Evaluierung der IEA Forschungskooperation 2011-2021

Technopolis Austria wurde im Dezember 2021 mit der Evaluierung des vom BMK und des Klima- und Energiefonds geförderten nationalen Programms "IEA Forschungskooperation" beauftragt. Für den Zeitraum 2011-2021 wurden die Wirksamkeit des Programms, das Programmdesign und die begleitenden Prozesse untersucht. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Bibliographische Daten

Schriftenreihe 35/2022
Raffael Krismer, Katharina Warta, David Heckenberg, Sandra Skok, Simon Zingerle
Herausgeber: BMK
Deutsch, 102 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Die IEA wurde innerhalb des OECD-Frameworks 1974 als Reaktion auf die damalige Ölkrise gegründet. Seit dem Beitritt zur IEA 1975 beteiligt sich Österreich an den international organisierten Forschungsaktivitäten. Die Umsetzung der Forschungsprojekte erfolgt dabei durch die Teilnahme an (international entwickelten) (Forschungs-)Projekten in sogenannten Tasks bzw. Annexen, die jeweils einem „Technology Collaboration Programm" oder TCP zugeordnet sind. Derzeit sind etwa 6.000 Expert:innen aus 54 Ländern an insgesamt 38 TCPs beteiligt, wobei sich Österreich im Jahr 2021 an 21 TCPs beteiligte. Abgewickelt wird das nationale Programm im Rahmen einer jährlichen Ausschreibung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Für die Auswahl der jährlich ausgeschriebenen Tasks bzw. Annexe, also auch für die thematische Ausgestaltung des Programms, sind das BMK bzw. der KLIEN zuständig.

Zentral für das Verständnis und die Einordnung des Programms ist seine strategische Bedeutung. Durch die Teilnahme Österreichs an der IEA Forschungskooperation soll es gelingen, innerhalb der nationalen Zielsetzungen für die Energieforschung internationale Kooperationen zu fördern. So soll der Austausch zwischen den nationalen Ökosystemen vorangetrieben werden und Vernetzungs- und Disseminationsmöglichkeiten für nationale Forschungsakteure angeboten werden. Daher stehen neben der thematischen Zielsetzung der „Erforschung und Entwicklung neuer Produkte, Verfahren, Prozesse und Dienstleistungen" zu BMK-Schwerpunkten in der Energieforschung (wie der Energiewende, Mobilitätswende, klimaneutrale Städte und der Kreislaufwirtschaft) vor allem prozessorientierte Ziele im Vordergrund: „Frühzeitige Wahrnehmung internationaler Entwicklungen zur strategischen Ausrichtung der österreichischen FTI-Politik," „erfolgreiches Einbringen österreichischer Expertise" (konkret auch durch verstärktes „Initiierungen und Umsetzen" von internationalen Projekten unter österreichischer Leitung), „Know-How Transfer nach Österreich" sowie die Überleitung der Ergebnisse in internationale Normen und Klassifizierungen.

Mit ca. EUR 2,7 Mio p.a. (EUR 2,3 Mio. BMK und EUR 0,4 Mio. KLIEN) handelt es sich bei der IEA Forschungskooperation um ein vergleichsweise kleines Programm. Trotz des eher geringen Fördervolumens stellte sich im Zuge der Evaluierung schnell und deutlich heraus, dass das Programm ein wichtiger Hebel für die Beteiligten ist, dessen Wirkungsmechanismen sich in einem breiten Netzwerk verschiedener Akteure und Strukturen entfalten – sowohl auf nationaler Ebene im Austausch zwischen BMK, KLIEN, FFG, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, wie auch auf Ebene der IEA (als Teilorganisation der OECD) sowie im globalen (nicht auf Europa beschränkten) Netzwerk der Forschungs- und Kooperationspartner, also in der gemeinsamen Forschungsarbeit mit Forscher:innen und Unternehmen aus anderen Ländern.

