IEA Global Hydrogen Review 2024

Wasserstoff wird zunehmend als eine der Schlüsseltechnologien zur Erreichung internationaler Klima- und Energieziele angesehen. Der Global Hydrogen Review 2024 der Internationalen Energieagentur (IEA) bietet eine detaillierte Analyse der globalen Entwicklung von Wasserstoff als bedeutende Energiequelle für die Energiewende. Er dient als Orientierungshilfe für Entscheidungsträger:innen und Unternehmen, um fundierte Investitionen zu tätigen und den Einsatz von Wasserstofftechnologien zu beschleunigen.

Herausgeber: IEA, Oktober 2024
Englisch, 295 Seiten

Inhaltsbeschreibung

Der umfassende Bericht beleuchtet aktuelle Trends in der Wasserstoffproduktion und -nachfrage, untersucht Fortschritte in zentralen Bereichen wie Infrastruktur, Handel, Investitionen und Innovation und vergleicht die realen Entwicklungen mit den ambitionierten Zielen von Regierungen und Industrie.

Im Jahr 2023 wuchs die weltweite Nachfrage nach Wasserstoff auf 97 Millionen Tonnen, ein Anstieg von 2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Dieser Anstieg ist jedoch hauptsächlich auf traditionelle Sektoren wie die Raffinerie- und Chemieindustrie zurückzuführen, wo Wasserstoff seit langem genutzt wird. Dabei bleibt der Großteil der Produktion weiterhin auf fossile Brennstoffe ohne CO2-Abscheidung angewiesen, was den ökologischen Nutzen begrenzt. Mit einer Produktionsmenge von weniger als einer Million Tonnen im Jahr 2023 ist emissionsarmer Wasserstoff nach wie vor ein marginaler Bestandteil des Gesamtmarktes. Dies verdeutlicht, dass die Transformation der Wasserstoffwirtschaft hin zu klimafreundlicheren Optionen noch am Anfang steht.

Das Potenzial ist aber vielversprechend: Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Produktion von emissionsarmem Wasserstoff bis 2030 auf 49 Millionen Tonnen jährlich steigen könnte, was einem Zuwachs von fast 30 % im Vergleich zu früheren Vorhersagen entspricht. Vor allem Projekte im Bereich der Elektrolyse spielen dabei eine Schlüsselrolle: Die globale Kapazität dieser Projekte könnte bis 2030 auf fast 520 Gigawatt ansteigen, wobei China eine führende Rolle einnimmt, gefolgt von Europa und Indien. Diese dynamische Entwicklung wird durch umfangreiche Investitionen und staatliche Fördermaßnahmen in diesen Regionen vorangetrieben.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Analyse ist die technologische Innovation. Weltweit steigen die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) im Wasserstoffsektor, was bereits erste Erfolge zeigt. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Patentanmeldungen im Bereich wasserstoffbasierter Technologien, der im Jahr 2022 um 47 % zunahm. Dies deutet auf eine wachsende Innovationskraft hin, die sich insbesondere in den Bereichen Industrie, Energieerzeugung sowie Transport und Schifffahrt zeigt. Hier werden erste Anwendungen in Pilotprojekten und Demonstrationsvorhaben getestet, die das Potenzial haben, in den kommenden Jahren in den breiten Markt zu gelangen.

Allerdings bleibt die Kostenfrage ein bedeutendes Hindernis für die rasche Einführung emissionsarmen Wasserstoffs. Die aktuellen Kostenschätzungen für Elektrolyseure wurden nach oben korrigiert, was die Unsicherheiten bei den Kostenentwicklungen in diesem aufstrebenden Sektor unterstreicht. Bei einer Entwicklung wie im IEA Net Zero Emissions Scenario (NZE Scenario) dargestellt, sinken die Kosten für emissionsarmen Wasserstoff bis 2030 auf 2 bis 9 USD pro Kilogramm – die Hälfte des heutigen Werts. Eine solche Preisreduktion würde die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber herkömmlichem Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen erheblich steigern und die Attraktivität für den industriellen Einsatz erhöhen.

Obwohl diese positiven Entwicklungen in der Produktion erkennbar sind, bleibt die Nachfrage nach emissionsarmem Wasserstoff bislang hinter den Erwartungen zurück. Regierungen haben sich Produktionsziele in Höhe von 43 Millionen Tonnen pro Jahr für 2030 gesetzt (weniger als das Potential durch angekündigte Projekte in Höhe von 49 Millionen Tonnen), wobei die politischen Maßnahmen nicht ausreichen, um eine entsprechende Nachfrage zu schaffen. Die derzeit festgelegten Maßnahmen und Zielvorgaben summieren sich lediglich auf eine Nachfrage von etwa 11 Millionen Tonnen im Jahr 2030, was verdeutlicht, dass stärkere politische Anreize notwendig sind, um Investitionen und Marktakzeptanz zu fördern.

Der diesjährige Bericht legt einen besonderen Schwerpunkt auf Lateinamerika, welche sich als bedeutende Akteur auf dem globalen Wasserstoffmarkt positionieren könnte. Die Region verfügt über immense natürliche Ressourcen und eine weitgehend dekarbonisierte Stromversorgung, wodurch sie das Potenzial hat, bis 2030 mehr als 7 Millionen Tonnen emissionsarmen Wasserstoff zu produzieren. Diese ehrgeizigen Pläne setzen jedoch erhebliche Investitionen in den Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten und der Infrastruktur voraus. Länder wie Chile und Brasilien könnten so nicht nur ihre eigenen Industrien versorgen, sondern sich auch als Exporteure von Wasserstoff und Wasserstoff-basierten Produkten auf dem internationalen Markt etablieren.

Um das volle Potenzial von Wasserstoff als Schlüsseltechnologie auszuschöpfen, sind laut IEA entschiedene Maßnahmen von Regierungen erforderlich. Insbesondere müsse die Nachfrage durch Maßnahmen wie Quoten, öffentliche Ausschreibungen und Anreize stimuliert werden, um Investoren mehr Sicherheit zu bieten. Gleichzeitig wird die Harmonisierung von Zertifizierungsstandards als entscheidend angesehen, um den internationalen Handel mit Wasserstoff zu erleichtern. Ein schnellerer Ausbau der Infrastruktur ist ebenfalls unerlässlich, um sicherzustellen, dass Angebot und Nachfrage in den kommenden Jahren effizient zusammenfinden können.

Der Bericht fasst zusammen, dass Wasserstoff eine entscheidende Rolle in der globalen Energiewende spielen kann, sofern die richtigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Global Hydrogen Review 2024 macht deutlich, dass bereits bedeutende Fortschritte erzielt wurden, doch um die ambitionierten Ziele für die Produktion und Nutzung von emissionsarmem Wasserstoff zu erreichen, sind noch größere Anstrengungen seitens der Politik und der Industrie notwendig. Nur durch koordiniertes Handeln kann Wasserstoff zu einer tragenden Säule der klimaneutralen Energieversorgung werden.

Zum Report auf der IEA-Website

Hydrogen Production and Infrastructure Projects Database