Berichte aus Energie- und Umweltforschung 2a/1996
Neuorientierung der Wärmeversorgung des Bezirks Budweis - Deutsche Kurzfassung
Inhaltsbeschreibung
In der Tschechischen Republik besteht zunehmend der Wunsch und die Bereitschaft, die durch die Wärmeversorgung verursachte Luftverschmutzung zu reduzieren. Um eine deutliche Verbesserung möglichst rasch zu erreichen, wird in überwiegendem Ausmaß und häufig als einzige Maßnahme ein Umstieg von Kohle, Öl, Holz und diversen Abfällen auf das "emissionsärmere" Erdgas angestrebt; und zwar sowohl für betriebliche und kommunale Anlagen, als auch in Form eines Anschlusses der Haushalte und Betriebe an die öffentliche Gasversorgung.
Ein derartiger Energieträgerwechsel kann über die gut funktionierenden Strukturen der Energieversorgungsunternehmen (EVU) und den derzeit noch sehr niedrigen Gaspreis relativ leicht vollzogen werden. Was der Betrieb, der Haushalt oder die Gemeinde in diesem Fall für die Realisierung braucht, sind gewisse, je nach Situation eigens zu verhandelnde und damit unterschiedliche finanzielle Mittel, (beinahe) alles andere übernehmen die EVU.
Einige wesentliche Möglichkeiten bleiben dabei aber gewöhnlich auf der Strecke, so etwa
- Nutzung der bestehenden Infrastruktur, wie z.B. funktionstüchtige oder adaptierfähige Anlagen und Systeme
- regional verfügbare erneuerbare Energiequellen wie vor allem Biomasse, Sonne etc., Abwärmenutzung etc.
- Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauches (wie Wärmedämmung, Wirkungsgradverbesserung bei Heizsystemen etc.)
- Abstimmung des Wärmeversorgungskonzeptes mit dem Regionalentwicklungsprogramm
Aus obigen Gründen wurde daher in der vorliegenden Arbeit eine flächendeckende öffentliche Gasversorgung keiner weiteren Betrachtung unterzogen.
Die Entscheidungsträger für eine nachhaltige Entwicklung auf dem Energiesektor und im speziellen im Bereich der Wärmeversorgung sind, auf Grundlage politischer und gesetzlicher Rahmenbedingungen, weitestgehend die kommunalen Verwaltungsstellen.
Die Gesamtaussage der gegenständlichen Studie richtet sich daher schwerpunktmäßig an das Bezirksamt und die Gemeindeämter (obwohl Teilbereiche auch für Fachorganisationen, Betriebe u.ä.m. nutzbar sind).
Es werden dabei, wie schon oben erwähnt, vor allem relevante Möglichkeiten zur Optimierung der Wärmeversorgung aufgezeigt, die im wesentlichen
- ein hohes Maß an nachhaltiger Energieeinsparung und Emissionsreduktion bewirken
- regional verfügbare erneuerbare Energiequellen wie Biomasse und Sonne berücksichtigen
Um sich aus Gemeinde- oder Bezirkssicht relativ kurzfristig einen Überblick über Einsparpotentiale, umweltschonende Energieträgerressourcen, zukunftsorientierte Wärmeversorgungskonzepte sowie den zur Umsetzung erforderlichen überschlägigen Finanzierungsbedarf verschaffen zu können, wurde eine eigene methodische Vorgangsweise zur
- Erfassung bzw. Erhebung der wesentlichen Daten
- Beurteilung des IST -Zustandes
- Erarbeitung eines ortsumfassenden Grobkonzeptes bzw. eines Optimierungskonzeptes für Betriebe
- Analyse und Bewertung der Wirtschaftlichkeit bzw. Finanzierbarkeit
- Erfassung der prinzipiellen Zuständigkeit für Sanierungsmaßnahmen auf Grund der Eigentumsverhältnisse
entwickelt.
Als konkrete Untersuchungsobjekte wurden, nach Eigenrecherchen und auf Vorschlag des Bezirksamtes Budweis, beispielhaft 3 Betriebe und ein Gemeindehauptort herausgegriffen.
Die oben erwähnte Vorgangsweise wurde somit auf praktischen Grundlagen aufgebaut und in einer Weise aufbereitet, dass sie modellhaft auch auf andere Orte, Gemeinden und Betriebe umlegbar ist.
Den erarbeiteten objektspezifischen Konzepten sind allgemeine Anleitungen vorangestellt, in die unter anderem einschlägige Studien und Untersuchungen miteingebracht wurden.
