Berichte aus Energie- und Umweltforschung 2/2001
Produktion von farbstoffliefernden Pflanzen in Österreich und ihre Nutzung in der Textilindustrie
Inhaltsbeschreibung
Die verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe stellt einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung dar, wenn bei gleichzeitiger Nutzung erneuerbarer Rohstoffe nicht-erneuerbare Ressourcen geschont, Umweltbelastungen über die gesamte Produktionskette reduziert, landwirtschaftliche Flächen erhalten und Arbeitsplätze mit regionaler Wertschöpfung geschaffen und gesichert werden. Als massives Hemmnis für die breite Nutzung nachwachsender Rohstoffe wurde die mangelnde Verknüpfung von Angebotsseite (Landwirtschaft) und Nachfrageseite (Industrie) festgestellt.
Das vorliegende Projekt befasst sich mit einem Teilbereich der nachwachsenden Rohstoffe, den Färbepflanzen. Kern des Projektes ist die Verknüpfung des landwirtschaftlichen Angebotes an Rohstoffen mit den Erfordernissen der verarbeitenden Gewerbe- und Industriebetriebe. Die Verknüpfung erfolgt in Form der Erarbeitung von Produktions-Nutzungsketten, die ökonomisch machbar, technisch umsetzbar und ökologisch vertretbar sind.
Angebotseitig sind kaum Umsetzungsschwierigkeiten zu erwarten, durch Anbauversuche könnten Erträge abgeschätzt werden, die in weiterer Folge Bemessungsgrundlage für erste Kostenabschätzungen darstellen könnten.
Nachfrageseitig (Textilindustrie) besteht generell Interesse an der Verwendung von Färbepflanzen. Für eine tatsächliche Realisierung werden zahlreiche Forderungen gestellt, die mit der landwirtschaftlichen Logistik primär nicht vereinbar sind. So sollte es einen Ansprechpartner für Naturfarben geben, der einerseits eine Standardisierung des Pflanzenmaterials vornimmt und andererseits Farbqualitäten und Echtheitsniveaus garantiert.
Die im Zuge dieses Projekts erstellte Farbkarte, die konkrete Ergebnisse für acht ausgewählten Färbepflanzen zeigt, ist ein wesentlicher Ansatzpunkt für eine industrielle Nutzung dieser nachwachsenden Rohstoffe. Denn damit ist erstmals auch für Pflanzenfarben Information über Farbton, Farbqualität, Nuancierbarkeit etc. vorhanden, die für jeden herkömmlichen Farbstoff vom Hersteller bereitgestellt wird.
Die wichtigste Erkenntnis, die bei der Erstellung der Produktions-Nutzungsketten sehr deutlich wurde, ist das "missing link" zwischen Anbietern der unterschiedlichen Pflanzenmaterialien und der Textilindustrie. Um die Anwendung von Pflanzenfarben in industriellen Färbebetrieben zu gewährleisten, muss es gelingen, eine Betriebsstruktur zu schaffen, die Pflanzenmaterial von unterschiedlichsten Anbietern ankauft um daraus ein für die Industrie nutzbares Produkt herzustellen. Mit anderen Worten, erst wenn es einen Ansprechpartner für Betriebe gibt, der wie ein Farbhersteller die Aufbereitung, Standardisierung und verfahrenstechnische Betreuung der von ihm vertriebenen Naturfarben übernimmt, werden Färbepflanzen in der österreichischen Textilindustrie zum Einsatz kommen.
Bibliographische Daten
"Produktion von farbstoffliefernden Pflanzen in Österreich und ihre Nutzung in der Textilindustrie"
Projektleitung: Erika Ganglberger, Susanne Geissler
(alle: Österreichisches Ökologie-Institut)
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 2/2001. Themenbereich: Potential an nachwachsenden Rohstoffen unter Aspekten der Nachhaltigkeit.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie
107 Seiten
Wien, Jänner 2001