Berichte aus Energie- und Umweltforschung 15/1997
Soziologische Begleitforschung zum österreichischen 200kW Photovoltaik-Breitentest

Motive und Hindernisse für die Verbreitung kleiner dezentraler Photovoltaikanlagen

Inhaltsbeschreibung

Von 1992 bis 1994 wurde in Österreich ein 200-kW-Breitentest zur Förderung von kleinen netzgekoppelten Photovoltaikanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 2,28 kWh durchgeführt. Die durchschnittlichen Investitionskosten betrugen ca. öS 180.000. Durchschnittlich 40% dieses Betrages wurden von staatlichen Stellen und Elektrizitätsversorgungsunternehmen subventioniert. Im vorliegenden Forschungsprojekt werden soziologische Aspekte des Breitentests analysiert sowie die zukünftigen Verbreitungschancen dieser Technologie abgeschätzt. Dazu wurden detaillierte Erhebungen bei den Breitentestteilnehmern (="Innovatoren"), Photovoltaik-Fachbetrieben (="Diffusionsagenten") und potentiellen weiteren Käufern von PV-Anlagen (="Informierten") durchgeführt.

Die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen dieser Arbeit sind: Die drei zentralen Motive für den Kauf einer PV-Anlage sind sowohl bei den Breitentestteilnehmern als auch bei den Informierten der Umweltschutz, die Alternative zu Atomenergie und das technische Interesse. Zu beachten ist jedoch, dass offenbar die Vergabe von Fördermitteln den entscheidenden Kaufimpuls gibt.

Der Kauf einer Photovoltaik-Anlage ist sowohl bei den Breitentestteilnehmern als auch bei den Informierten eher ein Glied am Ende einer "Kette" von Energiesparinvestitionen. Ihre Förderung kann deshalb nicht als direkte Konkurrenz zu anderen Energiesparmaßnahmen (z.B. Wärmedämmung von Gebäuden) gesehen werden. Darüber hinaus deckt die PV-Anlagen einen völlig anderen Bereich ab ("Stromsparen" versus "Heizenergie sparen").

Die Anschaffung der Anlagen hat bei verschiedenen Teilnehmergruppen zu unterschiedlichen Veränderungen im Stromverbrauchsverhalten geführt: Während bei Teilnehmern am Breitentest mit geringem Ausgangsstromverbrauch eine Zunahme des Stromverbrauchs beobachtet werden konnte, lässt sich bei Teilnehmern mit eher hohem Ausgangsverbrauch ein deutlicher Stromspareffekt feststellen.

Das Förderungsprogramm im Rahmen des Breitentest war insofern nicht optimal konzipiert, als mit dem gleichen Gesamtbetrag wesentlich mehr Anlagen hätten initiiert werden können.

  1. Bei den "Informierten" ist auf den ersten Blick eine sehr hohe Zahlungsbereitschaft für PV-Anlagen vorhanden, die aber unter Berücksichtigung anderer Faktoren - insbesondere der Erwartung staatlicher Förderungen - relativiert werden muss.
  2. Die Schlüsselfaktoren für eine weitere Verbreitung von PV-Anlagen sind:
    • Förderungen (in unterschiedlichen Formen)
    • eine Reduktion der Anlagenkosten
    • Steigerung der technischen Zuverlässigkeit der Anlagen
    • gezielte Informationsverbreitung hinsichtlich Photovoltaik
    • Steigerung des Umweltbewusstseins

Bibliographische Daten

"Soziologische Begleitforschung zum österreichischen 200kW Photovoltaik-Breitentest"
Reinhard Haas, Michael Ornetzeder, Kristina Hametner, Angela Wroblewski
(alle: GRAT in Kooperation mit der Energy Economics Group (EEG) der Technischen Universität Wien)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 15/1997

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr
244 Seiten
Wien, März 1997