Berichte aus Energie- und Umweltforschung 8/1997
Ökonomische Evaluation der Biomassenutzung

Berechnung der volkswirtschaftlichen Rentabilität von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen

Inhaltsbeschreibung

egenstand der vorliegenden Untersuchung sind Biomasse-Nahwärmeversorgungssysteme in ländlichen Regionen. Die Anzahl der in Österreich in Betrieb genommenen Biomasse-Nahwärmeversorgungssysteme stieg von einer Anlage im Jahr 1979 auf rund 220 Versorgungssysteme im Jahr 1994 an. Aufgrund der hohen Investitionskosten von Biomasse-Nahwärmesystemen steht der wachsenden Anzahl dieser Anlagen ein steigender und häufig diskutierter Bedarf an Fördermitteln gegenüber. Es stellt sich die Frage, ob die derzeit gewährten Förderungen gerechtfertigt und effizient sind, oder ob energie- und umweltpolitische Ziele durch andere Förderung effizienter erreicht werden könnten. Zentrale Aufgabenstellung dieser Untersuchung ist daher- die ökonomische Bewertung von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen.

Die Auswirkungen von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen betreffen die Bereiche Landwirtschaft, Umweltschutz, Energiewirtschaft und Wirtschaftspolitik und tangieren sowohl regional- als auch volkswirtschaftlich relevante Zielsetzungen. Ziel dieser Studie ist unter anderem die Erfassung der wesentlichen Auswirkungen von Biomasse-Nahwärmesystemen und, soweit dies möglich ist, die Quantifizierung und Monetarisierung dieser Auswirkungen im Vergleich mit bisher eingesetzten Heizsystemen.

Die ökonomische Bewertung von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen im Hinblick auf betriebs-, regional- und volkswirtschaftliche Zielsetzungen erfolgt mit Hilfe der hierarchischen Wirtschaftlichkeitsanalyse. Gemäß der hierarchischen Wirtschaftlichkeitsanalyse wird nach einer kurzen Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes die betriebswirtschaftliche Analyse durchgeführt. Hier werden die durchschnittlichen Kosten, Absatzstruktur und Erlöse von Biomasse-Nahwärmeversorgungsunternehmen ermittelt, geeignete Methoden zur betriebswirtschaftlichen Beurteilung diskutiert und am Beispiel eines bereits realisierten Nahwärmesystems angewandt.

Einfach Kennzahlen zur Beurteilung der Auslastung, Kosten- und Erfolgsstruktur von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen werden entwickelt und sowohl anhand durchschnittlicher Werte als auch auf Basis eines konkreten Nahwärmesystems quantifiziert.

Im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse werden wichtige Eingangsgrößen wie zum Beispiel Energiepreise und Investitionskosten variiert, um relevante Einflussgrößen auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen auszuweisen. Neben der betriebswirtschaftlichen Beurteilung von Nahwärmeunternehmen werden auch wirtschaftliche Aspekte der Wärmekonsumenten und Brennstofflieferanten untersucht.

Die betriebswirtschaftliche Analyse gibt unter anderem darüber Aufschluss, ob die Forcierung von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen staatlichen Eingriff erfordern oder ob sich solche Systeme aufgrund der betriebswirtschaftlichen Rentabilität ohnehin am Markt durchsetzen könnten.

Anschließend an die betriebswirtschaftliche Analyse wird die Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt. Im Gegensatz zur betriebswirtschaftlichen Analyse werden hier auch gesellschaftliche Kosten (z. B. Förderungen, Emissionen bei der Errichtung von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen, usw.) und Nutzen (Ressourceneinsparungen und Emissionseinsparungen gegenüber bisher eingesetzter Heizsysteme, usw.) berücksichtigt. Diese Analyse gibt Aufschluss darüber, welche Kosten der Volkswirtschaft durch Errichtung und Betrieb von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen entstehen und welche Nutzen die Volkswirtschaft daraus ziehen kann.

Die Kosten-Nutzen-Analyse gibt unter anderem darüber Aufschluss, ob staatlicher Eingriff zur Forcierung von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen aus volkswirtschaftlicher Sicht gerechtfertigt ist. Die Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Analyse werden zur Ausarbeitung effektiver staatlicher Maßnahmen zur Forcierung von Biomasse-Nahwärmeversorgungssystemen herangezogen. Hier werden die Auswirkungen veränderter Rahmenbedingungen wie Energiesteuern, Anschlusszwang und unterschiedliche Fördermodelle auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg von Biomasse-Nahwärmeversorgungsunternehmen ermittelt.

Wertschöpfungs-, und Beschäftigungseffekte sowie steuerliche Rückflüsse werden im Rahmen der Input-Output-Analyse untersucht. Hier wird auf Basis der österreichischen Input-Output-Tabelle abgeschätzt, wie viele Personenjahre an zusätzlicher Beschäftigung und wie viel Schilling Wertschöpfung durch die Errichtung und den Betrieb eines Biomasse-Nahwärmesystems induziert werden. Diese Effekte werden regional differenziert betrachtet. Fiskalische Rückflüsse, die aus den Investitionen in ein Biomasse-Nahwärmeversorgungssystem resultieren, werden ebenso errechnet.

Sämtliche Untersuchungen werden mit den Daten eines bereits realisierten Biomasse-Nahwärmeversorgungssystems und, soweit möglich, anhand durchschnittlicher Werte vorgenommen.

Bibliographische Daten

"Ökonomische Evaluation der Biomassenutzung"
Wilfried Schönbäck, Heidelinde Adensam, Michael Kosz
(alle: Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, Technische Universität Wien)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 8/1997

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Kunst, Bundesministerium für Umwelt und Familie
180 Seiten
Wien, April 1996