsweise 42 Mio. Tonnen aus Kohlebergwerken, 41 Mio. Tonnen aus dem Erdölsektor, 39 Mio. Tonnen aus der Gewinnung, Verarbeitung und dem Transport von Erdgas, 9 Mio. Tonnen aus der unvollständigen Verbrennung von Bioenergie und 4 Mio. Tonnen aus Endverbrauchergeräten.

Das ungenutzte Austreten von Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas, ist vor dem Hintergrund der heutigen sehr angespannten und volatilen Gasmärkte umso beachtlicher. Würden die Methanleckagen aus dem Betrieb fossiler Brennstoffe im Jahr 2021 aufgefangen und vermarktet, stünden dem Markt zusätzliche 180 Milliarden Kubikmeter Gas zur Verfügung - eine Menge, die dem gesamten im europäischen Stromsektor verbrauchten Gas entspricht. Dies wäre völlig ausreichend, um den heutigen Preisdruck zu mildern.

Die derzeitigen hohen Erdgaspreise sind ein starkes Argument für entschlossene Maßnahmen zur Emissionsminderung und ermöglichen deren Umsetzung im Öl- und Gasgeschäft weltweit ohne Nettokosten. Diese enge Verknüpfung von Kosten-, Reputations- und Umwelterwägungen sollte den Öl- und Gassektor dazu bewegen, bei der Verringerung der Methanemissionen eine Vorreiterrolle zu übernehmen.

Norwegen mit Vorbild-Charakter

Die Intensität der Methanemissionen (Emissionen pro Produktionseinheit) ist weltweit sehr unterschiedlich ausgeprägt, wobei die Länder mit der geringsten Intensität mehr als 100-mal weniger emittieren als die Länder mit der höchsten Intensität. Norwegen und die Niederlande haben die niedrigste Emissionsintensität und auch Länder im Nahen Osten wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate weisen relativ niedrige Werte auf, während Turkmenistan und Venezuela für die höchsten Intensitäten verantwortlich sind. Würden alle Produktionsländer die Emissionsintensität Norwegens erreichen, würden die weltweiten Methanemissionen aus der Öl- und Gasförderung um mehr als 90 % sinken.

Der geschätzte Anstieg der energiebedingten Methanemissionen im Jahr 2021 liegt leicht unter dem Niveau von 2019, auch wenn die Gesamtenergienachfrage und die Produktion fossiler Brennstoffe wieder über dem Vorkrisenniveau liegen. Die erhöhte Aufmerksamkeit für die Reduktion von Methan der letzten Jahre sowie neue Messkampagnen und Technologien könnten diese Entwicklung beeinflusst haben - allerdings ist dies aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Messdaten der meisten Länder nur schwer zu quantifizieren.

Tatsächliche Methanemissionen sind deutlich höher als bisher ausgewiesen

Je mehr Messdaten zur Verfügung stehen, desto deutlicher wird, dass in fast allen nationalen Verzeichnissen die Emissionen zu niedrig angegeben werden. Auch die für einzelne Produktionsgebiete, Felder und Anlagen angegebenen Emissionen sind in der Regel niedriger als die ermittelten Werte, sobald systematische Überwachungs- und Messsysteme eingerichtet werden. Der Bericht zeigt, dass die Methanemissionen aus dem Energiesektor weltweit um etwa 70 % höher sind als die Summe der von den nationalen Regierungen vorgelegten Schätzungen.

Zur Aufklärung von Methan-Lecks leisten Satelliten einen wichtigen Beitrag, indem sie wichtige Erkenntnisse über den Umfang und die Dauer großer Lecks an Orten wie dem Nahen Osten und Nordafrika, Zentralasien und den Vereinigten Staaten liefern. Die vorhandenen Satelliten liefern aktuell jedoch keine Messungen über äquatorialen Regionen, nördlichen Gebieten (einschließlich der wichtigsten russischen Öl- und Gasfördergebiete) oder für Offshore-Aktivitäten. Weitere Messkampagnen mit Drohnen- und anderen Luftaufnahmen, bodengestützten Sensoren und Erhebungen sowie Geräten zur kontinuierlichen Überwachung sind daher weiterhin erforderlich.

