Berichte aus Energie- und Umweltforschung 9/2002
Ökonomische Modellierung nachhaltiger Strukturen im privaten Konsum

Untersuchung nachhaltiger Strukturen des privaten Konsums im Raumwärme- und Verkehrsbereich in Österreich

Inhaltsbeschreibung

In den vergangenen Jahrzehnten gab es in der umweltpolitischen Diskussion weitgehend eine Konzentration auf die negativen Umweltauswirkungen von Produktionsprozessen. Das Thema nachhaltige Entwicklung als ganzheitlicher Zugang wurde mit dem Rio Earth Summit 1992 zum wissenschaftlichen und politischen Thema. Immer stärker werden auch Konsumverhalten und Lebensstile als bestimmende Faktoren für eine nachhaltige Entwicklung erkannt. Konsumstrukturen beeinflussen Produktionsprozesse und bedeuten den Verbrauch von Ressourcen. Steigende Konsumnachfrage führt zum einen zu einer Belastung der Umwelt, da mit der Befriedigung der Nachfrage ein steigender Material- und Energieverbrauch verbunden ist. Zum anderen führt eine steigende Konsumnachfrage auch zu einem Anstieg des Abfallanfalls.

Eine Veränderung der Konsumstrukturen ist, gegeben die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des privaten Konsums, für eine nachhaltige Entwicklung unabdingbar. Die notwendigen Schritte für eine Umorientierung der Konsumprozesse sowie ein methodologischer Rahmen für ökologisch-ökonomische Informationssysteme werden in der Literatur behandelt, an einer quantitativen Abbildung mangelt es jedoch bislang.

Vor diesem Hintergrund wurde als Zielsetzung für diese Studie die ökonomische Modellierung und Quantifizierung von Veränderungen des Konsumverhaltens in den Bereichen Raumwärme und Verkehr gewählt, für die eine annähernd adäquate Datenbasis vorhanden ist. Es geht dabei um die Evaluierung verschiedener technischer Optionen sowie Veränderungen im Lebensstil und deren Auswirkungen auf die Energieflüsse. Die Zielsetzung in der Konsummodellierung ist in diesem Fall, über die herkömmliche Modellierung des privaten Konsums hinauszugehen und insbesondere für die Bereiche Verkehr und Raumwärme auch nicht-ökonomische Größen modelltechnisch und empirisch darzustellen. Eine wesentliche Neuerung stellt die Fokussierung auf Dienstleistungen sowie die Abbildung der Wechselwirkungen zwischen Stocks (Kapitalbestand) und Flows (Energie- und Materialströme) dar. Ebenso wird versucht, "Demand Shifts" als Folge von Änderungen des Konsumstils zu erfassen.

Die vorliegende Untersuchung geht von einem breiten Ansatz aus. Das heißt, neben der Modellierung und empirischen Analyse dieser beiden Teilbereiche für Osterreich, wird internationalen Arbeiten und Forschungen für die Themenbereiche Informationssysteme, sowohl in Hinblick auf deskriptive Analysen ökonomisch-ökologischer Wechselwirkungen Raum gegeben. Darüber hinaus wird ein Literaturüberblick über Konzepte und Umsetzungsversuche nachhaltiger Konsumstrukturen gegeben. Die Ergebnisse zu den Informationssystemen einerseits und den methodischen Konzepten zu nachhaltigen Konsumstrukturen andererseits verdeutlichen die Komplexität der Fragestellung.

Die Motivation für die vorliegende Studie lag unter anderem darin, in der Konsummodellierung über die herkömmlichen ökonomischen Modelle hinauszugehen und insbesondere auch nicht-ökonomische Maßnahmen in den Bereichen Verkehr und Raumwärme in ein empirisches Modell für Österreich zu implementieren. Dabei geht es insbesondere um die Evaluierung verschiedener technischer Optionen sowie Veränderungen im Lebensstil und deren Auswirkungen auf die Energieflüsse. Angestrebt wird hierzu in erster Linie eine Fokussierung auf die Dienstleistungen sowie die Abbildung der Wechselwirkungen zwischen Stocks und Flows.

