Berichte aus Energie- und Umweltforschung 9/1997
Verbreitung von Biomasse-Kleinanlagen

Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen

Inhaltsbeschreibung

Österreich liegt bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger im europäischen Spitzenfeld. Am bekanntesten sind hier wohl die Erfolge bei der Verbreitung thermischer Solaranlagen, wo die Steiermark 1996 sogar erstmals weltweit die Spitzenposition einnehmen konnte, sowie im Bereich der Biomasse die beachtlichen Erfolge bei der Installation von Nahwärmenetzen. Durch diese große Publizität der Nahwärmenetze wird die Bedeutung von modernen Biomasse-Kleinanlagen oft etwas in den Schatten gestellt. Doch etwa 60% der installierten Leistung von Hackschnitzelanlagen sind auf Kleinanlagen mit einer Leistung bis zu 100 kW zurückzuführen.

Ein Großteil des Holzes in Österreich wird derzeit allerdings in alten, sanierungsbedürftigen Heizanlagen verheizt. Werden diese gegen neue Heizsysteme ausgetauscht, kommen meist fossile Brennstoffe zum Zug. Damit sind im österreichischen Heizungsmarkt derzeit massive Verluste zuungunsten des erneuerbaren Energieträgers Holz und zugunsten von Öl- und Gasheizungen zu beobachten. Wünschenswert wäre es, die alten Holzheizungen gegen moderne Stückholzkessel oder Hackschnitzelanlagen auszutauschen. Dies geschieht aber kaum. Eine massive Ausweitung der Verbreitung dieser Technologie ist daher nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger erforderlich, sondern ist eine Voraussetzung den derzeit hohen Grad der Holznutzung einigermaßen stabil zu halten und nicht an fossile Energien zu verlieren.

Auf Bundes- und Landesebene wurden in letzter Zeit bereits wesentliche Schritte unternommen, die Bedeutung der Kleinanlagen zu erhöhen. So wurden im Rahmen eines Wettbewerbs zu Hackschnitzelheizungen bereits bedeutende Erfolge bei der technischen Optimierung und der Reduktion der Schadstoffemissionen erzielt. Als folgerichtiger Schritt wurden in der Steiermark als erstem österreichischen Bundesland 1992 die zulässigen Grenzwerte bei der Neuinstallation von Anlagen entsprechend den Ergebnissen des Wettbewerbs gesetzlich verankert.

Der derzeit größte Handlungsbedarf besteht daher in der Verstärkung von Maßnahmen zur Unterstützung des Verbreitungs- und Marktdurchdringungsprozesses von Biomasse-Kleinanlagen. Mit dem vorliegenden Projekt wird versucht, weitere Grundlagen für diesen Prozess aufzubereiten und auf dieser Basis Handlungsoptionen systematisch darzustellen. Der Struktur der Untersuchungen liegt die Einsicht zugrunde, dass für die Diffusion einer Technologie sowohl die Ebene der Nutzer als auch ihre organisatorisch-institutionelle Einbettung von Bedeutung sind.

Das Forschungsziel des Projektes besteht somit darin, die Rahmenbedingungen für die Verbreitung von Biomasse-Kleinanlagen zu untersuchen, Hemmnisse und Schwierigkeiten darzustellen und zu analysieren und Vorschläge für eine effektive Unterstützung der Verbreitung von modernen Biomasse-Kleinanlagen zu machen.

Um die derzeitige Situation im Kleinanlagenbereich umfassend analysieren zu können, wurden zwei Hauptzugänge gewählt: Erstens wurde eine quantitative Haushaltsbefragung in zwei oststeirischen Gemeinden durchgeführt. In diesen beiden Gemeinden wurden 25 Interviews mit Besitzern von modernen Biomasse-Kleinanlagen (in der Hauptsache Hackschnitzelheizungen) und 116 Interviews mit Betreibern anderer Heizsysteme durchgeführt.

Zweiter Bestandteil des Projektes war eine Expertenbefragung in der Steiermark und in Niederösterreich. Es wurden insgesamt 28 qualitative Interviews mit für die Kleinanlagen-Verbreitung relevanten Akteuren durchgeführt: öffentliche Verwaltungen und Energieberatungsstellen, Landwirtschaftskammern und Installateursinnungen, aber auch Forschungseinrichtungen, Herstellerbetriebe, Dienstleistungsunternehmen etc. Auf dieser Basis wurde eine Analyse der Hemmnisse, die einer größeren Verbreitung von Biomasse-Kleinanlagen entgegenstehen, vorgenommen und darauf aufbauend Vorschläge für eine effektive Unterstützung der zukünftigen Entwicklung ausgearbeitet.

Bibliographische Daten

"Verbreitung von Biomasse-Kleinanlagen"
Harald Rohracher, Jürgen Suschek-Berger, Günther Schwärzler

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 9/1997

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr, der Abteilung für Wissenschaft und Forschung des Landes Steiermark und des Landesenergievereins Steiermark
184 Seiten