IEA 4E EDNA: Bewertung des Flexibilitätspotenzials von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen: Verbindung von Technologie, Ökonomie, Regulierung, Verhalten und Politik (2025)

Die Studie stellt ein High-Level-Modell zur Bewertung der Flexibilität von Anlagen vor.

Herausgeber: IEA 4E, Oktober 2025
Englisch, 50 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Der Bericht untersucht, wie viel Flexibilität verschiedene elektrische Verbrauchstechnologien, insbesondere Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge, in zukünftigen Energiesystemen bereitstellen können und welche technischen, wirtschaftlichen, verhaltensbezogenen und regulatorischen Faktoren diesen Beitrag bestimmen. Ausgangspunkt ist der tiefgreifende Wandel der Energiesysteme hin zu Elektrifizierung und erneuerbaren Energien, wodurch flexible Verbraucher:innen eine immer wichtigere Rolle spielen. Um diese Flexibilität zu quantifizieren, entwickelt die Studie ein übergeordnetes Modell, das mehrere Einflussgrößen verknüpft: die Gesamtzahl installierter Geräte, deren technische Fähigkeit zur Bereitstellung von Flexibilität, die tatsächliche Aktivierungsmöglichkeit sowie die Bereitschaft der Nutzer:innen, an Flexibilitätsprogrammen teilzunehmen.

Als Pilotland dient Österreich, da hier sowohl Wärmepumpen als auch Elektrofahrzeuge rasch wachsen und geeignete Daten verfügbar sind. Die Analyse zeigt, dass die technische Bereitschaft moderner Wärmepumpen hoch ist, insbesondere durch Smart-Grid-Ready-Schnittstellen. Dennoch begrenzen Nutzer:innenverhalten, Komfortanforderungen und geringe Teilnahmebereitschaft den real nutzbaren Beitrag deutlich. Je nach Literaturwerten ist bis 2030 nur ein Anteil von etwa 30 bis 84 Prozent bereit, an Flexibilitätsprogrammen mitzuwirken. Konservativ gerechnet könnte Österreich bis 2030 etwa 240.000 aktive Wärmepumpen verzeichnen, die zusammen rund 135 MW positive und 108 MW negative Flexibilität bereitstellen.

Für Elektrofahrzeuge ergibt sich ein noch größeres theoretisches Potenzial, da deren Batterien erhebliche Energiemengen verschieben können. Technologien wie „Smart Charging" oder „Vehicle-to-Grid" ermöglichen Lastverlagerung oder Rückspeisung. Allerdings hemmen Alltagsfaktoren wie Ladebequemlichkeit, Angst vor Reichweitenverlust und Sorge um Batteriedegradation die Beteiligung der Nutzer. Abhängig von Anreizen und Vertrauen der Bevölkerung könnten 20 bis 60 Prozent der Besitzer tatsächlich Flexibilität bereitstellen. Die Zahl der technisch geeigneten Ladepunkte ist dabei ein entscheidender limitierender Faktor, da ohne aktive Verbindung zum Stromnetz keine Flexibilitätsbereitstellung möglich ist.

Ein zentrales Ergebnis des Berichts ist, dass Flexibilität kein rein technisches Thema ist, sondern primär ein verhaltens- und politikgetriebenes. Während technische Voraussetzungen weitgehend gegeben sind, bilden mangelnde Information, unzureichende Anreize, fehlende Interoperabilität und geringe Nutzer:innenakzeptanz die größten Hemmnisse. Der Bericht identifiziert daher ein breites Spektrum politischer Maßnahmen, die den Einsatz flexibler Technologien stärken können: Regulierung wie der Ausstieg aus fossilen Heizungen, Effizienz- und Bauvorschriften, CO₂-Bepreisung sowie finanzielle Anreize für flexible Geräte und Ladeinfrastruktur. Ergänzend betont die Studie die Bedeutung von Bewusstseinsbildung, Schulungen für Installateure, Standards für Interoperabilität und Zertifizierungssysteme, die Vertrauen in Geräte und Anbieter stärken.

In der Gesamtschau kommt die Studie zu dem Schluss, dass das Flexibilitätspotenzial zwar groß ist, seine tatsächliche Nutzung jedoch stark von gesellschaftlicher Akzeptanz, klugen politischen Rahmenbedingungen und wirksamer Kommunikation abhängt. Zukünftige Forschung soll daher vor allem klären, wie unterschiedliche politische Maßnahmen das Nutzerverhalten beeinflussen, wie sich wahrgenommene und tatsächliche Risiken (z. B. durch Geräteverschleiß) unterscheiden und wie sich Flexibilität in der praktischen Anwendung zuverlässig aktivieren lässt. Der Bericht schafft damit die Grundlage für weiterführende internationale Projekte, die ähnliche Analysen in weiteren Ländern und mit zusätzlichen Technologien durchführen sollen

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