Berichte aus Energie- und Umweltforschung 5/2000
ECODESIGN in Klein- und Mittelbetrieben

Polsterdesign, Entwicklung eines Kriterienrasters und Leitfadens für die Beurteilung der ökologischen Verträglichkeit von Polstermöbeln unter den Gesichtspunkten von Ecodesign

Inhaltsbeschreibung

In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, sich den Entwicklungen um Ecodesign von zwei unterschiedlichen Zugängen her zu nähern: Einerseits aus Sicht der wissenschaftlichen Diskussion mit einer Literaturrecherche und Darstellung der Hauptströmungen, andererseits aus Richtung der betrieblichen Umsetzung und den damit gemachten Praxiserfahrungen in Klein- und Mittelbetrieben. Aus der Integration der Erfahrungen mit und den Entwicklungen um Ecodesign aus unterschiedlichen Betrachtungsstandpunkten werden bestehende Verbreitungshemmnisse und mögliche Förderfaktoren identifiziert sowie die Bedeutung und die Chancen von Ecodesign in der betrieblichen Praxis von KMUs behandelt. Es wird ein Überblick über die aktuelle Literatur gegeben und die zentralen Punkte kurz zusammengefasst und diskutiert. In 3 Fallbeispielen wurden die in Zusammenhang mit dem Ecodesignprodukt stehenden betrieblichen Entwicklungsprozesse analysiert und dokumentiert. Schwerpunkte waren nicht so sehr die technische Entwicklung der Produkte selbst, sondern die Entwicklung im sozio-ökonomischen Umfeld und die innerbetrieblichen Prozesse.

Sowohl in der Literatur als auch in der betrieblichen Praxis gehen die Auffassung von "Ecodesign" auseinander. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass (Eco)Design bereits bei der Produktidee beginnt und bei der Vermarktung endet. Ästhetik, Qualität und Funktion sind die Eckpfeiler, auf denen Design aufbaut. Für Ecodesign kommt die Forderung einer hohen Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsverträglichkeit hinzu. Bei der Begriffsbestimmung von Ecodesign gehen aber bereits die Ansichten der verschiedenen Autoren auseinander. Typisch ist des weiteren die inkonsistente Verwendung der verschiedenen Begriffe. In der vorliegenden Studie wird der Begriff Ecodesign, der sich im österreichischen und deutschen Sprachgebrauch eingebürgert hat, synonym für bzw. in der Bedeutung von "sustainable product design" verwendet.

Die unklare und divergierende Auffassung über Ecodesign, die in der wissenschaftlichen Diskussion zu finden ist und die zum Teil auch Ausdruck der noch jungen und dynamischen Entwicklung in diesem Bereich ist, findet auch ihr Pendant in der betrieblichen Praxis. Hier sind die Vorstellungen von ökologischer Produktgestaltung und den entsprechenden Beurteilungskriterien ebenso vielfältig wie wenig normierbar. Die Entscheidung, was umweltverträglich ist und was nicht, wird in den Betrieben, zwar meist nach Einbeziehung vielfältiger Unterlagen und Aspekte, intuitiv und subjektiv gefällt. Generell ist feststellbar, daß sich bei den Betrieben hinsichtlich Umweltverträglichkeit der Produkte ein gewisser Pragmatismus durchgesetzt hat: Langlebigkeit und Verarbeitungsqualität sind die Hauptpunkte.

In der Praxis setzt sich das Anforderungsprofil für Ecodesign aus zwei Komponenten zusammen, der marktrelevanten und der ecodesignrelevanten. Betriebe mit Ecodesign-Produkten agieren am klassischen Markt und unterliegen einem ständigen Konkurrenzdruck. Nur wenn die Grundanforderungen des Kunden an das Produkt, die primären Funktions- und Nutzenerwartungen, zumindest in gleicher Weise erfüllt werden wie bei vergleichbaren Produkten, haben die Betriebe langfristig Chancen, sich am Markt durchzusetzen und nicht nur für einen kleinen "ökologischen Nischenmarkt" zu produzieren. Neben der Produktion (Entwurf bis Fertigung) kommt dem Marketing und der Werbestrategie zentrale Bedeutung zu. Nutzenorientierte Produktstrategien (Verkauf von Dienstleistungen statt Produkten) sind für die spezifischen, untersuchten Produkte ungeeignet. Eine besondere Auswirkung auf die Schließung regionaler Kreisläufe durch Ecodesign Produkte ist nicht erkennbar. Die Betriebe sind auch stark von der jeweiligen Branchenentwicklung betroffen.

Die Entwicklung und Marktverbreitung neuer Dienstleistungen und ökologischer Produkte ist ein zweckgerichteter, dynamischer Prozess, der sich auf technischer, organisatorischer, (sozio)ökonomischer und normativer Ebene abspielt. Nur wenn die Aufgaben in allen Bereichen erfüllt werden, kann sich ein Ecodesignprodukt am Markt erfolgreich positionieren. Das Ergebnis der Produktentwicklung ist immer ein Kompromiss zwischen Ökologie, Form bzw. Funktion und Marktmöglichkeiten. Nach den Erfahrungen der Fallbeispiele ist nicht so sehr der technische Bereich das Verbreitungshindernis - hier gibt es auch Unterstützung und Förderungsmöglichkeiten, sondern die organisatorische, (sozio)ökonomische und normative Ebene. Der Ökonomie (Preis-/ Leistungsverhältnis, Kosteneffizienz) kommt dabei besondere Bedeutung zu. Marketing und Werbung sind zentrale Erfolgsfaktoren für den Marktaufbau. KMUs sind hier oft finanziell wie inhaltlich überfordert. Effiziente Unterstützung in diesem Bereich gibt es kaum. Der Marktaufbau muss von öffentlicher Seite durch Aufklärungsmaßnahmen begleitet werden, um die Nutzen- und Funktionserwartungen der Konsumenten auch um Nachhaltigkeitsargumente zu erweitern.

Die Wirkung von Umwelt - bzw. Ecodesign Auszeichnungen geht in zweierlei Richtung: nach außen, d.h. an die Öffentlichkeit, und nach innen, auf den Betrieb. Der innerbetriebliche Haupteffekt ist die Bestätigung für die gesetzten Handlungen und eine Motivationssteigerung für die Beteiligten. Ein direkter Zusammenhang mit der Weiterentwicklung von Produkten oder Produktionstechnologien ist nicht erkennbar. Einige Betriebe versuchen, die Auszeichnung auch für das Marketing zu nutzen. Es dürfte in der Wirkung ein deutlicher Unterschied zu anderen Auszeichnungen bestehen (z.B. Umweltzeichen oder EMAS), für die die Betriebe bestimmte Verpflichtungen eingehen und die auch jährlich erneuert werden müssen.

Bibliographische Daten

ECODESIGN in Klein- und Mittelbetrieben. Polsterdesign, Entwicklung eines Kriterienrasters und Leitfadens für die Beurteilung der ökologischen Verträglichkeit von Polstermöbeln unter den Gesichtspunkten von Ecodesign

Brigitte Hahn, Roberta Rastl, Lothar Rehse, Robert Wimmer
(alle: UMBERA Umweltorientierte Betriebsberatungs-, Forschungs- und Entsorgungs-Gesellschaft m.b.H.)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 5/2000
Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend, Familie und des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr

St. Pölten, Dezember 1999
152 Seiten