Berichte aus Energie- und Umweltforschung 13/2001
Wie viel Umwelt braucht ein Produkt?

Studie zur Nutzbarkeit von Ökobilanzen für Prozess- und Produktvergleiche. Analyse von Methoden, Problemen und Forschungsbedarf

Inhaltsbeschreibung

Das Erstellen von Ökobilanzen ist der Versuch, Umweltwirkungen umfassend zu erfassen und zu bewerten um Produkte und Prozesse auch durch ihre ökologischen Folgen abschätzen zu können. Der Ablauf des Verfahrens ist durch die ISO-Normen 14040 bis 14043 festgelegt. Derzeit beinhaltet diese Normierung aber keine Vorgaben für die tatsächliche Durchführung der Erfassung, Zuordnung, Bewertung und Aggregation von Primärwirkungen eines Prozesses. Noch schwieriger gestalten sich diese Vorgänge bei der Betrachtung von Produkten, denn hier sind oft sehr komplexe Prozessketten zu erfassen.

Im vorliegenden Projekt wurden einerseits die Schwierigkeiten der Vergleichbarkeit, Nachvollziehbarkeit und Manipulierbarkeit von Ökobilanzen dargestellt, andererseits wurde konkreter Forschungs- und Normierungsbedarf aufgezeigt. Tatsächlich besteht im Umweltbereich enormer Forschungsbedarf, da sich nur schwer kausale Zusammenhänge zwischen Einwirkungen auf die Umwelt und dadurch verursachte Auswirkungen herstellen lassen. Vielfach fehlt eine klare Vorgabe, wie die Wirkung von Stoffen einzuschätzen ist. Diese Subjektivität und Unsicherheit in der Wirkungsabschätzung ist der heikle Punkt der Ökobilanz. De facto sind in Ökobilanzen erhebliche ungeregelte Gestaltungs- und Interpretations-Spielräume vorhanden. Durch die Verwendung von Computerprogrammen werden scheinbar eindeutige Zahlenwerte erstellt, bei denen die Subjektivität und Unsicherheit, die in der Methoden beinhaltet ist, nicht mehr erkennbar ist.

Sobald Ökobilanzen breitere Anwendung finden sollen, müssen Lösungen für die aufgezeigten Probleme gefunden werden. Bisher beschäftigte sich hauptsächlich die technische Fachwelt mit Ökobilanzen. Dementsprechend wurde vornehmlich die mathematische Methode und die EDV-mäßige Erfassung und Verarbeitung verbessert. Über die praktische Anwendung und besonders auch die Aussagekraft der erzielten Ergebnisse gibt es deutlich weniger Information. Es wäre überaus wichtig, eine verbindliche Vorgangsweise zu finden, in welcher Form mit den Unsicherheiten der zugrundeliegenden kausalen Zusammenhänge umgegangen werden soll.

Gerade in den letzten Jahren wurden vermehrt Versuche unternommen, neben wirtschaftlichen auch ökologische Aspekte in Entscheidungsfindungen einzubringen. Erst wenn es gelingt, die vielschichtigen ökologischen Zusammenhänge von Ursache und Wirkung in plausibler Weise zu verknüpfen, kann an die Erstellung von Ökobilanzen oder Internalisierung externer Kosten gedacht werden.

Downloads

Wie viel Umwelt braucht ein Produkt?

Schriftenreihe 13/2001 H. Adensam, E. Ganglberger, H. Gupfinger, A. Wenisch
Deutsch, vergriffen

Bibliographische Daten

Wie viel Umwelt braucht ein Produkt?
Heidi Adensam, Erika Ganglberger, Henriette Gupfinger, Antonia Wenisch
(alle: Österreichisches Ökologie-Institut)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 13/2001
Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie

Wien, Oktober 2000
64 Seiten