Die Studie geht von einer Analyse der Informationssysteme zu den Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Umwelt aus. Behandelt werden das System of Integrated Environmental and Economic Accounting (SEEA). Die Struktur dieses Konzepts, das im Wesentlichen aus Satellitenkonten zur herkömmlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung besteht, wurde von der UNO erstmals 1993 veröffentlicht. Die Ausführungen in der vorliegenden Untersuchung beziehen sich auf die vorläufigen im Internet verfügbaren Kapitel der SEEA-Revision 2000.

Neben der Darstellung des SEEA werden internationale Arbeiten zu Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung vorgestellt. Der Zusammenhang zur ökologischen VGR ist einerseits dadurch gegeben, dass für die Indikatoren Daten erforderlich sind, die auch im SEEA vorgesehen sind und andererseits auch das SEEA Hinweise auf die Ableitung von Indikatoren aus den Daten der Satellitenkonten zur VGR beinhaltet. Es ist davon auszugehen, dass die Arbeiten an den Indikatorensystemen die Konzepte zur ökologischen VGR als Hintergrund haben. In der praktischen Durchführung sind die Arbeiten zur ökologischen VGR und zu den Nachhaltigkeitsindikatoren jedoch getrennt.

Ein wichtiges Teilkapitel beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Modellierungszugängen einer Integration von Umwelt und Ökonomie. Die diskutierten Ansätze und Verweise auf empirische Ergebnisse zeigen, dass die Umsetzung dieser Integration im Modellbau noch relativ am Anfang steht.

Weiters werden Forschungsaktivitäten und Konzepte nachhaltiger Strukturen im privaten Konsum beschrieben. Hier geht es einerseits um die Analyse vorherrschender Konsumstile, andererseits um das Verständnis der zugrunde liegenden Konsummotive und Antriebskräfte für das Konsumwachstum und der daraus erwachsenden Umwelteffekte. Der erste Abschnitt dieses Kapitels widmet sich den methodischen und theoretischen Arbeiten, während im zweiten Teil ein Überblick über Initiativen zur Umgestaltung des individuellen Konsumverhaltens gegeben wird.

Die Studie befasst sich außerdem mit der Modellierung und Abbildung nachhaltiger Konsummuster in Österreich. Ausgehend von der Beschreibung des Umweltbewusstseins privater Haushalte in Österreich werden verschiedene Ansätze der Konsummodellierung um Aspekte nachhaltigen Konsumverhaltens erweitert und adaptiert. Die Identifikation "nachhaltiger" Haushaltstypen und die Modellierung von Demand-Shifts wird mit den Daten der Konsumerhebung 1999/2000 für Osterreich abgebildet. Diese Analysen gemeinsam mit der Beschreibung der Datengrundlage bilden die Voraussetzung für das Gesamtkonsummodell, das in der Studie dargelegt wird.

In der Folge entwickelte Modell ökonometrisch geschätzt und verschiedene Simulationsszenarien durchgerechnet. Ausgehend von einem vorgegebenen 'Nachhaltigkeitsziel" werden die Auswirkungen einer Veränderung der Nachfragestrukturen für die Bereiche Raumwärme und Verkehr in einem Gesamtkonsummodell für Osterreich abgebildet.

Downloads

Ökonomische Modellierung nachhaltiger Strukturen im privaten Konsum - am Beispiel Raumwärme und Verkehr

Schriftenreihe 09/2002 D. Kletzan, A. Köppl, K. Kratena, S. Schleicher, M. Wüger
Deutsch, 180 Seiten, vergriffen

Downloads zur Publikation

Bibliographische Daten

Ökonomische Modellierung nachhaltiger Strukturen im privaten Konsum am Beispiel Raumwärme und Verkehr

Daniela Kletzan, Angela Köppl, Kurt Kratena, Stefan Schleicher, Michael Würger
(alle: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 9/2002
Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie

Wien, April 2002
180 Seiten