Berichte aus Energie- und Umweltforschung 9/1996
Sozioökonomische Einflussfaktoren bei der Implementierung von integrierten Umweltschutzmaßnahmen in KMU´s
Inhaltsbeschreibung
In der vorliegenden Studie wurden an Fallbeispielen mit Methoden der qualitativen Sozialforschung die sozio-ökonomischen Einflussfaktoren aus dem betrieblichen Umfeld sowie innerbetriebliche Einflüsse ermittelt, die die Umsetzung von technisch machbaren Maßnahmen des vorsorgenden Umweltschutzes in Betrieben bestimmen.
Von allen Betrieben wurden die klassischen Marktelemente (Lieferanten, Kunden, Konkurrenten, Entsorger) als zentrale Einflussgeber auf die Umsetzung von vorsorgenden Umweltmaßnahmen genannt. Die Wechselbeziehungen zwischen Lieferant, Betrieb und Kunden sind für eine innovative Entwicklung sehr wichtig. Mitbewerber / Konkurrenz beeinflussen die Umsetzung auf zweierlei Art. Im ungünstigsten Fall werden Umweltmaßnahmen nicht durchgeführt, wenn damit die Gefahr verbunden ist, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren. Umgekehrt spielen Konkurrenten in der Diffusion von erfolgreichen Maßnahmen des vorsorgenden Umweltschutzes eine wichtige Rolle. Für alle Betriebe ist der Einfluss der Entsorger (konkret die steigenden Entsorgungskosten) ein immer bedeutsamer werdender Faktor. Es hat also den Anschein, dass über Entsorgungs- und "verlorene" Einkaufskosten die Umweltkosten als marktregulierendes Element bereits in die Entscheidung einzugehen beginnen.
Die Wirtschaftlichkeit von Umweltmaßnahmen oder Wettbewerbsvorteile entstehen in der Regel über eingesparte Entsorgungs- und Materialeinkaufskosten oder Umwegrentabilitäten (wie Imagegewinn, P.R.-Effekt etc.). Mangels Information der Kunden über die Umweltrelevanz von Produkten und Prozessen führt die Umsetzung von vorsorgenden Umweltmaßnahmen in der Regel zu keiner Erhöhung des Absatzes oder zur Akzeptanz von höheren Preisen.
Gesetzliche Regelungen initiierten in den Betrieben vorrangig die Umsetzung von nachsorgenden Maßnahmen. Die Umsetzung von integrierten und vorsorgende Umweltmaßnahmen wird derzeit nur geringfügig von legistischen Maßnahmen beeinflusst. Investive Umweltförderungen bekommen große Bedeutung, wenn sich aufgrund der ökonomischen und legistischen Rahmenbedingungen Umweltmaßnahmen betriebswirtschaftlich nicht rechnen oder gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen hohe Investitionen erfordern. Geförderte Beratung war für alle Betriebe wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung innovativer, integrierter Umweltmaßnahmen.
Versicherungen, Banken, Arbeitsmarkt, klassischen Naturschutzorganisationen und Bürgerinitiativen zeigten bei allen Fallbeispielen keinen Einfluss auf die Umsetzung von Umweltmaßnahmen.
Die Einflüsse auf die Umsetzung einer Umweltmaßnahme (Energie, Wasser, Abfall oder Produkt- und Prozessentwicklung) sind je nach Maßnahme in den unterschiedlichen Betrieben bzw. Branchen sehr ähnlich. Die sozio-ökonomischen Einflüsse sind daher eher maßnahmenspezifisch und weniger betriebs- oder branchenspezifisch.
Die interne Unternehmensorganisation war in den Klein- und Mittelbetrieben für die Umsetzung einer Umweltmaßnahme unbedeutend. Beim einzigen untersuchten Großbetrieb waren Organisation und Führungsstil ein bedeutender Faktor für die erfolgreiche und innovative Umsetzung von Maßnahmen.
Infolge der zentralen Bedeutung von marktrelevanten Einflüssen kann durch Einsatz von umwelt- und technologiepolitischen Instrumenten, die verstärkt auf Prozesse, Einsatzstoffe oder marktwirtschaftliche Zusammenhänge Einfluss ausüben und auch die Selbstregulation und Eigendynamik des Systems berücksichtigen, die Umsetzung von vorsorgenden Umweltmaßnahmen gefördert werden. Breite Aufklärung, Information und Beratung sowie die Förderung von Umweltmaßnahmen sind ebenfalls wichtige Impulsgeber.
Bibliographische Daten
"Sozioökonomische Einflussfaktoren bei der Implementierung von integrierten Umweltschutzmaßnahmen in KMU´s"
J. Ernst, A. Geisslhofer, B. Hahn
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 9/1996
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr
180 Seiten
Sankt Pölten, März 1996