Berichte aus Energie- und Umweltforschung 11/1998
Soziale Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung
Inhaltsbeschreibung
Diese Studie bringt zwei vieldeutige Konzepte - nachhaltige Entwicklung und soziale Innovation - miteinander in Verbindung und unternimmt auf empirischer Grundlage einen Konkretisierungsschritt.
Nachhaltige Entwicklung wird hier in Übereinstimmung mit vielen gängigen Definitionen als eine auf Veränderung angelegte Strategie bezeichnet, bei der der Versuch unternommen wird, Fragen des Umweltschutzes, der Wirtschaftsweise und der sozialen Gerechtigkeit miteinander zu verbinden. Unter sozialen Innovationen verstehen wir neue gesellschaftliche Praktiken zur Lösung von Problemen, die bisherigen Herangehensweisen überlegen sind und aus diesem Grund weitere Verbreitung finden sollten.
Grundlegend für diese Studie ist die These, dass das Potential sozialer Innovationen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung trotz vieler punktueller Aktivitäten und trotz ihrer vermuteten Bedeutung bisher noch nicht ausreichend erkannt und genutzt wurde. Entlang dieser Forschungsleitlinie wurden 230 Initiativen und Projekte im deutschsprachigen Raum recherchiert, die im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung aktiv sind und zum überwiegenden Teil auf sozial innovativen Lösungen beruhen. Davon wurden 122 Projektträger mittels schriftlichem Fragebogen befragt. Mit 14 Vertreterinnen ausgewählter Beispiele wurden zusätzlich mündliche Leitfadeninterviews geführt.
Die Ergebnisse lassen sich thesenartig folgendermaßen zusammenfassen:
- Die Aktivitäten im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, die auf die Lösungskapazität sozialer Innovationen setzen, zeichnen sich durch eine große thematische und konzeptionelle Vielfalt aus.
- Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ist imstande, entsprechende Aktivitäten auf lokaler Ebene zu stimulieren.
- In den meisten Projekten findet zwar eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung statt, trotzdem dominiert - sowohl auf diskursiver als auch auf praktischer Ebene - eine auf den Aspekt des Umweltschutzes reduzierte Auslegung.
- Das Zustandekommen und der Erfolg der Projekte scheint zu einem großen Teil vom Vorhandensein einer zentralen Person bzw. einer effizient arbeitenden Kerngruppe abhängig zu sein.
- In den Projekten stecken in der Regel mehrere soziale Innovationen, die auf jeweils typische Weise miteinander kombiniert sind.
- Die sozialen Innovationen sind wesentlich für den Erfolg der Projekte. - Soziale und technische Innovationen ergänzen sich.
- Mit sozialen Innovationen lassen sich positive Beschäftigungseffekte erzielen, wenngleich auf unbefriedigender finanzieller Basis.
- Eine Übertragung erfolgreicher Projektbeispiele ist zwar möglich, sie erfordert aber erhebliche Adaptionsleistungen.
Bibliographische Daten
Soziale Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung
Michael Ornetzeder, Barbara Buchegger (alle: Zentrum für soziale Innovationen)
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 11/1998
Im Auftrag des Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr
158 Seiten
Wien, November 1998