Das kommunale Wärmeversorgungskonzept basiert großteils auf statistischen Daten, die naturgemäß nicht immer vollständig mit der derzeit vorherrschenden Situation übereinstimmen.
Durch den umfassenden Aufbau (Einbindung der wesentlichen technischen, ökologischen, ökonomischen, lokalen und regionalen Aspekte) und unter Einhaltung der beschriebenen methodischen Vorgangsweise führen die Ergebnisse und Aussagen auf Gemeinde- und insbesondere auf Bezirksebene zu einer zukunftsorientierten Gesamtsicht, die Fehlentwicklungen vermeiden hilft und nachvollziehbare -Hilfestellung für eine möglichst umweltverträgliche und wirtschaftlich leistbare Neugestaltung der Wärmeversorgung bietet.
Diese Arbeit kann zwar keine direkte Lösung der Problematik einer Finanzierung von Investitionen in Energieeinspar- und Emissionsreduktionsmaßnahmen anbieten, sie soll aber die Leser und zuständigen Entscheidungsträger darin bestärken, alle prinzipiell praktikablen Möglichkeiten einer Energieeinsparung zu nutzen und erneuerbare Energiequellen in größtmöglichem Ausmaß zu verwenden.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass etwa auf Bezirksebene, der mögliche Bedarf an solchen Wirtschaftsgütern großflächig erhoben und detailliert dargestellt und in der Folge die Realisierung der Maßnahmen durch entsprechende Programme unterstützt wird.
Ziele und Inhalt
Im Sinne einer Verringerung der Umweltbelastung und hier vor allem der grenzüberschreitenden Luftverschmutzung aus der Wärmeversorgung, soll diese Studie Entscheidungsträgern der Tschechischen Republik auf Bezirks-, Gemeinde- und Betriebsebene fundierte, nachvollziehbare Unterstützung für eine Umsetzung von umweltrelevanten Umstrukturierungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen auf dem Wärmeversorgungssektor eines Verwaltungsbezirkes bieten. Als zu untersuchendes Gebiet wurde der Bezirk Budweis ausgewählt.
Zu diesem Zweck wurden folgende Inhalte erarbeitet:
- Energieeinspar- und Emissionsreduktionspotentiale auf betrieblicher und kommunaler Ebene
- Repräsentative Beispiele anhand nachvollziehbarer Konzepte zur Optimierung der Wärmeversorgung auf Gemeinde- und Betriebsebene:
- Energieeinsparkonzepte für drei Betriebe aus verschiedenen Branchen
- Kommunales Wärmeversorgungskonzept mit zwei Varianten (Fernwärme auf Basis Biomasse und auf Basis Gas) und Wirtschaftlichkeitsanalysen
Diese Konzepte schaffen die Grundlagen für Planungen und Ausschreibungen. Unter anderem sollen diese Grundlagen es ermöglichen, Angebote von einheimischen und ausländischen Firmen einzuholen und damit einen exakten Überblick über die nötigen Investitionen und die erforderliche Logistik zu bekommen, wie z.B. Projektdauer, Festlegung von Prioritäten bei Bau und Finanzierung etc.. Um z.B. die Möglichkeiten einer ausländischen Finanzierung bzw. Mitfinanzierung ausschöpfen zu können, ist ein derartiger Finanzierungsplan notwendig.
Damit werden Entscheidungshilfen bzw. Anleitungen für die bei einer Projektrealisierung entscheidenden Fragen, WELCHE Investitionen WIE, WO, WANN und durch WEN in Angriff zu nehmen wären, geboten.
- Potentialabschätzung der Sonnenenergienutzung zur Warmwasserbereitung in Nove Hrady
- Regionalanalyse des Bezirks Budweis
- Im Sinne einer "Hilfe zur Selbsthilfe" werden diese Inhalte ergänzt über:
- Allgemeine Anleitungen für eine energiepolitische Neuorientierung der Wärmeversorgung
- Konkrete Anleitungen (Methode) zur Erstellung von betrieblichen Energieeinsparkonzepten, kommunalen Wärmeversorgungskonzepten und zur Durchführung von Regionalanalysen
Bibliographische Daten
"Neuorientierung der Wärmeversorgung des Bezirks Budweis"
J, Mergili, G. Messner, I. Benes, M. Pichal
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 2a/1996
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
57 Seiten
Wien, Juli 1995