Berichte aus Energie- und Umweltforschung 4/2000
Marktpotenzial von Dörrobst in Österreich
Inhaltsbeschreibung
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden in Österreich 83 Erzeuger von Dörrobst eruiert und telefonisch befragt. Geht man davon aus, dass durch den Mangel an Statistiken oder anderer Erhebungen keine vollständige Erfassung möglich war, so muss von einer Gesamtzahl von etwa 100 Erzeugern ausgegangen werden. Davon verarbeiten etwas mehr als die Hälfte eine Jahresmenge zwischen 100 und 1000 kg Frischobst.
Der Produktschwerpunkt liegt bei Birnen, gefolgt von Äpfeln und Zwetschken. Getrocknete Marillen sind mengenmäßig unbedeutend.
Der Absatz erfolgt bei 90 % der Erzeuger über die Direktvermarktung, also Ab-Hof, über Bauernmärkte oder -läden bzw. per Postversand an den Endverbraucher. Dabei sind die Obstgewinnung, die Aufbereitung, Trocknung und Vermarktung zumeist in einer Hand.
Durch die hohen Produktionsmengen von zwei österreichischen Erzeuger ist mengenmäßig der Dörrobstabsatz an Weiterverarbeiter am Wichtigsten.
Die Preise österreichischer Trockenfrüchte sind regional stark unterschiedlich und weisen auf regionalisierte Märkte mit geringer überregionaler Markttransparenz hin. Die Preise sind aber auch von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich und hängen einerseits mit dem eigenen Angebot, aber auch mit der Bewertung der eigenen Arbeitskraft zusammen.
Importierte Trockenfrüchte und österreichisches Dörrobst bilden qualitativ und preislich klar getrennte Märkte. Importware besitzt mehr Restfeuchte, wird chemisch konserviert und ist preislich erheblich tiefer angesiedelt.
Bei Bioprodukten sind die Unterschiede zwischen österreichischer und importierter Ware de facto unbedeutend, da auch Importware nicht chemisch konserviert wird, und die Preisunterschiede deutlich geringer sind.
Stellt man Importe und Inlandserzeugung nebeneinander, so ergibt sich für Zwetschken (Pflaumen) und Äpfel ein großes Substitutionspotential. Bei Birnen dominiert die Inlandsproduktion bereits jetzt gegenüber den Importen.
Bei den Trocknungsanlagen ist zwischen traditionellen Dörrhäusern mit Holzbefeuerung und Trocknungseinrichtungen mit indirekter Beheizung (Heißwasser, elektrische Energie) zu unterscheiden. Hierbei werden auch unterschiedliche Dörrobstprodukte erzeugt: Kletzen und ganze Zwetschken einerseits, Knabberobst (Apfel-, Birnenscheiben, halbierte Zwetschken) andererseits.
Fast 40 % der Erzeuger haben ihre Trocknungseinrichtung selbst errichtet und mehr als die Hälfte aller Erzeuger (einschließlich der Dörrhäuser) sind mit ihren Anlagen zufrieden. Dies heißt aber nicht, dass diese Anlagen auch energetisch und trocknungstechnisch schon optimiert sind. Hier besteht noch konkreter Forschungsbedarf.
Inzwischen werden Trocknungseinrichtungen und Geräte für die Verarbeitung von verschiedenen Erzeugern angeboten, wobei bisher noch viele Kleinerzeuger vor den relativ hohen Investitionskosten zurückscheuen. Dies kann als ein Charakteristikum des derzeitigen österreichischen Dörrobstmarktes angesehen werden.
Das akute Problem der Rauchinhaltstoffe auf Dörrobst aus Dörrhäusern bedarf dringend einer genaueren Untersuchung und einer technischen Lösung, um marktfähige Produkte zu erzeugen. Derzeit ist durch dieses Problem eine gegründete Erzeuger-Gemeinschaft im Pielachtal/NÖ in ihrer weiteren Entwicklung behindert.
Der Markt für Dörrobst in Österreich kann insgesamt als ausbaufähig bezeichnet werden und bietet einen Zuerwerb für kleinstrukturierte Betriebe und eine Unterstützung für den Streuobstbau in Österreich.
Bibliographische Daten
Marktpotenzial von Dörrobst in Österreich. Erhebung des Marktpotentiales sowie der vorhandenen Erzeugungsstrukturen von Dörrobst in Österreich
Richard Dietrich, Hermann Dissemond,. Heinrich Wohlmeyer
(alle: Österreichische Vereinigung für Agrarwissenschaftliche Forschung)
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 4/2000
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr
Lauterach März 2000
47 Seiten