Aus thematischer Sicht handelt es sich bei der IEA Forschungskooperation (nicht nur, aber vor allem gemessen an seiner Größe) um ein breit angelegtes Förderprogramm, da Österreich in insgesamt 21 TCPs vertreten ist, die sich jeweils einem bestimmten Thema widmen. Da viele IEA Forschungskooperationen zum Teil seit den 1970er, 1980er oder 1990er Jahren bestehen, sind die existierenden Strukturen, Netzwerke und Themen nicht ausschließlich durch die Brille der gegenwärtigen Trends und Forschungsschwerpunkte in der Energieforschung zu verstehen, sondern müssen als historisch gewachsene Ökosysteme verstanden werden, in denen ein breit angelegter Diskurs ausgetragen wird, wo neben Forschungs- und Entwicklungsthemen auch z.B. über Policy-Initiativen, Regulierungen und der Ausgestaltung nationaler Forschungsförderprogramme und -mechanismen gesprochen wird.

Im Zusammenspiel dieser Wirkungsdimensionen liegt auch der USP des Programms, das in vielerlei Hinsicht als einzigartig in der österreichischen Förderlandschaft angesehen wird. Der größte Nutzen liegt insbesondere in (a) der internationalen Vernetzung der Forscher:innen, die über das Netzwerk der IEA Forschungskooperation hinauswirkt indem z.B. Folgeprojekte mit internationalen Partnern entstehen, sowie (b) der strategischen Funktion der Positionierung österreichischer Schwerpunkte und Aktivitäten in der Energieforschung auf internationaler Ebene durch die Programmaktivitäten.

Vor diesem Hintergrund konnten im Zuge der Evaluierung die wesentlichen Ergebnisse der Vorgängerevaluierung bestätigt werden: Die IEA Forschungskooperation ist ein gut funktionierendes Programm, das durch seine Internationalität und strategischen Bedeutung eine einzigartige Funktion in der österreichischen (Energie-)Forschungsförderungslandschaft einnimmt. Das heißt einerseits, dass das Programm eine hohe Additionalität hat. Zweitens wird insbesondere das Kosten-Nutzen Verhältnis von den verschiedenen Akteuren als äußerst positiv gesehen – dem geringen Finanzierungsvolumen und der effizienten Programmabwicklung steht ein hoher Nutzen der Stakeholder gegenüber.

Um der Vielfältigkeit des Programms Rechenschaft zu tragen, wurden im Zuge der Evaluierung Factsheets für die einzelnen TCPs erstellt, die im Teil B der Evaluierung zu finden sind und weiter unten auf dieser Seite abrufbar sind.

Methoden

Für die Evaluierung wurden insgesamt 7 Konzeptionsinterviews mit Programmverantwortlichen sowie einer Vertreterin der ÖGUT (3 BMK, 2 FFG, 1 KLIEN, 1 ÖGUT) durchgeführt, die zentralen Dokumente ausgewertet, eine Online-Befragung unter Programmteilnhemer:innen, Vertreter:innen in den Gremien der IEA Forschungskooperation und Programmverantwortlichen mit einem standardisierten Fragebogen durchgeführt und semi-strukturierte Tiefeninterviews mit 21 Expert:innen (insb. ExCo Vertreter:innen aus den verschiedenen TCPs) geführt. Ebenfalls ausgewertet wurden die FFG Förderdaten sowie verschiedene Datensätze zur Webpräsenz (interne Dokumentationslisten der ÖGUT, Google-Analytics Daten, Twitter-Daten mittels eigenem Web-Scraping in Python).

Empfehlungen

  1. Wir empfehlen entschlossen, das Programm in Zukunft fortzuführen, zu erweitern und das Budget zu erhöhen.
  2. Die Programmabwicklung über den nationalen Call soll beibehalten werden, ggf. soll ein zweiter Call eingeführt werden.
  3. Die thematische Breite soll beibehalten werden, jedoch sollen Spezialisierungen über die Auswahl der Tasks und Task-Leads erfolgen.
  4. Wichtige strategische Ziele sollen definiert und über die Ausschreibung und die Dissemination gesteuert werden.
  5. Den Austausch und die Kooperation TCP-übergreifend zu gewissen Schwerpunkten fördern.
  6. Die Online-Präsenz soll beibehalten werden.
  7. Das Vernetzungstreffen soll beibehalten werden jedoch mehr Raum für direkten Austausch bieten.
  8. Die Kommunikation und Austausch mit den Vertreter:innen der Gremien (ExCo und WP) soll strukturierter durchgeführt werden, damit das auf dieser Ebene gesammelte Wissen für die strategische Ausrichtung und Steuerung des Programms verwertet werden kann.

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