Globales Ziel zur Reduktion der Methanemissionen

Der „Global Methane Pledge" wurde von der USA und der Europäischen Union im November auf der 26. UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien (COP26) ins Leben gerufen. Mehr als 110 Länder haben sich zu dem gemeinsamen Ziel verpflichtet, die weltweiten Methanemissionen aus menschlichen Aktivitäten bis 2030 um mindestens 30 % gegenüber dem Stand von 2020 zu senken. Diese Reduktion hätte denselben Effekt auf die Erderwärmung wie eine sofortige Umstellung auf einen CO2-neutralen weltweiten Transportsektor. Dieses Ziel erfordert rasche Strategien, Politiken und Aktionspläne auf Länderebene. Die "Regulatory Roadmap and Toolkit" der IEA bietet einen Leitfaden für Länder, die Methanlecks in der Öl- und Gasindustrie reduzieren wollen.

China, Russland und Indien, die zu den Ländern mit den größten Methanemissionen zählen, haben sich bisher nicht dem Global Methane Pledge angeschlossen.

Umsetzung von Reduktionsmaßnahmen könnte Methanemissionen von Gas und Öl halbieren

Zu den erprobten und getesteten Maßnahmen zur Reduktion von Methanemissionen zähen unter anderem das Verbot des Abfackelns ohne Notfälle, die Einführung obligatorischer Lecksuch- und Reparaturprogramme und die Einführung von Ausrüstungsstandards. Viele Kohlenwasserstoff-produzierende Länder haben bereits Maßnahmen ergriffen, auf denen sie aufbauen können. Einige bisherige Erfolgsgeschichten bieten Orientierung für die Umsetzung von Maßnahmen für weitere Länder. Die USA und Kanada haben beispielsweise bereits wichtige und bewährte Ansätze umgesetzt. Norwegen und die Niederlande sind bei der Einführung einer umfassenden Regelung am weitesten, da sie robuste Mess- und Berichterstattungsvorschriften haben, die beste Industriepraxis sicherstellen und wirtschaftliche Anreize für Maßnahmen zur Emissionsminderung bieten. Die Maßnahmen im Rahmen der EU-Methanstrategie werden diese Bemühungen auf ganz Europa ausdehnen.

Die Erweiterung des IEA Methan Trackers ermöglicht erstmals die Darstellung der Emissionen aus der Kohleförderung. Die kohlebedingten Methanemissionen Chinas, des weltweit größten Kohleproduzenten und Emittenten von Grubengas, entsprechen den gesamten CO2-Emissionen des internationalen Schiffsverkehrs. Technologien zur beträchtlichen Reduktion dieser Emissionen sind bereits vorhanden, was angesichts des Risikos einer anhaltend hohen Kohlenachfrage in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein könnte. Methanemissionen aus der unvollständigen Verbrennung von Biomasse in Kochprozessen könnten durch Fortschritte beim Zugang zu sauberen Kochbrennstoffen drastisch reduziert werden.

Besondere Anstrengungen sind auf dem Weg zur Klimaneutralität erforderlich

Der im IEA-Fahrplan "Net Zero by 2050" dargelegte Weg - welcher eine reelle Chance aufzeigt, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden - erfordert eine Reduktion der energiebedingten Methanemissionen um 75 % bis 2030. Die Verringerung der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen allein wird dieser Aufgabe nicht schnell oder effektiv genug nachkommen, daher sind rasche und konzertierte, zusätzliche Anstrengungen von Regierungen und Industrie unerlässlich. Bis 2030 müssten alle Erzeuger fossiler Brennstoffe ihre Emissionsintensität auf das Niveau der aktuell besten Produzenten senken.

Der Global Methane Pledge muss einen Wendepunkt für beschleunigte Maßnahmen zur Bekämpfung von Methan darstellen und auf der Vorreiterrolle aufbauen, die einige Länder und Unternehmen bereits gezeigt haben. Mehr Transparenz bei den Emissionsquellen - gefördert durch Initiativen wie die Internationale Beobachtungsstelle für Methanemissionen (International Methane Emissions Observatory) - ist unerlässlich. Die IEA setzt sich seit langem für stärkere Maßnahmen in diesem Bereich ein. Methanemissionen sind vermeidbar, die Lösungen sind erprobt und in vielen Fällen sogar rentabel. Und die Vorteile im Hinblick auf die Begrenzung der kurzfristigen globalen Erwärmung sind enorm.

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