Berichte aus Energie- und Umweltforschung 6/1999
Energieeffiziente Universitäten

Bündelung, Verstärkung und Vernetzung von Aktivitäten zur Steigerung der Energieeffizienz an den Universitäten

Inhaltsbeschreibung

Die effiziente Bereitstellung von Dienstleistungen ist ein betriebs- und volkswirtschaftliches Anliegen. Zusammen mit der Nutzung erneuerbarer Energieträger kommt der Energieeffizienz dabei eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung zu. Schließlich hat sich Österreich zu ambitionierten Reduktionsmaßnahmen bei der Emission von Treibhausgasen in den Abkommen von Toronto und Kyoto verpflichtet. Diese Verpflichtungen einzulösen ist gleichzeitig auch eine große Herausforderung.

Die Universitäten sind für eine Vorreiterrolle in diesem Bereich geradezu prädestiniert. Den Energiekosten von ca. 450 Millionen Schilling jährlich steht ein großes Potential an Wissen und Humanressourcen aller Disziplinen gegenüber. Unter diesen Voraussetzungen sollte die Erschließung des, wie in vorliegender Dokumentation beschriebenen Einsparpotentials von bis zu 20% möglich sein. Erfolgreiche Aktivitäten hätten einerseits Vorbildwirkung für andere Bereiche, andererseits einen beträchtlichen Multiplikatoreffekt durch die Einbindung der Studenten und Studentinnen, die ihre erworbenen Erfahrungen und Einstellung auf ihrem weiteren Lebensweg mitnehmen.

Ziel des Projektes ist die Bündelung, Verstärkung und Vernetzung der bereits vorhandenen Aktivitäten sowie deren Ergänzung um neue Aktivitäten, um so eine Steigerung der Energieeffizienz an den Universitäten zu erreichen. Die Umsetzung soll dabei von den Universitäten ausgehen, wobei die E.V.A. vor allem als Katalysator wirken soll.

Effizienter Energieeinsatz und die Senkung der Energiekosten sind durch die derzeitige Organisationsstruktur der Universitäten in zweierlei Hinsicht mit einer Nutzer-Investorproblematik konfrontiert: zwischen dem Eigentümer der Gebäude (BIG bzw. BMwA) und der Universität und zwischen der Universität und den einzelnen Instituten.

1997 betrug der Energieverbrauch der Universitäten fast 250 GWh für Wärme und fast 170 GWh für Strom. Die Kosten dafür beliefen sich bei Wärme auf 175 Millionen Schilling, bei Strom auf 278 Millionen Schilling. Während die Universitätsgebäude lediglich einen Anteil von 14,7 % an der Gebäudekubatur der Bundesgebäude haben, wiesen die Energiekosten (453 Millionen öS) einen Anteil von 23,8 % auf. Das vorhandene wirtschaftliche Einsparpotential wird auf ca. 80 bis 100 Millionen Schilling geschätzt. Dies entspricht einer Einsparung von ca. 20%.

Im Laufe des Projektes konnten bereits konkrete Einsparungen an den Universitäten erreicht werden:

  • 700.000 öS durch Neueinstellung der Klimaanlage bei einem Gebäude der TU Wien
  • 1,3 Millionen öS durch Neuverhandlung des Stromliefervertrages an der WU Wien
  • 800.000 öS durch Verbrauchsanalyse und darauf aufbauende Maßnahmen bei einem Gebäude der Universität Wien
  • 100.000 öS durch Oberprüfung der Betriebserfordernis von Geräten bei der Veterinärmedizinischen Universität vor den Weihnachtsfeiertagen 1998

Darüber hinaus kam es - angeregt durch das Projekt - an den Universitäten zur Umsetzung einer Vielzahl kleinerer Einzelmaßnahmen.

Basierend auf der Analyse des Energieverbrauchs der einzelnen Universitäten sowie den Gesprächen und Informationen im Rahmen des Projektes wurde ein Maßnahmenkatalog mit 23 Einzelmaßnahmen erstellt, durch die es zu einer Steigerung der Energieeffizienz kommen kann. Der Großteil dieser Maßnahmen ist im organisatorischen Bereich angesiedelt und bedarf keiner großen Investitionen im Bereich "Hardware".

Die Diplomarbeitsbörse - eine der vorgeschlagenen Maßnahmen - wurde bereits während der Projektlaufzeit gestartet, um das an den Universitäten durch die Studierenden vorhandene Potential besser zu nützen. Ziel der Börse ist, dass Studierende im Rahmen ihrer Diplomarbeit Fragestellungen zur Energieeffizienz an der Universität behandeln. Sieben Arbeiten wurden letztlich für den damit verbundenen Wettbewerb eingereicht.

Als Teil des Projektes wurden insgesamt sieben Einzelveranstaltungen organisiert, die neben der Informationsvermittlung vor allem der besseren Kommunikation aller betroffenen Gruppen dienten. An vier Kleinveranstaltungen, die sich den Themen BHKW, Licht, Gebäudemanagement, Lastmanagement widmeten, nahmen jeweils 60 bis 70 Vertreter der Universitäten und der öffentlichen Dienststellen teil. Ein Workshop zum Thema Contracting richtete sich speziell an die Vertreter der Universitäten. Zwei jeweils zweitägige Großveranstaltungen beleuchteten zu Beginn und zum Abschluss des Projektes die Themenstellung aus einer ganzheitlichen Sicht.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es durch das Projekt gelungen ist, das Thema Energie an den Universitäten wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken und dadurch direkt und indirekt Energie und Energiekosten zu sparen.

Bibliographische Daten

Energieeffiziente Universitäten
Georg Benke, Klemens Leutgöb, Waltraud Schmid (alle: Energieverwertungsagentur)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 6/1999
Im Auftrag des Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr
146 Seiten
Wien, April 1999